Ein Schuss in den Arm für Flüchtlinge in Israel

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Dr. Jonah Mink hat eine freiwillige Initiative lanciert, die den schätzungsweise 60‘000 in Israel lebenden Asylsuchenden und Arbeitsmigranten aus dem Sudan und Eritrea eine bessere und günstigere Gesundheitsversorgung bieten soll. Zwei Drittel dieser Bevölkerungsgruppe leben in Tel Aviv.

Minks „MigrantHealth:ILhat ihren Sitz in der Flüchtlingsklinik des Ministeriums für Gesundheit beim zentralen Busbahnhof in Tel Aviv. MigrantHealth:IL arbeitet daran, das Bewusstsein der Patienten über verfügbare Ressourcen zu erhöhen und das Wissen über Gesundheit zu fördern, Sprach- und kulturelle Barrieren zu überwinden, die Gesundheitsversorgung zwischen den verschiedenen Anbietern zu koordinieren, Nachbehandlungen zu gewährleisten und die überwältigende Nachfrage bei lokalen Spitälern und Kliniken zu reduzieren.

Mink, der dieses Jahr seinen Abschluss an der Medical School for International Health der Ben Gurion Universität im Negev (BGU) machte, glaubt, dass seine Organisation MigrantHealth:IL „den israelischen Unternehmergeist benutzt“, um effizientere Lösungen zu kreieren.

Sein ultimatives Ziel ist es, das Modell mit anderen Ländern zu teilen, die ähnlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit weltweiter Migration begegnen.

Das von Mink aufgebaute Programm fokussiert sich darauf, einerseits Krankenschwestern aus der Migrationsgemeinschaft zu rekrutieren, die entweder fliessend Englisch oder Hebräisch sprechen und andrerseits, eine dezentralisierte elektronische Datenbank für Krankenakten einzurichten, in Kooperation mit der School of Information Systems Engineering der Ben Gurion Universität und der OpenMRS (Open Medical Records System Platform) Community.

„Das sind unsere beiden Vorzeigeprogramme, die den Ton angeben werden“, sagt Mink. „Unser Arbeitsmodell berechnet kostengünstige Lösungen mit grosser Wirkung, bringt sie zur Funktionsreife und übermittelt sie dann den zuständigen Gremien“, wo sie langfristig beaufsichtigt werden können.

WHO will das Modell vermarkten

Zusammen mit Orel Ben Ari, dem Direktor der Flüchtlingsklinik Tel Aviv und dem BGU Medizinstudenten Tobin Greensweig, dem Designer des elektronischen Krankenakten-Systems, das bereits in der Village Health Works Klinik in Burundi verwendet wird, startete Mink eine Indiegogo Crowdfunding Kampagne, um 15‘000 Dollar für MigrantHealth:IL zu sammeln. Die ROI Community der Schusterman Familienstiftung versprach, die allfällige Differenz zu übernehmen.

„Das ist der Betrag, den wir brauchen, um ein sechsmonatiges Pilotprogramm mit Pflegern durchzuführen und das Programm zudem weiterzuverbreiten, nachdem wir gezeigt haben, wie viel Zeit, Energie und Geld wir damit sparen“, sagt Mink.

„Wir benutzen die gesamte israelische Technologie und den Innovationsgeist und bringen das Programm in entwickelte Länder Europas und Nordamerikas, die noch über keine effektive und kosteneffiziente Systeme verfügen, um grosse Gruppen von Menschen aus Entwicklungsländern zu verstehen und zu organisieren und um sie in die Mainstream-Gesundheitsvorsorge zu integrieren“, erklärt Mink.

Nach dem subventionierten Pilotversuch wird die finanzielle Beteiligung der Spitäler und des israelischen Ministeriums für Gesundheit Wachstum und Nachhaltigkeit für MigrantHealth:IL ermöglichen.

„Ich weiss, dass es funktionieren wird, weil ich es zuvor schon in New York mit gemeinschaftlichen Gesundheitsprogrammen [Millenium Villages Project und City Health Works] gemacht habe, die mit demselben Modell liefen, um unnötige Besuche in der Notaufnahme zu vermeiden“, sagt Mink zuversichtlich.

Übersetzungen, Triage und Training

Krankenschwestern aus der Migrationsgemeinschaft, die strategisch an den geläufigen Kontaktpunkten, inklusive der Tel Aviv Flüchtlingsklinik, platziert werden, bieten Übersetzungen, Triage, Koordinierung der Pflege und Gesundheitsbildung an. Mink sagt, der Aufwand helfe den israelischen Spitälern, Geld zu sparen, indem wiederholte Notfallbesuche reduziert und damit auch die Bürde der Klinik, die generelle Gesundheit der Migranten zu verbessern, minimiert wird.

Mink verweist auf einen freiwilligen Pfleger, ein eritreischer Mann, der einer Gruppe afrikanischer Mütter und ihrer Kindern aus dem Stegreif Unterricht über Bedeutung von Vitamin D erteilte, während sie in der Tel Aviv Klinik warteten. „Das sind die brillantesten, motiviertesten Leute, die ich jemals getroffen habe“, sagt er über die im Ausland ausgebildeten Gesundheits-Gemeindearbeiter.

„Die Implementierung eines Systems mit elektronischen Krankenakten wird den Klinik-Mitarbeitern helfen, die Gesundheitsversorgung besser zu organisieren. Bald wird die Datenbank landesweit in anderen Kliniken, Spitälern und Gemeinschaftsorganisation eingeführt werden, um die Erfassung von Patienteninformationen und Pflege für diese Bevölkerung zu integrieren“, sagt Mink.

Er begann während seines klinischen Turnus an der Tel Aviv Flüchtlingsklinik im letzten Februar mit der Migrationsbevölkerung zu arbeiten. Der aus Buffalo (NY) Stammende wird nächstes Jahr in die Vereinigten Staaten zurückkehren, um eine Familienmedizin-Facharztausbildung zu starten und er ist leidenschaftlich, wenn es um die Verbesserung der Effizienz der Gesundheitsfürsorge für marginalisierte Gemeinschaften geht.

„Das Beste ist, dass wir den israelischen Innovations- und Unternehmergeist einspannen und sie auf die Gesundheitsbedürfnisse der am stärksten marginalisierten Gemeinschaften anwenden“, sagt Mink, „es geht nicht nur um Innovation, sondern um Innovation für das übergeordnete Wohl – zu zeigen, wie gut es funktioniert und der Welt beizubringen, wie man es gut macht.“

Originalversion: A shot in the arm for refugees in Israel by Abigal Klein Leichman © Israel21c.org, December 10, 2012.