Benny Katzover sitzt in der Siedlung Elon Moreh vor einer atemberaubenden Kulisse: Hinter ihm erstreckt sich ein biblisches Panorama auf die Berge Garisim und Ebal; in dem Tal dazwischen liegt die palästinensische Stadt Nablus, das biblische Schchem (Sichem). Katzover, hagere Statur, blaues Hemd, kann darüber begeistert erzählen: Hier wurde das jüdische Volk eingesetzt, sagt er, als es mit Josua ins Land kam. Es ist historisch und geographisch das Herz von „Eretz Israel“.
Ein Bericht von Sandro Serafin und Merle Hofer (Israelnetz)
Gerade aber rührt Katzover in seinem Kaffee, neigt den Kopf etwas zur Seite und hat ein leicht gequältes Lächeln auf dem Gesicht. Wir sprechen über ein unangenehmes Thema: „Siedlergewalt“. Für viele ist schon der Begriff ein Reizwort, weil es Siedler als solche in Zusammenhang mit Gewalt bringt – Siedler, wie auch Katzover einer ist. Der 77-Jährige hat sich als Pionier der ersten Stunde einen Namen gemacht, gehörte zu den frühen Siedlern in Hebron und trieb anschliessend die Bewegung in Samaria, dem nördlichen Westjordanland, voran.
Hier wählten 87 Prozent Ben-Gvir
„Dieser Radikale?“, fragt eine Israelin später, als wir in Jerusalem erzählen, wen wir getroffen haben. Nicht nur Katzover gilt vielen als Radikaler, sondern die ganze Ortschaft Elon Moreh: Bei den Knesset-Wahlen im November 2022 votierten hier etwa 86 Prozent für den Religiösen Zionismus – das Bündnis des heutigen, innerhalb Israels und international heiss umstrittenen Sicherheitsministers Itamar Ben-Gvir und des Finanzministers Bezalel Smotritsch.
Für viele ist das eine einfache Gleichung: Ben Gvir gleich radikal und radikal gleich Gewalt. Katzover wirkt alles andere als radikal. Man spürt ihm die Liebe für das Land und seine Geschichte ab. Er erzählt ruhig und sachlich. Und nach einem kurzen, nur unterschwellig angedeuteten Seufzer nimmt er ausführlich zum Thema „Siedlergewalt“ Stellung.
„Sie beschädigen den Ruf des Staates“
Katzover leugnet das Phänomen nicht. Und dass er die Gewalt ablehnt, ist für ihn keine Frage: „Sie schaden uns und tun Dinge, die nicht richtig sind. Sie beschädigen sowohl das Siedlungsprojekt, als auch den Ruf des Staates“, sagt er, der in den 1980er und frühen 1990er Jahren dem Regionalrat von Samaria vorstand. Zugleich betont Katzover, dass es sich um eine kleine Minderheit handle.
Dass international die Aufmerksamkeit für das Thema enorm zugenommen hat, interpretiert er so: Die Welt begegne Israel „mal wieder“ mit der typischen Doppelmoral. Ist es nur das? Ist das Problem nicht tatsächlich grösser geworden? Die linke israelische Organisation „Jesch Din“ behauptete zu Jahresbeginn, 2023 sei das Jahr mit der meisten und schwersten Siedlergewalt gewesen, seit sie das Thema 2006 in den Blick genommen hat.
Eine exakte, objektive Einordnung ist wie so oft in diesem Konflikt schwierig. An anderer Stelle erzählt aber auch ein nationalreligiöser Polizist, selber Siedler und in Hebron stationiert, dass er zunehmend mit gewalttätigen Israelis im Westjordanland zu tun hat. Bilder von Siedlern, die etwa palästinensisches Eigentum in Brand stecken, lassen sich nicht leugnen und werden heiss in der israelischen Presse diskutiert.
