Europäische Rabbiner veröffentlichen Manifest gegen Judenhass

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Treffen der Konferenz Europäischer Rabbiner im Dezember 2023. Foto: CER
Treffen der Konferenz Europäischer Rabbiner im Dezember 2023. Foto: CER
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Die Europawahlen stehen vor der Tür, und zugleich sind Jüdinnen und Juden in vielen Staaten mit massiv gestiegenem Antisemitismus konfrontiert. Hunderte Rabbiner legen jetzt Forderungen an die EU und Regierungen vor.

Mit einem Manifest fordert die Konferenz Europäischer Rabbiner (CER) die EU und europäische Regierungen zu Massnehmen gegen Antisemitismus auf. Dazu seien “Bildung, offene interreligiöse Arbeit und eine angepasste und dezidierte Gesetzgebung” nötig, heisst es in dem am Dienstag veröffentlichten Dokument. Hintergrund sind die Europawahl im Juni und stark gestiegener Judenhass im Zuge des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober.

Die Rabbiner fordern die EU zudem auf, das Schächten, also das betäubungslose Töten von Schlachttieren durch Ausbluten, und die Beschneidung stärker gesetzlich zu schützen. Sie seien für jüdisches Leben von entscheidender Bedeutung und in vielen Mitgliedstaaten gefährdet oder bedroht.

In ihrem Manifest dringt die CER darauf, die Gesetzgebung in Bezug auf Hassverbrechen zu verschärfen. Auch sollten Führungspersonen und Vertreter von Religionsgemeinschaften ihre Anhänger auffordern, “alle Formen von Hassreden, Einschüchterung, Indoktrination und Gewalt zu unterlassen”.

Das Manifest fordere die EU auf, Maßnahmen für einen “echten Wandel” zu ergreifen. “Antisemitismus in all seinen Formen schadet nicht nur der jüdischen Gemeinschaft, sondern auch den demokratischen und moralischen Grundlagen unserer Gesellschaft sowie letztlich unserer Freiheit”, heißt es weiter.

“Seit dem Massaker der Hamas an der Südgrenze Israels am 7. Oktober und dem anschliessenden Krieg Israels gegen die Hamas haben die jüdischen Gemeinden in ganz Europa einen alarmierenden Anstieg antisemitischer Vorfälle zu verzeichnen”, so CER-Präsident Pinchas Goldschmidt. In Synagogen, Gemeindezentren und bei öffentlichen Versammlungen herrsche eine “Atmosphäre der Feindseligkeit und der Bedrohung durch physische Gewalt”. Darüber hinaus seien “drastische Einschnitten in die alltäglichen Lebensgewohnheiten” einzelner Juden und Jüdinnen zu beobachten.

Laut einer aktuellen Studie der Universität Tel Aviv und der US-Organisation Anti-Defamation League hatte der Terrorangriff der palästinensischen Hamas auf Israel die schlimmste globale Antisemitismus-Welle seit Ende des Zweiten Weltkriegs ausgelöst.

Die CER mit Sitz in München vertritt als orthodoxes Europäisches Rabbinat nach eigenen Angaben rund 1.000 Mitglieder und 800 aktive Rabbiner. Präsident Goldschmidt erhält an diesem Donnerstag in Aachen den Internationalen Karlspreis für sein Wirken.

KNA/lwi/jps

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