Die Operation «Morgendämmerung» – Hintergründe und aktuelle Ergebnisse

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Raketen werden am 7. August 2022 aus Gaza-Stadt in Richtung Israel abgefeuert. IMAGO / NurPhoto
Raketen werden am 7. August 2022 aus Gaza-Stadt in Richtung Israel abgefeuert. IMAGO / NurPhoto
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Über die israelische Operation gegen die Terrororganisation «Islamischer Dschihad in Palästina» im Gazastreifen – warum sie stattfand, wer daran beteiligt war, was bisher geschah.

von Tal Beeri

Am 1. August wurde der hochrangige Führer der Terrororganisation «Islamischer Dschihad in Palästina», Bassam al-Saadi, von Israel verhaftet. In den Tagen nach seiner Verhaftung drohte der Islamische Dschihad mit Vergeltung, er würde vom Gazastreifen aus Israel beschiessen. Einsatzgruppen des sogenannten «militärischen Flügels» des Islamischen Dschihad unter der Führung des Befehlshabers des nördlichen Sektors der Terrororganisation im Gazastreifen, Taysir Al-Jabri, und unter der Führung des militärischen Befehlshabers des südlichen Sektors im Gazastreifen, Khaled Mansour, begannen mit der Vorbereitung eines Vergeltungsangriffs mit dem Ziel, Panzerabwehrraketen auf militärische und zivile Ziele in Israel zu schiessen.

Zwei hochrangige Kommandeure des Islamischen Dschihad im Gazastreifen waren sogar persönlich an der Planung des Anschlags beteiligt.

Demonstration gegen die Verhaftung von Bassam al-Saadi in Khan Younis im südlichen Gazastreifen am 2. August 2022. Foto IMAGO / ZUMA Wire

Infolgedessen kam der Alltag der israelischen Zivilbevölkerung in der Nähe des Gazastreifens praktisch zum Stillstand. Um die Sicherheit der israelischen Bürger zu gewährleisten, verhängte die IDF strenge Bewegungseinschränkungen und in einigen Orten sogar eine Ausgangssperre. Vier Tage lang waren Tausende von israelischen Bürgern in ihren eigenen Häusern eingeschlossen und konnten nicht zur Arbeit gehen, weil sie befürchteten, auf den Hauptstrassen im Süden Israels beschossen zu werden.

Israelische Gemeinden entlang des Gaza-Streifens [in rot] unten (Bild Maurice Hirsch / Twitter)

Der Islamische Dschihad ist eine Organisation, die hauptsächlich im Gazastreifen operiert, wo sich der Grossteil ihrer Milizen befindet. Der Islamische Dschihad ist jedoch auch im Libanon und in Syrien aktiv. Ziyad al-Nakhalah, der Leiter des Islamischen Dschihad, und Akram al-Ajouri, der Leiter des militärischen Arms der Organisation, operieren hauptsächlich von Syrien aus, halten sich aber auch im Libanon und im Iran auf.

Im Vergleich zur Terrororganisation Hamas gilt der Islamische Dschihad als kleine Organisation, die extrem radikal ist und von den Iranern, die ihre direkten Förderer sind, umfassend unterstützt wird. Die Organisation hat im Gazastreifen insgesamt etwa 10.000 Mitglieder, von denen mehrere Tausend in Kampffunktionen tätig sind. Obwohl der Islamische Dschihad in der Regel mit der Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert kooperiert, agiert die Organisation manchmal unabhängig und sogar in Opposition zur Strategie der Hamas.

Der Islamische Dschihad verfügt über vielfältige militärische Ressourcen. Ein Raketenarsenal mit einer Reichweite von bis zu 120 km (nördlich von Tel Aviv), Mörser verschiedener Reichweite, Panzerabwehrraketen des Typs Cornet, Flugabwehrraketen des Typs Strela, Heckenschützen, Angriffstunnel, Sprengstoffdrohnen und möglicherweise sogar Kampfdrohnen. Der Islamische Dschihad verfügt auch über eine Seestreitkraft.

Am 5. August um 16:15 Uhr startete die israelische Verteidigungsarmee (IDF) eine proaktive Operation gegen die militärische Infrastruktur des Islamischen Dschihad im Gazastreifen und gegen dessen Kommandeure. Die Operation wurde «Breaking Dawn» (Morgendämmerung) genannt. Erklärtes Ziel ist die Beseitigung der Bedrohung für die Bürger Israels.

Zu Beginn der Operation wurde Taysir al-Jabari, der Kommandeur der Nordbrigade des «militärischen Flügels» des Islamischen Dschihad, getötet. Al-Dschabari hatte sich in einem Versteck in einem Wohnhaus aufgehalten. Auch der stellvertretende Leiter der Panzerabwehrtruppe und der Leiter der Beobachtungspostengruppe des Islamischen Dschihad wurden eliminiert. Die drei hochrangigen Offiziere stellten eine eindeutige und unmittelbare Gefahr dar und arbeiteten daran, einen Terroranschlag zu verüben.

Khaled Mansour (rechts), Taysir al-Jabari (links). Foto Screenshot Youtube.

In der Nacht zum 6. August wurde auch Khaled Mansour, Kommandeur der südlichen Division des Islamischen Dschihad, durch einen Luftangriff eliminiert. Er wurde in der Gegend von Rafah im Süden des Gazastreifens getötet. Mindestens zwei weitere Militärangehörige wurden zusammen mit ihm getötet. Khaled Said Mansour (“Abu Ragheb”), wurde 1975 geboren. Er war in den letzten 20 Jahren für zahlreiche Terroranschläge verantwortlich und galt als erfahrener und einflussreicher Kommandeur.

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts sind die ranghöchsten Befehlshaber des Islamischen Dschihad im Gazastreifen ausgeschaltet. Ein Waffenstillstand wurde von Ägypten vermittelt.

Die Hamas hat sich während des gegenwärtigen Konflikts zurückgehalten.

IDF-Major (Res.) Tal Beeri ist Leiterin der Forschungsabteilung des Alma-Zentrums. Sie ist Expertin für den Nahen Osten und spezialisiert auf Hisbollah, Libanon und Syrien.