Deutscher Pfarrer in London: Latent antijüdische und antichristliche Stimmung

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Eine "Pro-Palästina" Demonstration in London am 9. März 2024. Foto IMAGO / ZUMA Wire
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Der Gaza-Krieg betrifft auch die deutschsprachige Gemeinde und andere Christen in der britischen Hauptstadt. Das reicht von Schmierereien und Anspucken durch Muslime bis hin zu brutaler Gewalt.

Deutsche Katholiken in London beklagen Aggressionen durch Muslime gegen ihre Gemeinde im Stadtteil Tower Hamlets vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges. Deutsche gälten in dem stark muslimisch geprägten Viertel als Judenfreunde, sagte der Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde Sankt Bonifatius, Andreas Blum, dem kirchlichen Kölner Portal domradio.de. Er berichtete von wiederholten Schmierereien an den Wänden seiner Kirche wie Teufelsfiguren oder die Parole “Allah is watching you”.

Insgesamt herrscht seinen Beobachtungen zufolge eine latent antijüdische und antichristliche Stimmung in dem Stadtteil mit einer der grössten Moscheen Europas. Er wisse von Ordensfrauen aus Brasilien, die auf der Strasse bespuckt wurden, und Geistlichen in Soutane, die von Muslimen mit Flüchen beleidigt wurden. “Wenn man in eine inhaltliche Diskussion geht oder aber eben auch Kippa, Davidstern oder Kreuz offen zeigt, dann kann es schon passieren, dass das als Provokation verstanden wird”, so Blum.

Im Dezember hatte ein extremistischer Täter einen Mitarbeiter der Gemeinde unter “Allah”-Rufen zusammengeschlagen; das Opfer musste ins Krankenhaus. Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und Beginn des Gaza-Krieges im Oktober sei das ganze Viertel professionell mit Palästinenserflaggen geschmückt gewesen. “Man hatte den Eindruck, man bewegt sich plötzlich nicht mehr in England, sondern in Palästina und auch in einem Kampfgebiet”, so der katholische Geistliche.

Der ehemalige Chef der sozialdemokratischen Labour-Partei Jeremy Corbyn nimmt an einer Demonstration für “Solidarität mit Palästina” in London teil, März 2024. Foto IMAGO / ZUMA Wire

Enttäuscht zeigte sich Blum von einem Desinteresse der Politik. “Wir haben es mit einer Bezirksregierung zu tun, die fest in muslimischer Hand ist. Das hat mit der Bevölkerungszusammensetzung zu tun.” Bangladescher und Pakistaner dominierten die Partei des Bezirksbürgermeisters sowie alle Einrichtungen im Viertel. “Dagegen ist kaum anzukommen.” Die Polizei verwalte die Übergriffe lediglich, womöglich aus Angst vor Rassismusvorwürfen. “Sowohl Polizei als auch Bezirksregierung erleben wir nicht als hilfreich in dieser Auseinandersetzung.”

Auch die interreligiöse Zusammenarbeit mit Muslimen lässt nach den Worten des Pfarrers zu wünschen übrig. Alle Eingaben, die Blum seit Oktober an das örtliche “Interfaith Forum “gemacht habe, seien unbeantwortet geblieben. Es habe nicht einmal eine Reaktion erhalten. Seit sechs Jahren suche er auch Kontakt zum Imam der benachbarten Moschee; aber: “Ich bin über ein Vorzimmer noch nicht hinausgekommen.”

KNA/cdt/brg

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