Weiter erhöhte Sicherheit für jüdische Einrichtungen

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Polizei vor der Synagoge in Berlin-Kreuzberg, 13.10.2023. Foto IMAGO / dts Nachrichtenagentur
Polizei vor der Synagoge in Berlin-Kreuzberg, 13.10.2023. Foto IMAGO / dts Nachrichtenagentur
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Vor einer Woche attackierte die Terrororganisation Hamas Israel. Aus Sorge vor möglichen Angriffen werden jüdische Einrichungen weiterhin verstärkt geschützt.

von Leticia Witte

Kameras, Absperrungen, Polizisten: Synagogen, Museen und andere jüdische Einrichtungen werden in Deutschland aus Sorge vor Angriffen bewacht. Schulkinder verschwinden zum Unterricht hinter hohen Zäunen, Juden gehen an Polizeiautos vorbei, wenn sie eine Synagoge betreten. Wer Veranstaltungen besucht, zeigt den Inhalt der Handtasche vor. Immer wieder sagen Jüdinnen und Juden, sie versteckten auf der Strasse ihre Kippa oder Halskette mit Davidstern.

Nach dem massiven Raketenbeschuss der Hamas auf Israel und Massakern vor einer Woche kamen immer neue Informationen, dass Sicherheitsmassnahmen verstärkt worden seien.

CDU-Chef Friedrich Merz prangerte in der “Welt am Sonntag” eine Naivität gegenüber radikalen Gruppen an und forderte: “Wir erwarten, dass sich auch die in Deutschland lebenden Muslime und ihre Organisationen ohne Wenn und Aber von jeder Gewalt und ganz konkret von diesen barbarischen Terroranschlägen in Israel distanzieren.” Ansonsten könnten sie keine Gesprächspartner der Politik mehr sein.

Und dann gab es am Wochenende Medienberichte, wonach der Chef des Thüringer Verfassungsschutzes Stephan Kramer, früher Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland, eine Warnung ausgesprochen habe: Radikalisierte Hamas-Anhänger könnten hierzulande womöglich konkrete Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen und Personen verüben.

Auch in anderen Teilen Europas und in den USA wird zu Wachsamkeit aufgerufen. In Medienberichten war zu lesen, dass Eltern etwa in Amsterdam ihre Kinder am Freitag nicht in die Schule schickten. Denn für Freitag hatte die Hamas zu Demonstrationen und Gewalt weltweit aufgerufen. An dem Tag und am Wochenende gab es in mehreren Staaten Grossdemonstrationen; auch in Deutschland gingen Menschen auf die Strasse. Zwar hatte die Polizei in mehreren Städten Proteste verboten; dennoch kam es zu Verstössen, so dass die Polizei Kundgebungen auflösen musste.

Aus manchen Städten wurden auch abgerissene und angezündete Israel-Fahnen gemeldet. Am Samstag teilte die Berliner Polizei mit, es sei eine Anzeige gestellt worden wegen einer am Donnerstag in Prenzlauer Berg entdeckten “Farbschmiererei in Form eines Davidsterns”.

Eine Zeitenwende

Der Umgang mit genehmigten Demonstrationen rief Empörung hervor: “Es ist eine Schande, wenn die Politik in einem Land wie Deutschland zulässt, dass Menschen aus Freude über den Mord an Juden auf der Strasse tanzen”, sagte zum Beispiel die Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern und Holocaust-Überlebende Charlotte Knobloch der “Augsburger Allgemeinen” (Samstag).

In der Kritik stehen seit Tagen auch Islamverbände wegen ihrer Reaktion auf den Hamas-Angriff auf Israel. Ihnen wird Zögerlichkeit vorgeworfen. Und: Im Moment des Angriffs der palästinensischen Terrororganisation auf Israel wirke die Erwähnung des Leids der Palästinenser wie eine Täter-Opfer-Umkehr, hiess es.

Am Freitag sagte dann der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, dem MDR: “Wir alle müssen deutlich machen: Wenn Demonstrationen für extremistische Propaganda missbraucht werden, dann stehen wir nicht dahinter.” Zum Freitagsgebet sei dazu aufgerufen worden, “für die Opfer zu beten. Wir haben zu Mässigung und Besonnenheit aufgerufen.”

Bei manchen Juden werden Erinnerungen an den Mai 2021 wach, als vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts in mehreren Grossstädten Synagogen angegriffen und auch beschädigt wurden. Damals gab es zugleich viel Solidarität mit Juden. Und auch diesmal gingen unter dem Schock der Hamas-Attacke Menschen auf die Strasse, um ihre Unterstützung für Israel zu bekunden. Muslime und Juden bekundeten gemeinsam ihr Entsetzen, etwa in Niedersachsen. In Hamburg kam der Vorstand des Rates der islamischen Gemeinschaften zu einem Solidaritätsbesuch in die Synagoge.

Wie auch immer es künftig in Israel, den palästinensischen Gebieten und im gesamten Nahen Osten weitergeht: Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, sprach am Sonntag im Deutschlandfunk von einer Zeitenwende.

KNA/lwi/brg/Aud

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