Immer mehr antisemitische Vorfälle in Bayern dokumentiert

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Foto Screenshot "Post-Schoah-Antisemitismus in Bayern", RIAS Bayern.
Foto Screenshot "Post-Schoah-Antisemitismus in Bayern", RIAS Bayern.
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Schon am Wochenende wurde bekannt, dass die Zahl antisemitischer Straftaten im Freistaat 2023 einen „traurigen Höchststand“ erreicht hat, wie Ludwig Spaenle sagte. Am Montag folgte nun der Jahresbericht von RIAS Bayern.

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Bayern hat für 2023 im Freistaat 733 antisemitische Vorfälle dokumentiert. Das seien so viele wie nie zuvor, sagte die RIAS-Bayern-Leiterin Annette Seidel-Arpaci am Montag in München anlässlich des veröffentlichten Jahresberichts ihrer Einrichtung. Sie sprach von einem Zuwachs von 73 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Fast die Hälfte aller Vorfälle wurde laut Mitteilung nach dem Massaker der Hamas auf Israel am 7. Oktober bekannt. 70 Prozent davon zeichneten sich auch durch israelbezogenen Antisemitismus aus. Diese Erscheinungsform des Antisemitismus habe in 46 Prozent aller Fälle 2023 eine Rolle gespielt, im Vorjahr seien es 26 Prozent gewesen. Wie Seidel-Arpaci ausführte, hat neben dem Schock über das Massaker zudem die antisemitische Agitation auf Bayerns Strassen und im Netz viele Jüdinnen und Juden tief verunsichert.

Den Angaben zufolge gab es 2023 sieben Angriffe, 31 gezielte Sachbeschädigungen und 31 Bedrohungen. Dabei handle es sich um Vorfallsarten, die eine besonders schwerwiegende Wirkung auf Betroffene haben könnten. In 103 Fällen seien jüdische und israelische Einzelpersonen betroffen gewesen, in 42 entsprechende Institutionen. Des Weiteren seien 23 Massenzuschriften sowie 641 Fälle verletzenden Verhaltens registriert worden, darunter 260 Versammlungen. 81 Prozent spielten sich Offline ab, bei 20 Prozent haben es sich um Situationen von Angesicht zu Angesicht gehandelt. Regionale Schwerpunkte seien München und Nürnberg gewesen. 

In 56 Prozent der Fälle war für RIAS Bayern ein bestimmter politisch-weltanschaulicher Hintergrund der Täter und Täterinnen nicht eindeutig zu erkennen, wie es hiess. Oftmals habe es sich um Vorfälle gehandelt, bei denen ausser etwa der abschätzig intendierten Aussage „Du Jude!“ keine weiteren Informationen vorlägen. Bei den Vorfällen mit einem festgestellten bestimmten politischen Hintergrund stehe an erster Stelle mit 137 Fällen (19 Prozent aller Fälle) das verschwörungsideologische Milieu. Bei 74 Vorfällen sei ein antiisraelisch-aktivistischer Hintergrund bekannt gewesen, der Anteil sei von sechs auf zehn Prozent gewesen.

RIAS Bayern verwies darauf, dass von einem grossen Dunkelfeld auszugehen sei. Die Stelle existiert seit 2019. Sie befindet sich in der Trägerschaft des Vereins für Aufklärung und Demokratie und wird Sozialministerium gefördert.

KNA/baj/joh

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