Wie viele Flüchtlinge?

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Gesamtzahl der von UNRWA angegebenen palästinensischen Flüchtlingen und deren Nachkommen (1950-2008)
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Der Weltflüchtlingstag am 20. Juni wurde vom Palestinian Central Bureau of Statistics PCBS mit der Veröffentlichung einer neuen Statistik zu palästinensischen Flüchtlingen zelebriert. Darin verbirgt sich eine Lüge.

Das PCBS berichtet, dass es nun 5.1 Millionen palästinensische Flüchtlinge gäbe. Folgendes wird über ihr Alter gesagt:

„Die palästinensischen Flüchtlinge sind gekennzeichnet als junge Bevölkerung, wobei 41.7% der palästinensischen Flüchtlinge in den palästinensischen Gebieten, 35.9% der palästinensischen Flüchtlinge in Jordanien 2007, und 33.1% der palästinensischen Flüchtlinge in Syrien 2009 und 30.4% der palästinensischen Flüchtlinge im Libanon 2010 unter 15 Jahre alt sind“.

Das bedeutet zum Beispiel, dass mehr als ein Drittel der palästinensischen „Flüchtlinge“ in Jordanien nach 1997 geboren wurde. Entweder sind das dreissig Jahre (wenn nach dem Krieg von 1967 gezählt) oder fast fünfzig Jahre (wenn sie nach der Staatsgründung 1948 geflohen sind) nachdem ihre Eltern oder eher ihre Grosseltern in Jordanien ankamen. In Jordanien besitzen sie die volle jordanische Staatsbürgerschaft und das Stimmrecht. Das bedeutet, dass ein junger Jordanier palästinensischer Herkunft, dessen Familie seit mehr als dreissig Jahren in Jordanien lebt und der/die selber immer in Jordanien gelebt hat, weiterhin als „Flüchtling“ angesehen wird.

Das ist seltsam und die neuen Statistiken sind eine Erinnerung an die einzigartige Definition, die nur für palästinensische „Flüchtlinge“ gilt. Für alle anderen Gruppen von Flüchtlingen auf der Welt gilt die UN Konvention zum Status von Flüchtlingen von 1951 eindeutig nur für Flüchtlinge und nicht die nachfolgenden Generationen. Das ist die Definition, welche der UN Hochkommissar für Flüchtlinge heute anwendet. Nur im Fall der Palästinenser zählt eine gesonderte Organisation, die UN Relief and Works Agency UNRWA, nicht nur jene, die tatsächlich ihre Heimat verlassen haben, sondern auch die nachfolgenden Generationen – vermutlich auf immer und ewig und dass unabhängig davon, ob diese Nachkommenschaft anderswo geboren und dort mit voller Staatsangehörigkeit niedergelassen ist.

So gesehen wird also ein junger amerikanischer Junge, sagen wir, zehn Jahre alt, in Chicago von amerikanischen Eltern geboren, dessen Grosseltern Palästinenser waren, die 1948 aus Israel geflohen sind, von der UNRWA als „palästinensischer Flüchtling“ gezählt.

Es überrascht nicht, dass der Bewilligungsausschuss (Appropriations Committee) des U.S. Senats  am 31. Mai einen Zusatzartikel angenommen hat, der palästinensische „Flüchtlinge“ in gleicher Weise definiert wie alle anderen Flüchtlinge und jene Definition abgelehnt hat, die zur heutigen Zahl 5.1 Millionen geführt hat; und wer weiss, wie viele weitere Millionen mit den Jahren dazukommen. Überraschend ist, dass diese Bemühungen, die von Senator Mark Kirk aus Illinois angeführt wurden – er stellte in meiner Darstellung den kleinen Jungen und seine Eltern dar– weitgehend als kontrovers angesehen wurde. Es ist gesunder Menschenverstand.

Originalversion: How Many Refugees? by Elliott Abrams © Council on Foreign Relations, June 20, 2012. Deutsche Übersetzung © Audiatur-Online.

6 Kommentare

  1. PS.Ich finde weder die genauen Opferzahlen des Völkermords an den Juden unter Hitler relevant – jeder Ermordete ist einer zu viel- noch die genaue Zahl der vertriebenen Palästinenser! Die Vertreibung der Palästinenser ist ein Skandal für ein Land, dass sich für eine Demokratie hält!
    Im übrigen wäre es gerechter gewesen, wenn Israel nach dem 2. Weltkrieg auf deutschem Boden gegründet worden wäre.

  2. Na und? Juden haben fast 2000 Jahre in der Diaspora gelebt und leiten von ihrer ursprünglichen Herkunft aus Palästina ein Heimkehrrecht ab. Was für den einen recht ist, muss für den anderen billig sein.

  3. Es lohnt sich, die Ausgaben der UN für Flüchtlingsangelegenheiten mit den Zahlen der UNRWA zu vergleichen….

  4. Vor 64 Jahren gab es noch nicht "die Palästinenser"; die Ethnogenese hat erst später eingesetzt und heute gibt es sie. Das zu ignorieren, löst keine Probleme.

  5. Diese bewusst vorgenommene Verfälschung von Flüchtlingszahlen hat mehrere Gründe:
    a.) Hohe Opferzahlen = hoher Mitleidsfaktor, eine geschickt eingesetzte Manipulation seitens der UNRWA!
    b.) Hohe "Flüchtlingszahlen" rechtfertigen den immens hohen administrativen Aufwand, den die UNRWA seit ihrer konstituierenden Sitzung in Rechnung stellt = Verschwenden von Steuergeldern
    c.) Nur unter Vorlage dieser, sich jährlich steigernden Zahlen von "Flüchtlingen" kann sich die UNRWA als Institution rechtfertigen, oder zumindest glaubt sie das.
    Die Welt wird in dieser ungustiösen Sache belogen und betrogen und klatscht der UNRWA boch begeistert Applaus!

  6. Shalom meine Freunde
    Ich bin mit fast 17 Jahren nach der Schoah in Palästina angekommen. Ich bin 83 Jahre alt und
    habe die Nazizeit erlebt. Aus meiner Familie sind einige ermordet worden.Ich hab die Araber bestens kennengelernt.
    Damals sagte man noch nicht Palis. Was hier geschrieben ist<<ist eine grosse Lüge. Ausserdem sind die Palstänenser
    zum grössten Teil auf Anweisung ihrer Führer freiwillig gegangen.David

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