Jugendliche Problemfälle
Die in der deutschen Presse gängige Erklärung für dieses Phänomen lautet: Die seit Dezember 2022 im Amt befindliche rechte israelische Regierung habe den Siedlern so etwas wie einen Freifahrtschein ausgestellt. Dass mit Itamar Ben-Gvir jemand Sicherheitsminister ist, der jedenfalls ursprünglich der rechtsradikalen kahanistischen Denkströmung entstammt, gebe Gewalttätern das Gefühl, Oberwasser zu haben und machen zu können, was sie wollen.
Selten hingegen hört man eine Binnenperspektive wie die von Katzover. Angesprochen auf Gewalttäter der sogenannten Hügeljugend – jugendliche Israelis, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Hügel des Westjordanlands für israelische Besiedlung zu erobern – holt er aus: „Das ist eine Art von Jugendlichen, die es in der ganzen Welt gibt. Sie bringen in der Schule schlechte Leistung, wollen keine Verantwortung übernehmen, erkennen die Lehrer nicht an, niemand zeigt ihnen, wo es lang geht.“
Demnach wäre es nicht anders als mit deutschen Jugendlichen, die unter verkorksten Lebensumständen in den Linksextremismus, Rechtsextremismus oder auch Islamismus abgleiten und schliesslich den Sinn ihres Lebens in der Gewalt suchen: „Ein Teil von ihnen findet seine Bestimmung dann draussen, indem sie mit Schafen und Ziegen arbeiten, und teilweise eben auch in Form von Gewalt“, führt Katzover mit Blick auf gewalttätige Siedler der Hügeljugend aus, von denen ihm selbst einige bekannt sind. So werden dann auch die israelischen Sicherheitskräfte, Armee und Polizei, häufig zu einem Feindbild.
Unrecht gegenüber Siedlern?
Katzover verurteilt ihr Verhalten. Und zeigt dennoch ein wenig Verständnis. Die Hügeljugend sehe viel Unrecht, sagt er: Wenn Araber sich im Westjordanland Land aneigneten, dann tue niemand irgendetwas dagegen. Tatsächlich ist das illegale arabische Bauen in der Zone C, also den gemäss der Osloer Abkommen voll unter israelischer Kontrolle stehenden Teilen des Westjordanlands, unter nationalreligiösen Israelis ein grosses Thema: Die rechte israelische Organisation Regavim registrierte 2022 81.317 illegale arabische und 4.382 illegale jüdische Bauten.

„Vielleicht gegen 100 oder 200 der arabischen Bauten geht die Regierung vor“, sagt Katzover. „Wenn aber die Hügeljugend auf die Hügel steigt, kommt wegen des internationalen Drucks die ganze Armee; man schlägt sie, zerrt sie weg, zerstört ihre Bauten.“ Diese Ungerechtigkeit trage zur Radikalisierung bei, gerade bei Jugendlichen: „Die machen sich keine komplexen Gedanken“, sagt Katzover: „Sondern es wächst in ihnen langsam das Gefühl: Es gibt keine Gerechtigkeit, wir können uns nicht auf unsere Regierung, auf unsere Armee und nicht auf die Polizei verlassen – also lasst es uns selbst in die Hand nehmen!“
„Freude ist die stärkste Waffe“
Tut Katzover etwas dagegen? Wenn solche Jugendliche zu seinen Führungen auf dem Berg Kabir bei Elon Moreh kommen, versuche er ihnen zu erklären: „Wenn ihr Steine werft, wird lediglich über die Steine berichtet – nicht aber über das, worum es euch eigentlich geht.“ Katzover ist überzeugt, man dürfe den Hügeljugendlichen nicht mit Gewalt begegnen, sondern mit Bildung und mit Liebe. Wo man dies tue, sehe man auch deutliche Ergebnisse: „70 bis 80 Prozent gehen schliesslich in die Armee, die zunächst noch etwas sehr negatives für sie war.“
Katzover erinnert sich an seine eigene Zeit zurück, an den „Kampf um Samaria“, wie er es nennt: „Wir führten diesen ganzen Kampf fast ausschliesslich, ohne die Hand gegen andere zu erheben oder Schaden anzurichten.“ So habe es auch schon Rabbiner Zvi Jehuda Kook, der grosse Kopf der Siedlerbewegung „Gusch Emunim“, verlangt, sagt Katzover: „Was haben wir stattdessen getan? Wir haben gesungen. Singen bedeutet Freude. Und Freude ist eine viel stärkere Waffe als jede andere Waffe.“
Mörder rufen laut „Haltet den Siedler“.
