Aussergewöhnliches historisches Filmdokument zum Sechstagekrieg

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Foto Screenshot Youtube / Israelisches Staatsarchiv
Foto Screenshot Youtube / Israelisches Staatsarchiv
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Vor der Gründung des Israelischen Fernsehens im Jahr 1971 wurde jede Woche in Kinosälen das Wochenmagazin „Joman Karmel-Herzlija“ ausgestrahlt. Diese wöchentlichen Magazine haben einen grossen historischen Wert, denn sie halten als fast einzige visuelle Dokumentation die Ereignisse der Zeit vor und in den Jahren nach der Staatsgründung fest.

Dieses Filmdokument das kurz vor dem 50. Jahrestag des Sechstagekrieges durch das Israelische Staatsarchiv der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurde, ist am 29. Juni 1967 produziert worden. Es dokumentiert die Ereignisse vom 15. Mai 1967 bis am 14. Juni 1967. Also die Zeit vor dem Sechstagekrieg bis kurz danach. Regisseurin des Filmes war die berühmte Pionierin des israelischen Filmes Margot Klausner.

Im Film sind unter anderem folgenden Persönlichkeiten, mit ihrer Funktion zur damaligen Zeit, zu sehen:

Abba Eban, Aussenminister
Jitzchak Rabin, Generalstabchef
Levi Eshkol, israelische Ministerpräsident
Mosche Dajan, Verteidigungsminister
Gamal Abdel Nasser, Staatspräsident Ägyptens
Hussein bin Talal, König von Jordanien
Alexei Nikolajewitsch Kossygin , Ministerpräsident der Sowjetunion.

Die Spezialsendung wurde in Kooperation mit dem Büro für Film des Ministerpräsidenten und des Pressebüros des Militärs produziert. Die Sendung „spreche für sich selber“, und sei „anders als die üblichen Ausstrahlungen“, so beginnt der Sprecher die Sendung, welche mit der Vorkriegspropaganda in Ägypten beginnt, und mit den bewegenden Bildern von Tausenden von Juden, die an die Klagemauer strömen, zu den Klängen des berühmten Liedes von Nomi Shemer, Jerusalem aus Gold, endet. Der Text des Liedes kann hier gelesen werden.

“Dies hier ist ein Auszug aus einem ägyptischen Nachrichtenmagazin, das uns in die Hände gefallen ist. Dieses Magazin unterscheidet sich ein wenig von anderen, die wir gewöhnt sind, und es spricht für sich selbst.

Seit Monaten, ja sogar Jahren führt der ägyptische Staatspräsident Gamal Abdel Nasser eine aggressive Politik gegenüber Israel. Er bediente sich dabei ungezügelter Hetze und wiegelte die Massen mit einer aus Hass und Gift bestehenden Propaganda auf. Kinder, Jugendliche und Alte lernten von morgens bis abends, Israel zu hassen.

Parallel dazu bereitete sich Nasser gründlich auf die Konfrontation mit uns vor. Und das waren die Phantasien der Ägypter vom Krieg: Die Vernichtung Israels – das war ihre Hoffnung. »Wir haben dich gewählt, wir stehen hinter dir…«

Der ägyptische Tyrann segelte auf den Wellen des Hasses gegen Israel. Die in sich gespaltene und zerrissene arabische Welt vereinte sich auf dem Fundament ihres Hasses gegen Israel und ihres Wunsches, dieses zu vernichten.

Syrien diente als aufwiegelndes Element und eröffnete, von seinen Herrschern überzeugt, einen Völkerkrieg. Mit zunehmender Häufigkeit übten die Syrer Terroranschläge auf israelischem Territorium aus. Die Siedlungen in der Region mussten stark unter ihnen leiden. Ihr grausames Auftreten und ihre unmenschliche Behandlung von Israelis, die ihnen in die Hände fielen, waren sprichwörtlich. Dazu diente Syrien auch als Hauptunterschlupf für (Terror)nester der El-Fatah und anderer Auftragsmörder aller Art.

Eine gewaltige Propagandamaschine bereitete die öffentliche Meinung in Ägypten und in anderen arabischen Staaten auf den Krieg gegen Israel vor. Das ägyptische Militär wurde immer stärker und mit dem Feinsten gerüstet, was die Russen an fortschrittlichem Kriegsmaterial zu bieten hatten. Die UdSSR belieferte Ägypten mit Hunderten von Flugzeugen, Panzern, Kanonen und anderen Waffen. All das sollte gegen Israel eingesetzt werden. Alles wurde vorbereitet, geplant und organisiert – in Vorbereitung auf den Heiligen Krieg, den Djihad.

