Israel befürchtet beim ESC in Malmö „Hurrikan“ an Antisemitismus

0
Anti-israelische Demonstration in Stockholm, Schweden, am 17. Februar 2024. Foto IMAGO / TT
Anti-israelische Demonstration in Stockholm, Schweden, am 17. Februar 2024. Foto IMAGO / TT
Lesezeit: 3 Minuten

Israels Beitrag „October Rain“ war den Veranstaltern des Eurovision Song Contests zu klar „auf das Hamas-Massaker vom 7. Oktober bezogen“. Doch auch der neue Titel passt nicht allen. Und Israel fürchtet Antisemitismus.

Israels Titel für den Eurovision Song Contest (ESC) Anfang Mai im schwedischen Malmö trägt den Titel „Hurricane“ – und einem „Hurrikan von möglichem Antisemitismus“ sehen sich laut „Jerusalem Post“ die Mitwirkenden gegenüber. Malmö gelte als eine der antisemitischsten Städte der Welt und die dortige jüdische Minderheit erlebe vor allem seit dem 7. Oktober starke Anfeindungen seitens des grossen muslimischen Bevölkerungsteils, hiess es in einer Reportage des kommerziellen TV-Senders Keshet 12.

Eine jüdische Anwohnerin eines angesehenen Viertels von Malmö erzählte den Korrespondenten von Keshet, dass sie am Morgen des 7. Oktobers durch lautes Gejohle auf der Strasse auf den Hamas-Angriff aufmerksam gemacht wurde, das so laut war, dass es sie weckte. Yair Elsner, ebenfalls ein jüdischer Bewohner von Malmö, erzählte ihnen, dass er in den ersten Wochen nach dem 7. Oktober mit einem Messer von seinem Haus zu seinem Auto ging, um seine Sicherheit zu erhöhen. „Man geht nach draussen und sieht genau die gleichen Leute, die die Anschläge vom 7. Oktober verübt haben, nur hier. Es gibt keinen Unterschied – es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sie nicht in der Lage wären, die gleichen Gräueltaten an uns zu begehen, wenn sie nur könnten“, sagte er ihnen.

Keshet berichtete, dass sieben von zehn schwedischen Juden in einer kürzlich durchgeführten Umfrage angaben, dass ihr Leben nach dem 7. Oktober schwieriger geworden sei, und etwa die Hälfte von ihnen sagte, dass sie in Erwägung gezogen hätten oder in Erwägung zögen, das Land zu verlassen.

Der vielleicht beunruhigendste Aspekt ihres Berichts war, dass die Wachleute einer Malmöer Moschee, die nicht wussten, dass die Keshet-Korrespondenten Juden waren, ihnen sagten, sie hätten gehört, dass es bei der Eurovision einen Bombenanschlag geben würde, und dass alle, die sie kennen, sich von der Malmöer Arena fernhalten würden, wo der Wettbewerb stattfinden wird.

Israel wird bei dem Wettbewerb durch die Sängerin Eden Golan (20) vertreten, die die meiste Zeit ihres Lebens bislang in Moskau verbracht hatte. Die israelische Song-Delegation, zu der auch Tänzer, Musiker und Stylisten gehören, seien vom israelischen Sicherheitsdienst Shin Beth angewiesen worden, ihre Hotelzimmer in Malmö nur zu ihren Auftritten zu verlassen, schrieb die „Times of Israel“. Zudem habe die schwedische Polizei israelischen Musik-Fans untersagt, ihre Künstler mit blau-weissen Landesfahnen anzufeuern; in der Nähe des Veranstaltungsortes seien Demonstrationen verboten.

Der ursprüngliche israelische Song-Titel „October Rain“ war von den Veranstaltern abgelehnt worden, da in den Liedern spezifische politische Inhalte vermieden werden sollten; und das Lied wurde als Kommentar zum Hamas-Massaker angesehen – als was es auch gemeint war, so die Medienberichte. Der Text von „Hurricane“ sei nun allgemeiner gehalten, bleibe mit der Stimmung jedoch ähnlich. Das zu dem Lied veröffentlichte Musikvideo zeigt Golan an einem Ort, der dem Supernova-Musikfestival ähnelt, bei dem am 7. Oktober viele Besucherinnen und Besucher ermordet oder als Geiseln genommen wurden – und die Tänzer winden sich scheinbar vor Qualen.

Trotz der möglichen Bedrohung ist „Hurricane“ auf den Wetttabellen unter den Top 10; zuletzt lag der Titel auf dem siebten Platz von 37 Ländern, so die „Jerusalem Post“.

KNA/jso/sky/joh/Aud