Lieber Herr Wenninger
Nochmals und meinerseits abschliessend – ansonsten diese Kommentarfunktion zur privaten Dialogarena gerät – erlaube ich mir zu behaupten, dass es sich auch bei meiner Replik keineswegs um noch mehr unabsichtliche Vermengung gänzlich unterschiedlicher Sachverhalte handelt. Vielmehr geht es dabei um die wohlerwogene, für die Problemstellung „Rechtsgültigkeit von Landbesitz“, analytisch entscheidende Darstellung von etwas allgemein Grundsätzlichem einerseits und dem konkret Unterschiedlichem adererseits, wobei Letzteres als lediglich notwendig Bedingtes des Ersteren angesehen wird.
Die jeweils konkrete, gesellschaftliche „Rechtsvielfalt“ in Vergangenheit und Gegenwart ist hierbei Ausgestaltungsergebnis von allgemeinen Bedingungen der „Rechtsetzung“!
So wie die konkrete Vielfalt der Pflanzenwelt Ausdruck allgemeiner Wachstumsbedingungen ist. Mit anderen Worten: Es gibt keinen feststehenden Korpus überhistorischen und allen menschlichen Gruppen transzendent übergeordnetes Rechts.
Auch Gegenwärtig können sie unschwer feststellen, dass alle von mir aufgezählten „Rechtsphänomene“ wie: Tötung, Versklavung, Vertreibung, Entrechtung usw. von den betroffen Meschen ganz konkret erlebt und erlitten werden, weil bestimmte Herrschaftskollektive es qua Gewalt zu ihrem Recht machen.
Seien es der IS(Tötung, Versklavung, Vertreibung der Jesiden), die Christen verfolgende und versklavende, islamische Boko Haram Verbrecheroganisation in Nigeria oder die Taliban(Haussklaverei der gesamten weiblichen Bevölkerung), oder die öffentlich mordende theokratische Tyrannei im Iran, die imperiale Türkei im kurdischen Afrin in Syrien und auf Zypern samt vorgängigen Totalvertreibungen und Massenmorden an Armeniern und Griechen, die ethnische Säuberung des islamisch-aserbeidschanischen Regimes in Berg Karabach, die arabischen Mordbrenner-Milizen in Darfur im Sudan und natürlich die islamofaschistischen Hamas+Hezbollah+Huthis, u.v.a.!
Bürgerliche Besitzrechte oder auch nur das schlichte, nach unserer Einsicht, universelle Recht auf Leben und körperlicher Unversehrtheit, geschweige denn privaten Landbesitz, ist ihnen allen herrschaftsideologisch wesensfremd und bestenfalls, aus taktischen Gründen, bei perfide die Schuld umkehrenden UN-Propagandareden der Erwähnung wert.
Sie sehen also: Die allgemeinen Machtmechanismen der Rechtsetzung erzeugen erst das konkrete Recht/Unrecht. Wie ein zivilisierter Umgang bei widerstreitenden Rechtsansprüchen auch bei Landkonflikten aussehen sollte, versuchte ich in der erwähnten Replik in Bezug auf den ältesten und damit suprematischen Anspruch anzudeuten. Bei der Bewertung der jüdischen Wiederbesiedlung des Westjordanlandes sollte das eine entscheidende Rolle spielen.