Mitte Mai begann Nasser damit, starke militärische Kräfte mitten durch die ägyptischen Städte auf die Sinai-Halbinsel zuzubewegen. Während seine Armee sich organisierte, forderte der ägyptische Tyrann die Evakuierung der UN-Kräfte, die an unserer gemeinsamen Grenze eingesetzt waren. Ägyptische Einheiten bezogen entlang der israelischen Grenze Stellung.

Aber allein damit wollte sich der ägyptische Herrscher nicht begnügen. Er isolierte Eilat, indem er die Meerenge des Golfs von Tiran für die Durchfahrt von Schiffe sperrte, die nach Israel unterwegs waren. Es handelte sich um einen offenkundigen kriegerischen Akt, begleitet von lauten Deklarationen und Androhungen eines umfassenden Kriegs gegen Israel war.

Wir hier sahen all das und verfolgten die Entwicklungen voller Sorge. Im demokratisch regierten Israel, das nicht unter der Führung einzigen Menschen steht, sondern derjenigen der Knesset und der Regierung, begann man damit, die erforderlichen Schritte in die Wege zu leiten.

Das Wetzen der Schwerter in den arabischen Staaten setzte sich fort und die erstickende Schlaufe um Israels Hals wurde immer enger. In dieser Zeit der Krise und der Prüfung entstand in Israel die Regierung einer grossen nationalen Koalition, die fast alle Parteien des Hauses umfasste. Nassers Aggressivität aber wurde immer ausgeprägter. Vor versammelten Menschenmassen versprach er, Israel zu vernichten. So phantasierte er sich selbst und seinem Volk den Krieg vor.

Am 5. Juni frühmorgens brachen die Kampfhandlungen aus. Zahal, die israelische Armee, war bereit, die Aggressionen zurückzuschlagen. Die israelische Luftwaffe wurde losgeschickt, um die ägyptischen Flughäfen und Kampfflieger ausser Gefecht zu setzen. Am ersten Tag der Kampfhandlungen schon versetzte die israelische Airforce der ägyptischen Luftflotte einen siegreichen Schlag.

Auch die Marine machte sich auf, um das Land zu verteidigen, und übte waghalsige Aktionen aus.

Das israelische Panzerkorps erkämpfte sich den Durchbruch zum Sinai im Sturm. Nach schweren und erbitterten Schlachten traten die ägyptischen Angreifer schon bald den Rückzug an. Ihre Flucht verwandelte die ungeheuren gepanzerten Kräfte des Feindes in eine geschlagene Armee.

Die Überlegenheit des israelischen Soldaten zeigte sich bereits in den ersten Stunden. Unsere Soldaten kämpften heldenhaft und mit grösster Aufopferungsbereitschaft. Der vernichtende Schlag, den unsere Armee den Ägyptern im Sinai versetzte, zerschlug Nassers Träume vom Ruhm und Eroberungsphantasien in zahllose Splitter.

Tausende von Gefangenen ergaben sich unseren Kräften. Und wieder sah man in der Sinai-Wüste das vertraute Bild − Schuhe. Die unzähligen ägyptischen Gefangenen standen unter Schock und waren gebrochen. Unter der umfangreichen Kriegsbeute, die uns zufiel, fand man auch Raketen, die der Feind gegen uns vorbereitet hatte.

Der jordanische König Hussein, der seit Jahren ein eingeschworener Feind Nassers gewesen war, liess sich nun auf ein Abenteuer ein, das ihn sein halbes Königreich kosten sollte. Während jordanische Flugzeuge israelische Siedlungen bombardierten und Geschütze Tel Aviv und Jerusalem beschossen, machte sich Zahal an die Gegenreaktion.

Ein Schlag von ungeheurer Kraft landete auf dem Haupt der jordanischen Armee. In der Altstadt von Jerusalem kämpften die (isr.) Fallschirmjäger eine schwere und grausame Schlacht, bei der sie sich Haus für Haus vorwärtsarbeiteten. Der Widerstand des Feindes war stark, seine Niederlage aber unvermeidlich. Dutzende von Panzern wurden von den jordanischen Legionären auf ihrer Flucht vor den Israelis verlassen, die das Westjordanland eroberten.

