Kasachstan setzt Massstab: Schulbücher zeigen Respekt für Judentum und Israel

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Schüler in Almaty Kasachstan, nehmen an einer Feier zum Beginn des neuen Schuljahres teil. Foto IMAGO / SNA
Schüler in Almaty Kasachstan, nehmen an einer Feier zum Beginn des neuen Schuljahres teil. Foto IMAGO / SNA
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Ein kürzlich veröffentlichter Bericht des Institute for Monitoring Peace and Cultural Tolerance in School Education (IMPACT-se) hebt hervor, dass die Schulbücher in Kasachstan ein bemerkenswertes Mass an Toleranz und kultureller Offenheit gegenüber dem Judentum und Israel zeigen – ein seltenes Phänomen in muslimisch geprägten Ländern.

Der Bericht, der in Zusammenarbeit mit der Ruderman Family Foundation erstellt wurde, ist nach den Studien zu Aserbaidschan und Usbekistan der dritte und letzte Teil einer Analyse zentralasiatischer Lehrpläne. Für Kasachstan wurden über 100 Schulbücher auf Kasachisch und Russisch aus den Jahren 2015 bis 2023 ausgewertet, die den Unterricht von der 2. bis zur 11. Die Studie wurde von Dr. Zeev Levin und Dr. Talant Aktanzhanov durchgeführt.

Judentum als Bestandteil nationaler Vielfalt

Kasachische Schulbücher präsentieren das Judentum als eine der grundlegenden monotheistischen Religionen. Die zentralen Glaubensinhalte, heiligen Schriften und die historische Entwicklung werden mit Respekt behandelt. Auch jüdische Beiträge zur Weltkultur, zur Wissenschaft und zum intellektuellen Leben werden gewürdigt. Das Judentum wird explizit als integraler Bestandteil der multiethnischen kasachischen Gesellschaft beschrieben – eine Darstellung, die in Schulbüchern der islamischen Welt ihresgleichen sucht.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Ein Lehrbuch der 10. Klasse stellt jüdische religiöse Führer im Kontext der Passion Christi als Verfolger Jesu dar – ohne zu erwähnen, dass Jesus selbst Jude war. Diese Darstellung folgt leider einer historischen christlichen Polemik, die jahrhundertelang antijüdische Ressentiments befeuert hat.

Holocaust-Erinnerung bleibt fragmentarisch

Während Antisemitismus – insbesondere im Kontext des Nationalsozialismus – in mehreren Lehrbüchern thematisiert wird, fehlt der Begriff „Holocaust“ selbst. Auch Begriffe wie „Konzentrationslager“ oder „Ghetto“ kommen nicht vor. Positiv fällt jedoch auf, dass auch Antisemitismus in den USA der 1920er-Jahre erwähnt wird – ein Aspekt, der in nicht-westlichen Lehrplänen selten zu finden ist.

Israel und der Nahostkonflikt

Die Darstellung Israels und des arabisch-israelischen Konflikts variiert stark je nach Klassenstufe. Höhere Klassenstufen (10. und 11. Klasse) vermitteln ein vergleichsweise ausgewogenes Bild: Die UN-Teilungsresolution von 1947 wird erläutert, ebenso wie Friedensverhandlungen und die Rolle extremistischer Gruppen. Die Hamas und der Palästinensische Islamische Dschihad werden klar als Terrororganisationen benannt; die PLO wird mit „Sabotage und Terror“ in Verbindung gebracht.

Mehrere Bücher erwähnen israelische Friedensinitiativen, darunter den Rückbau bestimmter Siedlungen. Zugleich verwenden manche Bücher Begriffe wie „besetzte Gebiete“ für die 1967 eroberten Territorien – ein Ausdruck, der politisch aufgeladen, aber international weit verbreitet ist.

Hervorzuheben ist zudem die positive Darstellung der hebräischen Sprache. Ein Literaturbuch der 11. Klasse lobt die Wiederbelebung des Hebräischen und zieht Parallelen zur Förderung des Kasachischen – ein seltenes Zeichen kultureller Wertschätzung.

Kritischer sind einige Schulbücher der Mittelstufe (8. und 9. Klasse), in denen Israels Politik als „Bedrohung der Weltordnung und Sicherheit“ bezeichnet wird – mit Verweis auf Handlungen in den 1970er- und 1980er-Jahren. Solche Formulierungen zeigen, dass die ausgewogene Darstellung nicht durchgehend gewährleistet ist.

Klare Ablehnung von Extremismus

Besonders eindrucksvoll ist die konsequente Abgrenzung zwischen religiösem Konservatismus und gewalttätigem Extremismus. Terrororganisationen wie Al-Qaida, die Taliban, die Muslimbruderschaft und die Islamische Bewegung Usbekistans (IMU) werden explizit als Bedrohungen für den Frieden bezeichnet.

IMPACT-se-CEO Marcus Sheff lobt Kasachstan gegenüber der Jerusalem Post als „wichtigen Akteur für Frieden und Konfliktlösung auf globaler Ebene“ und sieht im kasachischen Schullehrplan ein Modell für andere muslimisch geprägte Länder. Auch Jay Ruderman, Präsident der Ruderman Family Foundation, betont: „Es ist ermutigend zu sehen, dass Kasachstan kulturelle Inklusion und Frieden fördert. Judentum und jüdische Geschichte werden in einem Rahmen ethnischer und religiöser Toleranz vermittelt.“

1 Kommentar

  1. Das ist ja schön.
    Nur die Frage wieso dass nicht in allen Muslimischen Ländern so sein kann bleibt.

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