Lieber Herr Spisla,
nun vermischen Sie aber wirklich in unzulässiger Weise, und zwar gleich mehrfach (und in einer Art, die Sie eher nicht beabsichtigt haben): unterschiedliche Rechtssysteme, unterschiedliche Gesellschaftssysteme und unterschiedliche Zeiten. Versklavung besiegter Bevölkerung ist heute nicht mehr üblich, Tötung oder Vertreibung kommen freilich vor. Ist das aber nicht der Fall, ändert sich also nur die Staatszugehörigkeit eines Gebiets, ohne dass dessen Bevölkerung getötet oder vertrieben wird, bleiben im Allgemeinen natürlich auch die privaten Besitzrechte bestehen. Noch einmal anders sieht die Sache aus, wenn ein Gebiet nur besetzt wird, ohne annektiert zu werden, wie das ja beim größten Teil des Westjordanlandes der Fall ist, denn da bleibt auch das alte Rechtssystem bestehen. All das gilt selbstverständlich auch für die Bevölkerung des Westjordanlandes, wo Israel als Besatzungsmacht eben nicht nach eigenem Gutdünken über Grund und Boden verfügen kann – oder sagen wir vielleicht besser: darf. Und das gilt völlig unabhängig von der Peel-Commission, dem UN-Teilungsplan, der (Nicht-)Anerkennung Israels durch die arabischen Staaten usw.
Lieber Herr Wenninger
Gestatten Sie mir, trotz der gebotenen Kürze dieser Kommentarfunktion, ihnen ebenfalls auf ihre Einwendungen zu antworten. Dabei weiss ich ohne ironischen Hintergedanken ihr Wohlwollen zu schätzen, dass sie mir nicht unterstellen wollten, ich hätte in meinen Darlegungen politische Herrschaft und private Besitzrechte vermischt oder verwechselt.
Ich darf ihnen versichern, dass ich sehr bewusst „vermischt“ habe, insofern politische Herrschaft jedweder Art die unabdingbare Voraussetzung sogenannter privater Besitzrechte ist. Ohne die souveräne Herrschaft einer organisierten Gruppe von Menschen( Sippe, Stamm, Staat) über ein definiertes Territorium gibt es auch keine „privaten“ Besitzrechte. Vom obigen Souverän hängt es ab, wie diese „Rechte“ zustande kommen und nach welchem „Recht“ sie ausgestaltet werden. Bis auf die ursprüngliche Landnahme, erfolgt die Kontrolle über das jeweilige Territorium in aller Regel in machtgesteuerter Abgrenzung zu anderen organisierten Kollektiven. Wird das eigene Territorium, zumeist höchst gewaltsam, auf Kosten der Nachbarterritorien ausgedehnt, so gelten dort dann die eignen, neuen Rechtsnormen; einschliesslich und insbesondere der Inbesitznahme oder nicht Inbesitznahme von Grund und Boden. Die unterworfene Bevölkerung wird entweder getötet und/oder, vertrieben, versklavt, „entrechtet“ oder auf manigfach andere Weise(Steuern, Zwangsverpflichtungen, ect.) zum eignen Vorteil in Dienst genommen.
Die Bisenweisheit Eigentum sei Diebstahl ist gerade auch in diesem Kontext durchaus plausibel. Wenn man also der archaisch impulsiven Rechtsvorstellung vom sacrosankten Privatbesitz anhägt, dann gibts im Streitfall um Besitzansprüche zwei Möglichkeiten: Es gilt das Recht des Stärkeren, respektive der Status quo – vermutlich ihre Präferenz, lieber Herr Wenninger (siehe ihre „…Welt im Chaos“ Vermutung) – oder der pragmatische Rechtsanspruch des jeweils ältesten Besitznachweises. Man denke an die Restitution beweglicher und unbeweglicher, gestohlener /enteigneter jüdischer Sachwerte durch die Nationalsozialisten. Wie dieser suprematische Rechtsanspruch dann konkret von der gefordeten Partei gehandhabt wird – durch Macht und Gewalt ihn gänzlich negieren oder aber anerkennen und kosensuell Lösungen finden – hängt im wesentlichen vom zivilisatorischen Entwicklungsgrad der betreffenden Gesellschaft ab. Ist besagter Grad sehr niedrig, wird der schlagenste Weg beschritten: Man vernichtet einfach die beanspruchende Bevölkerung, z.B. ins Meer treiben, und der Anspruch ist damit endgültig erloschen.
