Israels Kampf gegen jüdischen Extremismus

1
Graffiti auf einem abgebrannten Haus. In Hebräisch: “Rache” . Foto Israelische Polizei
Lesezeit: 3 Minuten

Die Worte fielen deutlich aus: Die Tatverdächtigten, die vom israelischen Inlandgeheimdienst Shin Bet für den tödlichen Brandanschlag in Duma vom vergangenen Juli verantwortlich gemacht werden, seien „Terroristen“, deren Ziel die Zerstörung Israels sei. Die Äusserung stammt von Bildungsminister Naftali Bennett, dem Vorsitzenden der HaBayit Hayehudi-Partei, der von europäischen Meinungsmachern gerne mit „Rechtsextemismus“ in Verbindung gebracht wird.

Die oben angeführten Äusserungen strafen solche interessierten Behauptungen Lügen – und sie sind bei weitem kein Novum. Anfang August, kurz nach dem Anschlag in Duma, der drei Angehörigen der Familie Dawabshe (darunter ein 18-monatiger Säugling) das Leben kostete, und nachdem ein ultraorthodoxer Mann in Jerusalem die Teilnehmer einer Gay Pride-Veranstaltung angriff und dabei die 16-jährige Shira Banki tödlich verletzte, veröffentlichte Bennett einen Meinungsbeitrag in der New York Times, in dem er ankündigte, Israel werde jüdischen Terrorismus mit allen Mitteln bekämpfen.

Bennetts Aussagen zeigen, dass es Israels Regierung ernst ist mit dem Kampf gegen Extremisten im eigenen Land. Der Shin Bet machte vergangene Woche öffentlich, dass die Verdächtigen des Duma-Attentats als „tickende Bomben“ betrachtet worden seien. Dieses Protokoll erlaubt dem Geheimdienst „unsanfte“ Verhörmethoden, zugleich wies er aber jegliche Anschuldigungen, die Tatverdächtigten seien gefoltert worden zurück.

Während diese umstrittene Vorgehensweise in der Vergangenheit vor allem von Organisationen wie B’Tselem kritisiert wurde, kam es nun im Rahmen der Duma-Ermittlung auch zu Kritik von Anführern der Siedlerbewegung. Bennett selbst wies diese Kritik zurück und bezeichnet jene als Heuchler, die keine Probleme mit harschen Verhörmethoden gegen palästinensische Terroristen hätten, aber nun gegen den Shin Bet protestierten. Infolgedessen wurde seine persönliche Sicherheit erhöht. Berichten zufolge hat Bennett Drohungen erhalten und ist von Anhängern der Tatverdächtigen als „Verräter“ beschimpft worden.

Der Anschlag von Duma stand vergangene Woche erneut im Zentrum des Bewusstseins der israelischen Öffentlichkeit, nachdem im Internet ein Video auftauchte, welches Freunde von Tatverdächtigten bei einer Hochzeit in Jerusalem die Morde an der Dawabshe-Familie feierten. Sowohl die mutmasslichen Täter als auch die Protagonisten des besagten Videos gehören zum Umfeld der sogenannten „Hilltop Youth“, einer Gruppe junger Extremisten aus dem Westjordanland.

Ein Hochzeitsbesucher mit einem T-Shirt der rechtsextremistischen und in Israel illegalen Kach-Partei. Foto Mako
Ein Hochzeitsbesucher mit einem T-Shirt der rechtsextremistischen und in Israel illegalen Kach-Partei. Foto Mako

Die Gruppe wird verantwortlich gemacht für sogenannte „Preisschild“-Anschläge die sich bis vor kurzem hauptsächlich gegen leerstehende Gebäude wie etwa Moscheen gerichtet hatten. Gemäss dem israelischen Journalisten Ben Caspit begann sich die Gruppe im Jahr 2014 zunehmend zu radikalisieren (sie war bereits ein Jahr zuvor als „gesetzwidrig“ deklariert worden) und begann, Brandanschläge auf palästinensische Häuser durchzuführen. Gemäss Caspit ist es das Ziel der Hilltop Youth, die israelische Regierung bei jeder Gelegenheit zu bedrängen und ihr zu schaden. Sie will das heutige Israel durch einen „Halacha-Staat“ ersetzen und sieht das zionistische Israel als Häresie.

Die Taten der Hilltop Youth werden in Israel von gesamten politischen und religiösen Spektrum verurteilt und es ist davon auszugehen, dass Shin Bet und Polizei ihre Anstrengungen im Kampf gegen die Extremisten in Zukunft weiter erhöhen werden. Nichtdestotrotz bemühen sich Journalisten in Europa immer wieder, einen Zusammenhang zwischen der israelischen Rechten und „extremistischen Siedlern“ herzustellen. Dies widerspricht nicht nur den Tatsachen, sondern birgt auch insofern eine gewisse Ironie, als dass dieselben Meinungsmacher die real existierende Verehrung von Terroristen in der palästinensischen Gesellschaft noch nie kritisiert haben.

Der Unterschied könnte nicht offensichtlicher sein: Während in Israel das oben erwähnte Hochzeitsvideo von allen Seiten verurteilt wurde, betraute man in Ramallah das vorzeitige Ableben von Erzterrorist Samir Kuntar. Während Bildungsminister Naftali Bennett die Tatverdächtigten von Duma als Terroristen bezeichnete, huldigte der Top-Fatah Beamte Azzam Al Ahmad Kuntars „Hingabe für die palästinensische Sache“ und kündigte an, Kuntars Tod werde die Pläne für den „palästinensischen Widerstand“ nicht schwächen.

1 Kommentar

  1. Einmal mehr gefällt mir, dass sich ,AudiaturOnline‘ einer seriösen Berichterstattung und einem journalistischen Kodex verpflichtet fühlt, von dem sich wesentlich größere Meinungsführer wie ZEIT, SPIEGEL usw. gleich mehrere Scheiben abschneiden könnten. Sobald es um das Thema Israel geht, fallen solche Eigenschaften bei Letztgenannten nämlich regelmäßig ins Koma.

    Es wäre fatal, aus Angst vor möglichem Beifall von der falschen Seite, den Fokus nicht auch auf extreme Randerscheinungen der israelischen Gesellschaft zu richten. Und es wäre ein Wunder, wenn es diese nicht auch im jüdischen Staat gäbe.

    Die verachtenswerten Vorgänge auf dieser Hochzeit, für die eine extremistische israelische Familie verantwortlich ist, zeigen, dass dem jüdischen Staat auch von dieser Seite Gefahr droht. Es zeigt aber auch, dass dieser nicht untätig bleibt. Mehrere Beteiligte sowie der Bräutigam wurden verhaftet.

    Einmal mehr wird deutlich, dass israelische Politiker, die Bevölkerung und die politischen Organisationen solche Haltungen nahezu einhellig ohne Wenn und Aber ablehnen und bekämpfen.

    Genauso deutlich ist zu sagen, dass es „Familien“, wie die oben beschriebene, auf der palästinensischen Seite in ungleich größerer Zahl gibt – nur dass es dort keine Auswüchse sind sondern der barbarische Normalzustand ist. Kritik oder gar
    juristische Konsequenzen haben diese in keiner Weise zu befürchten.

Kommentarfunktion ist geschlossen.