Eines der schlimmsten Kapitel in palästinensischen Schulbüchern

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Schulunterricht in Gaza. Foto Wissam Nassar/Flash90
Schulunterricht in Gaza. Foto Wissam Nassar/Flash90
Lesezeit: 5 Minuten

Wenn Sie wissen wollen, warum palästinensische Kinder glauben, dass das Töten von Israelis ein vorbildliches Verhalten ist, müssen Sie sich nur ein Kapitel in einem ihrer Schulbücher ansehen. 

 

von Itamar Marcus

Seit Palestinian Media Watch 1998 ihren ersten Bericht über die Schulbücher der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) schrieb, standen diese in der Kritik und die neuesten Bücher sind in einigen Punkten schlimmer denn je. Ein Kapitel sticht jedoch durch seine unverhohlene Werbung für den Terrorismus hervor. Dieses Kapitel aus einem 2017 veröffentlichten Lehrbuch in arabischer Sprache für die fünfte Klasse illustriert anschaulich die zutiefst verzerrten Werte der Führung der Palästinensischen Autonomiebehörde.

Das Kapitel beginnt ganz unschuldig, indem es die Bedeutung von Helden für die nationale Identität und den Stolz einer Nation hervorhebt: „Helden spielen in jeder Nation eine wichtige Rolle … die Menschen – auch wenn sie in vielerlei Hinsicht unterschiedlicher Meinung sind – sind sich alle einig, wenn es um den Stolz auf ihre Helden geht …“

Weiter heisst es in dem Schulbuch, dass Stolz zu empfinden alleine nicht ausreiche. Die Gesellschaft bediene sich einer Reihe aktiver Massnahmen, um ihre Helden zu würdigen: „[Wir] singen Loblieder auf sie, studieren ihre Lebensgeschichten, benennen unsere Kinder nach ihnen und geben Strassen, Plätzen und bedeutenden Kulturstätten ihren Namen …“

Kurz gesagt, die Gesellschaft sorgt dafür, dass Helden nie in Vergessenheit geraten. Sie mögen zu früheren Zeiten gelebt haben, aber indem Strassen und öffentliche Plätze nach ihnen benannt werden und man ihr Loblied singt, bleiben diese Helden im palästinensischen Bewusstsein verankert.

Terroristen als Helden

Die nächste Botschaft ist jedoch die wichtigste: Den Kindern wird beigebracht, dass diese Helden nicht nur Erinnerungen aus der Vergangenheit sind, sondern vielmehr Vorbilder für die Zukunft: „Jeder von uns will sein wie sie.“

Bis dahin ist diese Botschaft noch nicht problematisch, das alles sieht allerdings anders aus, wenn das Schulbuch die zehn Menschen vorstellt, welche nach Ansicht der PA-Pädagogen nachahmenswerte Vorbilder für die palästinensischen Kinder sind. Die Liste der palästinensischen Helden enthält nicht etwa Wissenschaftler, Ärzte, Ingenieure, Sänger, Athleten oder Künstler. Obwohl es drei muslimische Nobelpreisträger für Wissenschaft und zwei weitere für Literatur gibt, sind sie nicht in der Liste der palästinensischen Helden aufgeführt.
Wer aber sind dann die palästinensischen Helden nach Ansicht des PA-Schulbuchs? Es sind zehn muslimische Kämpfer – vom ersten Jahrhundert des Islams bis hin ins 21. Jahrhundert. Und der wohl übelste Name auf dieser Liste von Vorbildern ist die terroristische Massenmörderin Dalal Mughrabi.

Mughrabi war die Anführerin einer Gruppe von Terroristen, die im Jahr 1978 einen Bus entführten und 25 Erwachsene und 12 Kinder ermordeten. Unter den Ermordeten, die Opfer einer von Mughrabi ins Innere des Busses geschleuderten Handgranate wurden, befanden sich eine junge israelische Frau, Rebecca Hohman, und ihre beiden Söhne: Ilan, drei Jahre, und Roi, sechs Jahre alt. Mughrabi, eine Kindermörderin, ist also die Person, welche die palästinensischen Pädagogen den Kindern als Vorbild verkaufen wollen, jemand, „von dem sich jeder wünscht, er wäre wie sie“.