Die politische Führung der Araber in Gaza, in Judäa und Samaria und die grosse Mehrheit der arabischen „Zivilgesellschaft“ wollte und will spätestens seit 1936 – nachzulesen in den mittlerweile zugänglichen Protokollen der Peel-Commission – keinen weiteren arabischen Staat sondern ausschliesslich die Verhinderung und Vernichtung des einzigen jüdischen Staates. Der UNO-Teilungsplan wurde daher vehement abgelehnt und statt dessen die Eliminierung der jüdischen Bevölkerung gestartet. Hätte sich jene nicht erfolgreich zu Wehr gesetzt, würde ich jetzt nicht diese Zeilen Schreiben. Es gäbe kein Nahost-Problem. Die Juden wären ja tot!
Lieber Herr Spisla,
Ihre gute Geschichte hat leider einige gravierende Schönheitsfehler. Was Sie als “angeblichen Landraub” verharmlosen wollen, ist in den meisten Fällen nämlich tatsächlich einer. Außerdem vermischen oder verwechseln Sie politische Herrschaft mit privaten Besitzrechten. Ich will Ihnen nicht unterstellen, dass Sie das absichtlich tun, aber es macht jedenfalls einen ganz wesentlichen Unterschied.
Dazu kommt, dass aus der Tatsache, dass die Vorfahren von wem auch immer ehemals in einem bestimmten Gebiet gesiedelt und/oder es beherrscht haben, grundsätzlich noch kein Recht auf Wiederbesiedlung oder neuerliche Herrschaft abzuleiten ist, sonst würde die Welt im Chaos versinken. Das Existenzrecht Israels sollten Sie also besser nicht mit dem ehemals existierenden Reich Davids oder jenem der Makkabäer begründen, denn nach dieser Logik müssten Sie auch einen Anspruch Deutschlands auf Schlesien, Ostpreußen und das Elsaß unterstützen, von vielen weiteren vergleichbaren Fällen gar nicht zu reden. Damit kommen wir auch zum Problem der Siedler, denn deren im Wesentlichen religiös begründeten Anspruch (auch sie sind “von religiösem Fanatismus getrieben”, nicht nur viele der Palästinenser und der Araber rundherum, auf die Sie diese Aussage beziehen!) auf das ganze Land “vom Fluss bis zum Meer” kann vielleicht mit Gewalt durchgesetzt werden (was wahrscheinlich in einer Katastrophe münden würde), aber sicher nicht auf irgendeiner rechtlichen Basis.
Der Staat Israel ist international aus vielen Gründen ein Sonderfall. Selbstverständlich hat er, da er nun einmal existiert, ein Existenzrecht (auch wenn ihm das von einer Reihe von Staaten bestritten wird), und zwar unabhängig von seiner Entstehungsgeschichte, die viel mit dem europäischen Kolonialismus zu tun hat. Vermutlich wissen Sie ja, dass die Briten die den Türken abgenommene Region Palästina während des 1. Weltkriegs sowohl den Juden wie den Arabern versprochen haben, um deren Unterstützung zu erhalten, sie aber eigentlich selbst behalten wollten. “Anerkannt von der Versammlung der Weltnationen”, wie Sie schreiben, wurde später (1947/48) freilich nicht nur der neue Staat der Juden, sondern gleichzeitig ein arabisch-palästinensischer Staat, dessen Gebiet allerdings zunächst von Jordanien und Ägypten, 1967 dann von Israel besetzt wurde. Und natürlich hätte auch dieser Staat, wenn er denn endlich einmal existieren könnte, das auf demselben UNO-Beschluss basierende Existenzrecht wie Israel.
Lieber Herr Wenninger
Die Kritik und lesbare Empörung Ihres Kommentars stösst sich offenbar am angeblichen Landraub der jüdischen Siedler in Judäa und Samaria auf Kosten der arabischen Bewohner der vormaligen römischen Provinz Palästina.