Gleichzeitig bombardierten die Syrer an unserer Nordgrenze die anliegenden Siedlungen. Wie schon seit Jahren, richteten sie ihre Kanonenläufe dabei nicht auf militärische Ziele, sondern bevorzugten es, Ortschaften zu beschiessen und eine möglichst hohe Opferzahl unter der Zivilbevölkerung zu erwirken. Ihr heimtückischer Angriff auf zivile Siedlungen liess uns keine Wahl: die syrischen Golanhöhen, seit Jahren als Ausgangspunkt von Terroraktionen gegen Israel, mussten erobert werden. Die Schützengräben und Bunker, die als stärker galten, als die Marginot-Linie, wurden von den Kräften der Israelischen Verteidigungsarmee plattgewälzt und gesäubert. Nach heftigen Kämpfen fielen die syrischen Golanhöhen in unsere Hand. Die Eroberung von Quneitra stellte die letzte Phase dieses Krieges dar, den die arabischen Staaten uns aufgezwungen hatten.

Noch bevor das Donnern der Geschütze verklungen war, begann in den Hauptstädten der Welt und auf den Korridoren der Vereinten Nationen eine politische Initiative. Auf Antrag der UdSSR trat eine Sondersitzung der UN-Vollversammlung zusammen. Mit scharfen Worten griff Kossygin, das sowjetische Staatsoberhaupt, Israel an, forderte den Rückzug unserer Kräfte und beschuldigte uns einer imperialistischen Politik. Aber nicht immer sagen die Führer der Sowjetunion die Wahrheit. Die Realität stellte sich anders dar. Die Mitarbeiter des Internationalen Roten Kreuzes erklärten, dass wir die Gefangenen fair und gut behandelten. Mit Hilfe von Zahal überquerten Tausende ägyptischer Soldaten den Suez-Kanal.

Foto Screenshot Youtube / Israelisches Staatsarchiv
Foto Screenshot Youtube / Israelisches Staatsarchiv

Als Sieger präsentierte die israelische Armee ein völlig anderes Antlitz als andere Militärs der Welt. Schon wenige Tage nach Ende aller Kampfhandlungen kehrte das Leben in sämtlichen befreiten Gebieten wieder zur Routine zurück. Die Elektrizitäts- und Wasserversorgungsnetze wurden repariert, sämtliche sanitären Einrichtungen wurden wieder in Betrieb genommen, die Läden wurden wieder geöffnet und der Handel erneuert.

Die Meerenge von Tiran, die eine der Hauptursachen für den Ausbruch des Krieges gewesen war, und bei deren Blockade sich Nasser gebrüstet hatte, dass sie nie wieder für israelische Schiffe geöffnet werden würde, kann heute von Schiffen aus aller Herren Länder passiert werden.

Nach dem Sieg von Zahal fordert Israel eine Friedensregelung mit den arabischen Staaten. Der Krieg, in den wir verwickelt wurden, war die Folge von feindseligen Beziehungen und der Nichtanerkennung des Existenzrechts Israels durch die arabischen Staaten.

Abba Eban: »Das war die Situation, gegen die sich Israel am Morgen des 5. Juni verteidigen musste. Ich möchte jeden friedliebenden Delegierten eines Staates hier auffordern, sich zu fragen, wie dieser an jenem Tag reagiert hätte, wenn er mit ähnlichen Gefahren konfrontiert worden wäre. Wenn es unsere Debatte jedoch irgendein Gewicht oder eine Tiefe haben soll, dann müssen wir verstehen, dass bedeutende Ereignisse nicht in einem einzigen Augenblick geboren werden. Es steht ausserhalb von jedem ehrlichen Zweifel, JEDEM EHRLICHEN ZWEIFEL, dass die arabischen Regierungen, geführt und angeleitet von Präsident Nasser, zwischen dem 14.Mai und dem 5. Juni, methodisch einen aggressiven Angriff vorbereitet und lanciert hatten, der darauf abzielte, Israels sofortige und totale Zerstörung herbeizuführen.«

Auf dieser Vollversammlung beschuldigte der Aussenminister Nasser und seine Komplizen aus der Sowjetunion der gesamten Verantwortung für das Geschehene.

Der Krieg war zu Ende. Die israelische Verteidigungsarmee hatte an allen Fronten gesiegt. Das Volk kehrte zur Klagemauer zurück, an der es einst gebetet und von der es über Generationen hinweg geträumt hatte.”

Übersetzung des Filmdokumentes: Rachel Gruenberger-Elbaz