Rabbiner an ICEJ-Konferenz: «Wo waren die Menschenrechtsorganisationen?»

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Foto ICEJ - Deutscher Zweig e. V.
Foto ICEJ - Deutscher Zweig e. V.
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Über 600 Christen aus ganz Deutschland kamen am 1. Mai zur Israelkonferenz der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) in der Schwabenlandhalle in Fellbach, um Israel diese Botschaft zu übermitteln. Rabbiner Bowman berichtete über die Lage in Israel.

von Karin Lorenz

Die Konferenzteilnehmer schwenkten Israelfahnen und hielten Plakate mit Fotos aller Geiseln in die Höhe. Intensiv wurde für deren Befreiung und für Israel gebetet. Als Ehrengäste begrüsste ICEJ-Geschäftsführer Stephan Lehnert den extra aus Israel angereisten Rabbiner Shmuel Bowman, Gründer der Hilfsorganisation „Operation Lifeshield“ und  Stella Syrkin, Gesandte von Keren Hayesod.

Rabbi Bowman berichtete im Interview mit Gottfried Bühler, Moderator der Fernsehserie „Faszination Israel“ und Vorsitzender der ICEJ, von über 3.000 Terroranschlägen, die es seit dem 7. Oktober auf jüdische Zivilisten in Judäa und Samaria gab. Noch immer wird Israel täglich mit Raketen beschossen. Seit Beginn des Kriegs kamen über 600 Soldaten ums Leben, 10.000 Wehrdienstleistende und Reservisten erlitten schwere Verletzungen. „Man findet keinen freien Rollstuhl mehr in Israel“, so der Rabbiner. Und noch immer werden etwa 130 Geiseln von der Hamas festgehalten. Es ist unklar, wie viele von ihnen noch am Leben sind.

In Israel sei man dankbar für alle Verbündeten, bezog Rabbi Bowman Stellung zur politischen Situation. „Wenn Politiker etwas Gutes für Israel tun, dann dankt ihnen“, bat der Rabbiner die Christen: „Und wenn sie vergessen, etwas Gutes für Israel zu tun, dann erinnert sie daran!“

Im Stich gelassen

Die Welt habe Israel zum grossen Teil im Stich gelassen. „Wo waren die Menschenrechtsorganisationen? Wo waren die Frauenrechtsorganisationen? Wo waren die Kinderschutzorganisationen?“, zählte der Israeli auf. „Und wem das Leid der Menschen egal ist, sollte wenigstens fragen, wo die Tierschutzorganisationen waren!“, ergänzte er mit einer Spur Verbitterung. Denn die Spione aus Gaza, die vor dem 7. Oktober Seite an Seite mit den späteren Opfern in den Kibbuzim gearbeitet und Geld verdient hatten, instruierten die Terroristen ganz genau darüber, in welchen Familien Hunde lebten. „Sie haben sichergestellt, dass jeder Hund erschossen wurde!“

Sehr schnell habe sich die internationale Medienwelt gegen Israel positioniert. „Zuerst waren die Medien fasziniert vom Horror“, berichtete Rabbi Bowman. Aber schon wenig später habe man Israel das Recht auf die Verfolgung der Täter abgesprochen. „Nur um die zeitliche Reihenfolge klarzustellen: die Proteste gegen Israel fingen schon an, bevor Israel in Gaza einmarschiert ist“, stellte der Rabbiner klar: „Als der Kibbuz Be’eri noch brannte und wir noch nach den Knochen unserer Freunde suchten.“