Nachdem die zehn Helden aufgezählt wurden, hebt das Schulbuch der PA hervor, dass es niemanden gibt, der es mit diesen Kämpfern aufnehmen kann: „Diese Helden sind die Krone ihrer Nation, sie sind ein Symbol ihres Ruhms, sie sind die Besten der Besten, die Besten der Edlen.“

Das ist allerdings noch nicht alles. Mughrabi starb bei ihrem Terroranschlag und andere, die auf der Liste stehen, wurden im Kampf getötet. Das PA-Schulbuch konzentriert sich auf ihren Tod und verherrlicht ihre Bereitschaft zu sterben: „Sie nahmen ihr Leben selbst in die Hand und warfen sich der Gefahr entgegen, ohne ihre Entschlossenheit zu verlieren und ohne schwach zu werden oder aufzugeben. Einige von ihnen starben als Märtyrer, andere auf ihrem Weg zur Erfüllung ihrer Pflichten, als Helden.“

Kultische Verehrung von Mördern

Als ob es für die Kinder noch nicht beängstigend genug wäre, wenn man ihnen erzählt, sie müssten hingehen und töten, lehren sie die PA-Pädagogen, dass „Helden“ bereit sind, ohne Angst den Tod eines Märtyrers zu sterben. Im letzten Satz des Kapitels bringt man ihnen bei, was es für sie heisst, wenn sie diesem heldenhaften Verhalten nicht folgen: „Hoch den Helden und Hohn den Feiglingen!“

Schulunterricht in Gaza. Foto Wissam Nassar/Flash90

Tragischerweise ist es kein Zufall oder ein Einzelfall, dass Dalal Mughrabi als Heldin und Vorbild dargestellt wird, vielmehr ist es Teil einer breiten, beinahe kultischen Verehrung Mughrabis unter der Regie der Palästinensischen Autonomiebehörde. Das Bildungsministerium der PA hat fünf Schulen und Sportveranstaltungen nach Mughrabi benannt. Öffentliche Plätze in den Städten und Gemeindezentren tragen ihren Namen. Es werden Videos mit ihrem Konterfei und ihrer Geschichte produziert und diese erscheinen regelmässig in den Medienkanälen der Fatah und PA. Jedes Jahr sorgen die Fatah und die PA in der Zeit um den Jahrestag ihres Massenmords dafür, dass ihr Name und ihr Gesicht regelmässig im Rampenlicht erscheinen. In Bethlehem gab es einen Marsch zur Feier der Fatah-Gründung, bei dem drei riesige Plakate die Parade anführten. Zwei der Plakate zeigten die Konterfeis von Yassir Arafat und Mahmoud Abbas, die international bekannt und als Fatah- und PA-Führer anerkannt sind. Auf dem dritten war Dalal Mughrabi zu sehen. Dalal Mughrabi war keine Führungsperson. Sie war eine Terroristin und Mörderin, die dank einer einzigen Tat berühmt wurde. Und doch komplettiert sie die Dreifaltigkeit der PA-Anführer.

Diese kultische Verehrung von Mördern ist ein grundlegender Bestandteil des verkommenen Wertesystems, welches die palästinensischen Führer seit der Gründung der PLO im Jahr 1965 fördern und auf dessen Grundlage die PA ihre Kinder seit 1994 indoktriniert. Es überrascht daher nicht, dass so viele der palästinensischen Terroristen in den vergangenen Jahren Teenager waren, darunter auch der Mörder des israelisch-amerikanischen Vaters von vier Kindern, Ari Fuld. Die palästinensische Führung vermittelt ihre Botschaft „Töte einen Israeli und du bist ein Held“ seit Jahrzehnten und wenn man sich die Ergebnisse ansieht, ist es offensichtlich, dass die Kinder gut zugehört haben.

Dies sind die Optionen, die den palästinensischen Kindern, die gerade eines der schlimmsten Kapitel in ihren Schulbüchern durchgenommen haben, durch den Kopf schiessen:  

Wenn ich, ein palästinensisches Kind, bereit bin, Israelis zu töten und ein Märtyrer zu werden, dann werde ich der/die Beste der Besten sein, die Krone meiner Nation, Strassen werden nach mir benannt werden und ich werde ein/e palästinensische/r Held/in sein; wenn ich nicht bereit bin, Israelis zu töten und ein Märtyrer zu werden, dann bin ich ein Feigling.

Wenn Sie ein leicht zu beeindruckendes Kind wären, für welchen Weg würden Sie sich entscheiden?

Der Autor ist Direktor von Palestinian Media Watch und vertrat Israel bei Verhandlungen mit der Palästinensischen Autonomiebehörde zum Thema Aufhetzung. Der Kommentar wurde von Audiatur-Online aus dem Englischen übersetzt und erschien am 24. Oktober auch in der Jerusalem Post.