Das arabische Kapitel des Holocausts

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Der Reichsführer-SS Heinrich Himmler begrüsst in seiner Feldkommandostelle den Grossmufti von Jerusalem Amin al Husseini. Foto Bundesarchiv, Bild 101III-Alber-164-18A / Alber, Kurt / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5478109
Der Reichsführer-SS Heinrich Himmler begrüsst in seiner Feldkommandostelle den Grossmufti von Jerusalem Amin al Husseini. Foto Bundesarchiv, Bild 101III-Alber-164-18A / Alber, Kurt / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5478109
Lesezeit: 4 Minuten

Von der muslimischen SS-Einheit über das mörderische „Farhud“-Pogrom in Bagdad bis hin zu den schrecklichen Konzentrationslagern in Nordafrika – all das dürfen wir niemals vergessen.

 

von Dr. Mordechai Kedar

Der Holocaust wird stets als grundsätzlich europäisches Geschehnis wahrgenommen. Üblicherweise wird darauf als „Holocaust der europäischen Juden“ Bezug genommen und als Täter gelten europäische Nationen– die Deutschen und deren Verbündete. Doch wir sollten auch die Aspekte des Holocausts, welche die arabische Welt betreffen, nicht ausser Acht lassen.

Einer der eindrucksvolleren dieser Aspekte war die Rolle des palästinensischen Muftis von Jerusalem, Hadsch Amin al-Husseini. Bereits vor dem Holocaust, als er verschiedene öffentliche Ämter im Land Israel innehatte (1920–1937), riefen seine Predigten während der Aufstände in den Jahren 1920, 1921 und 1929 zum Mord von Juden auf, ebenso während des arabischen Aufstands von 1936. Es ist wenig überraschend, dass er später am Genozid an den europäischen Juden beteiligt war.

Laut den Aussagen von Nazi-Offizieren bei den Nürnberger Prozessen nach Kriegsende gehörte der Mufti zu den Personen, die Hitler dazu drängten, die europäischen Juden auszulöschen – und dies von dem Augenblick seiner Ankunft in Deuschland, Ende 1941, an. Es ist zwar realistisch, davon auszugehen, dass Hitler keiner grossen Ermutigung durch den Mufti bedurfte, dennoch spielte al-Husseini bei der Befürwortung der Vernichtung der Juden und der Umsetzung dieses Plans eine wichtige Rolle.

Mufti schickte muslimische Einheiten

Auch in den Jahren 1942–1944 spielte der Mufti eine bedeutende Rolle für die Nazis. Während dieser Zeit initiierte er die Bildung muslimischer Einheiten im deutschen Militär und der SS. Die Soldaten für diese Einheiten wurden in Jugoslawien und Bulgarien eingezogen. Im Jahr 1944 wurde der Grossteil der ungarischen Juden aus der Umgebung von Budapest – mehr als eine halbe Million Menschen – von den Deutschen zusammengetrieben, mit dem Ziel, sie ins Konzentrationslager Auschwitz zu bringen. Man machte sich jedoch Sorgen, dass Partisanenkämpfer Brücken sprengen und somit den Abtransport stören könnten. Der Mufti schickte die muslimischen Einheiten aus, um die Brücken zu schützen und sicherzustellen, dass die Juden in den Tod geschickt wurden.

Der Mufti machte keinen Hehl aus seinen Absichten. Schriftlich und via Rundfunk erklärte er – hauptsächlich über das Radio von Berlin aus und in arabischer Sprache – seine Absicht, um jeden Preis verhindern zu wollen, dass die europäischen Juden nach Palästina immigrierten. Ihre Vernichtung war aus seiner Sicht notwendig und unabdingbar. Im Juli des Jahres 1945 übernahm die „Jugoslawische Kommission zur Feststellung der Verbrechen der Besatzer und deren Mittäter“ die Resolution 1892, die Amin al-Husseini basierend auf Klausel 23 der Haager Konventionen von 1899 und 1907, auf der Liste der Kriegsverbrecher aufführte. Grund dafür war seine Rolle bei der Zwangseinberufung der Bevölkerung in den besetzten Gebieten.

Die Kommission merkte an:

„Aufgrund der Handlungen [von al-Husseini] … wurde die muslimische SS-Einheit gebildet … wo immer diese Einheiten stationiert waren, begingen sie zahllose Kriegsverbrechen, wie Massenmord, abscheuliche Gräueltaten, das Niederbrennen und Plündern ganzer Ortschaften. Aufgrund dieser Handlungen … wurde der Grossmufti Hadsch Amin al-Husseini der Liste der internationalen Kriegsverbrecher hinzugefügt … er trägt die Verantwortung für die Aufhetzung der Muslime oder anders gesagt für die Nötigung dieser Menschen, die gezwungen wurden, faschistischen Militärorganisationen beizutreten, und hat sich demnach ebenfalls dieser Verbrechen schuldig gemacht.“

Nach dem Krieg floh der Mufti nach Frankreich, wo er von den Franzosen herzlich willkommen geheissen wurde und eine Villa geschenkt bekam, in der er ein Jahr lang lebte.

Abgesehen von der Rolle des Muftis müssen wir in diesem Kontext jedoch auch die Konzentrationslager in Libyen berücksichtigen, die während des Krieges unter Kontrolle der Italiener standen. Die libyschen Juden wurden in Konzentrationslager in der Wüste geschickt: Jadu, Sidi Azaz, Gharyan, Buq Buq, Ifrane. Sie hausten unter erbärmlichen Bedingungen und litten Hunger und Durst. Hunderte gingen elend zugrunde. Wer jagte diese Juden? Wer identifizierte sie für die Deutschen? Die Antwort liegt auf der Hand: ihre muslimischen Nachbarn.

Auch müssen wir uns an den „Farhud“ von Bagdad erinnern, ein Pogrom mit Morden, Vergewaltigungen und Plünderungen, verübt von den irakischen Arabern an den Juden von Bagdad an Schawuot (das jüdische Wochenfest) im Jahr 1941. Insgesamt wurden 179 Juden ermordet, Tausende wurden verwundet, Frauen wurden vergewaltigt und Kinder zu Waisen gemacht – Grund war die dämonische Aufhetzung durch al-Husseini, der zum damaligen Zeitpunkt in Bagdad lebte.

Dr. Mordechai Kedar ist leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter am Begin-Sadat Center for Strategic Studies. Dieser Artikel wurde erstmals in der Israel Hayom veröffentlicht. Übersetzung Audiatur-Online

1 Kommentar

  1. Bitte lieber Autor welche muslimische SS Einheit meinen Sie. Die kroatische Handschar?
    Im ùbrigen sollten Sie auch Ehrlichjeit halber auch die wesentlich erfolgreichere Kooperation der Nazis mit den Zionisten erwähnen Zb. Haavara Abkommen.
    Der israel Publizist Tim Segev schrieb in seinem Buch ‘Die siebte Million’ , daß der Eichmann-Stab bei seinen vielen Palästina besuchen oft im Rotschild Palais residierte.
    Dr. Erwin Goldmann schrieb in seinem Buch ‘ Zwischen zwei Völkern’ daß Admiral Canaris und der Vorsitzende der zionistischen Vereinigung fūr Deutschland Dr Georg Kareski dezidiert die Kennzeichnung der Juden durch den Judenstern forderten.

    Wenn schon dann bitte die ganze Wahrheit.

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