Zur Zeit der römischen Herrschaft über diese Provinz lebten dort keine Araber. Auch während der hellenistisch-ptolomäischen Herrschaftsperiode zuvor nicht und ebenfalls nicht in all den Jahrhunderten davor, als die jüdische Ethnie dort siedelte und nebst Zeiten langer Eigenestaatlichkeit immer wieder auch teilweiser oder gänzlicher Fremdherrschaft, (Ägypter, Assyrer, Perser oder Babylonier usw.) unterworfen war.
Nach dem dritten, blutigen Aufstand gegen die römische Herrschaft, dem Bar-Kochba-Aufstand, erlosch zwar die Hoffnung auf eine erneute Eigenstaalichkeit für beinahe 2000 Jahre, nicht jedoch mit ihr die Existenz der jüdischen Ethnie selbst – im Gegensatz zu vielen anderen antiken Völkern, einschliesslich der Römer! Ebensowenig verschwand, trotz Unterdrückung und Verfolgung die Präsenz der jüdischen Bevölkerung in diesem ihrem ursprünglichen Siedlungsraum.
Eine historische Tatsache also, die wahrlich ihresgleichen sucht und höchstwahrscheinlich mit einer Jahrtausende alten Textsammlung ursächlich zusammenhängt, die gemeinhin als Bibel bezeichnet wird!
Wo bleiben in dieser Geschichte aber die Araber? Nun, ein halbes Jahrtausend nach dem Bar-Kochba-Aufstand lösten neue Eroberer aus den südlichen Wüsten Arabiens die römisch-byzantinische Herrschaft ab. Die Araber waren jetzt im ehemaligen Palästina die neuen Herren. Sie kolonisierten in kurzer Zeit den gesamten nahen und weite Teile des mittleren Ostens, ganz Nordafrika und sogar grosse Teile Westeuropas. Erst fast 1000 Jahre später gerieten sie selbst und damit die jüdischen Gebiete unter die Herrschaft ihrer türkischen Glaubensbrüder aus dem Nordosten, die wiederum 400 Jahre später ihrerseits von brittischen Truppen vertrieben wurden. Nur kurze Zeit später konnten die Juden endlich, wie bekannt, erneut ihren eignen Staat auf ihrem angestammten Territorium gründen – annerkannt von der Versammlung der Weltnationen!
Die Engländer, die Türken, die Byzantiner, die Römer, die Griechen u.a. waren weg, nur die Araber waren noch da auf dem Gebiet ihrer ehemaligen Kolonie und in ihren umliegenden Herrschaftsgebieten, und was taten sie? Sie wollten es sofort Wiedererobern und überzogen daher die Juden bis auf den heutigen Tag mit Krieg und unvorstellbaren Terroranschlägen.
Tatsächlich sind sie ringsum in erdrückender Überzahl und von religiösem Fanatismus getrieben – haben sie desshalb das Verfügungsrecht über die Territorien, den Grund und Boden ihrer verlornen Eroberung – qua Gewohnheitsrecht des Stärkeren wie die europäischen Eroberer beider Amerikas und Australiens?
Nein haben sie nicht!
Mir kommen beinahe die Tränen – Benny Katzover als freundlicher, älterer Herr, der “Gewalt ablehnt”. Gewalttätige Siedler, das seien ja nur “eine kleine Minderheit”, ein paar über die Stränge schlagende Jugendliche, die zwar meistens “mit Schafen und Ziegen arbeiten”, aber eben auch “viel Unrecht” sehen und in ihrem Zorn darüber gelegentlich Steine werfen. Eine radikale Organisation wie Gusch Emunim und ihre Führer so zu verharmlosen, dazu muss man entweder viel Realität ausblenden oder ein gehöriges Maß an Chuzpe haben. Vielleicht auch beides.