„Welche andere Seite?“

Unerträglich ist dem Rabbiner, wenn nach dem schlimmsten Massaker an Juden seit dem Holocaust gefordert wird, auch „die andere Seite des Konflikts“ zu Wort kommen zu lassen. „Von welcher anderen Seite sprichst du? Leute, die dafür sind, Kinder zu enthaupten und Frauen zu vergewaltigen – das ist die andere Seite des Konflikts!“, fasst der Rabbiner zusammen. Es sei eine unglaubliche Verzerrung der Fakten, den Rechtsstaat Israel und die Terrororganisation Hamas moralisch auf eine Stufe zu stellen. „Die Hamas versteckt sich hinter ihren Zivilisten. Die israelische Armee hingegen tut alles, um die Zahl der Todesopfer in Gaza zu minimieren – dafür riskieren die Soldaten ihr eigenes Leben“, betonte Rabbi Bowman. Aber einen Waffenstillstand dürfe es nicht geben. Denn Israel habe genug davon, vergewaltigt und abgeschlachtet zu werden. Wenn die Worte „Nie wieder“ irgendetwas bedeuten, müsse die Hamas beendet werden.

„Dieser Kampf ist ein biblischer Kampf“, ergänzte der Rabbiner. Und er legte den Betern zwei Psalmen besonders ans Herz: Psalm 130 und Psalm 121. „In Israel beten wir sie jetzt jeden Tag.“

Bitte um Vergebung

Nicht nur um Zeichen der Solidarität ging es den Israelfreunden an diesem Tag. Christoph Scharnweber, Sprecher der ICEJ, kritisierte mit deutlichen Worten, dass erneut deutsche Steuergelder an die UNRWA überwiesen werden, während andere Länder, darunter Österreich, erkannt haben, dass das Flüchtlingshilfswerk der Palästinenser nicht zum Frieden beiträgt, sondern Teil des Problems ist – allein schon durch den Hass, der an den UNRWA-Schulen verbreitet wird. „Die Gelder aus Deutschland fördern keinen Frieden, sondern Terror“, stellte Christoph Scharnweber klar.

Der ICEJ-Sprecher bat die Repräsentanten Israels aufrichtig um Entschuldigung für solche politischen Fehlentscheidungen. Und dann sanken die Christen im Konferenzsaal auf die Knie, um das jüdische Volk und den Gott Israels inständig um Vergebung dafür zu bitten, dass auf deutschen Strassen wieder judenfeindliche Demonstrationen stattfinden und anti-israelische Schlachtrufe zu hören sind.

„Wir beten weiter für Israel und die Geiseln“, versprach Gottfried Bühler, Vorsitzender ICEJ. Die ICEJ richtet auch in vielen anderen Ländern Pro-Israel-Kundgebungen aus und finanziert zahlreiche Hilfsprojekte in Israel. Am Ende der Veranstaltung sangen die deutschen Israelfreunde gemeinsam die israelische Nationalhymne „Hatikva“.

3 Kommentare

  1. Ich schäme mich zutiefst für die realitätsfernen, verirrten Geister in meiner Partei, die wohl verdrängt haben, wer während der Olympiade 1972 in München das schreckliche Attentat verübt hat, und wo RAF-Terroristen ihr Kampftraining gemacht haben. Ich bin auch in der SPD, habe immer zu Israel gehalten und tu es auch jetzt.

  2. Die „Menschen- und Frauenrecht-Organisationen werden, zumindest in Deutschland von Linken beherrscht, also von Palästinenserfreunden.

    Viel schlimmer noch zeigt sich die Situation am Beispiel des links (SPD, Grüne, Linke) regierten deutschen Bundeslandes Bremen:
    Dort hetzte der SPD-Innensenator gegen Israel bei einer Rede in der Bürgerschaft. Folgen keine.
    Der von Linken und SPD unterwanderte Sender des Bundeslandes (Radio Bremen) ließ palästinensische „Aktivisten“ als Reporter provozierende Fragen an „Christen“ stellen. Der rotrotgrüne Sender behauptete hinterher, dass diese Palästinenser-Reporterin als Anstecker die Melone an der Kleidung hatte, hätten sie nicht gesehen.
    Quasi zeitgleich erlaubte das Oberverwaltungsgericht der Stadt (die Justiz dort ist von Grünen, SPD, Linken unterwandert) die Verwendung des Spruches „Kindermörder Israel“ auf Demos zu verwenden, sei legal.

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