Denn illegales Bauen von Arabern im Westjordanland ist eben nicht das Gleiche wie illegales Bauen von Siedlern, auch nicht in der von Israel verwalteten Zone C. Wenn Araber hier ohne staatliche (= israelische) Erlaubnis bauen, dann mag das Bauvorschriften verletzen und manchmal auch israelische Sicherheitsinteressen. In diesem letzteren Fall greift die Regierung recht rasch zu schärferen Maßnahmen.
Wenn dagegen israelische Siedler im Westjordanland bauen, verletzen sie zunächst einmal grundsätzlich internationales Recht, das Siedlungstätigkeit in besetzten Gebieten untersagt. Darüber hinaus besetzen sie dabei oft palästinensisches Gemeinschaftsland, das aber keineswegs herrenlos ist, sondern in Art einer Allmende z. B. als Weide genutzt wird, während sich der Staat Israel unter Ausnutzung rechtlicher Lücken ein Verfügungsrecht darüber anmaßt. Und schließlich hat Katzovers harmlose “Hügeljugend”, die für eine Jugend häufig erstaunlich viele Semester auf dem Buckel hat, oft genug auch Privatland besetzt, und nur sehr selten kommt dann “wegen des internationalen Drucks die ganze Armee” und zerstört ihre Bauten wieder. In der großen Mehrzahl der Fälle werden diese illegalen Siedlungen irgendwann von Israel legalisiert, mit Infrastruktur versehen und von der Armee geschützt.
Die von Katzover und seiner “Hügeljugend” geforderte Gerechtigkeit würde eigentlich darin bestehen, das Land jenen zu lassen, denen es tatsächlich gehört. Statt dessen benutzen sie das in der Bibel festgeschriebene angebliche Versprechen Gottes, dass dieses Land ihres sei, um es mit allen Mitteln und notfalls mit Gewalt tatsächlich zu ihrem Land zu machen. Die daraus entstehenden Konflikte nehmen sie nicht nur in Kauf, manchmal hat man sogar den Eindruck, dass sie dadurch besonders angestachelt werden. Eines von vielen Beispielen eben, die zeigen, wohin religiöser Fanatismus führt, nämlich zu immer mehr Gewalt.
Ich verstehe diese Debatten nicht. Es gibt religiöse, sehr religiöse und weniger religiöse und gar nicht religiöse Juden. So what? Wenn die einen gerne bei ihren heiligen Stätten leben wollen, dann sollen sie doch. Wen kümmerts? Solange ich als Atheistin respektiert werde, respektiere ich auch „Ultras“. Wir wollen ja nicht heiraten.
Palästina ist dagegen die Bezeichnung einer historischen Landschaft vergleichbar Gallien, Britannica oder Germania. Es sind römische Bezeichnungen. Palästinenser dagegen sind eine rechtsradikale Truppe, die das Haus al-Husseini erfunden hat und dieses mächtige titellose Adelshaus hat sich vor fast hundert Jahren den Nazis angeschlossen. Es sind Sklavenhalter und fanatische Judenhasser. Sie töten Kinder und Jugendliche und brüsten sich damit. Aktuell weigern sich die Ultras, Araber zu beschäftigen!, die sie verdächtigen, sie auszukundschaften.
Auf der einen Seite sind es also Arbeitgeber- seltsam, dass es keine arabischen Arbeitgeber gibt- auf der anderen Seite wollen Araber sie vernichten und den eher säkularen Juden sind sie peinlich bis lästig. Nicht vergessen, dass die Hamas und Hizbollah jeden! töten, vergewaltigen, versklaven, ob liberal oder orthodox.
Ich denke, das Problem könnte mit einer Teilung gelöst werden, denn arabische Arbeiter können sich auch in Jordanien um Arbeit bemühen. Sie müssen nicht bei verhassten Juden arbeiten. Dann müsste die arabische Seite ihren Staat akzeptieren, sie müssen Wahlen und Kontrollen akzeptieren und nicht einfach Arbeiter erschießen, die blöde Fragen und lästige Forderungen stellen.