Im Krieg gegen den Terror ist Europa kein Freund Israels

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Attentat in Stockholm am 7. April 2017. Foto Frankie Fouganthin - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=57798940
Attentat in Stockholm am 7. April 2017. Foto Frankie Fouganthin - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=57798940
Lesezeit: 4 Minuten

Es gibt eine Sache, die grundsätzlich falsch läuft: Während Israel sein Know-how einsetzt, um europäische Bürger vor Terrorismus zu schützen, unterstützt und finanziert Europa den arabischen Terror gegen die Israelis.

 

von Judith Bergman

Israel ist bekannt für seine Kompetenz im Bereich Sicherheit – Staaten aus allen Teilen der Welt wissen, dass sie praktisch unvergleichlich ist, und ersuchen daher Israels Hilfe.

Indien, viele afrikanische Staaten sowie Europa gehören zu denen, die davon profitieren, dass Israel sein Sicherheits-Know-how und -informationen mit anderen teilt. Ja, das gleiche Europa, das nach den Worten der Hohen Vertreterin der EU für Aussen- und Sicherheitspolitik Federica Mogherini der grösste kollektive Beitragszahler der Palästinensische Autonomiebehörde (PA) ist – der Organisation, die weiterhin den Terrorismus anstachelt, inszeniert und finanziell belohnt.

Vor Kurzem enthüllte ein Bericht im „Spiegel“, dass Israel Teil einer geheimen Anti-Terror-Koalition ist, welche Informationen über IS-Terroristen sammelt, die aus Syrien nach Europa heimkehren. Zu dieser Anti-Terror-Kampagne zum Sammeln von Informationen gehören Berichten zufolge 21 Staaten. Benjamin Netanyahu sagte zudem vor Kurzem, dass Israel geholfen habe, mehrere Dutzend Terroranschläge in Europa zu vereiteln – darunter auch Anschläge auf die „zivile Luftfahrt“.

„Wenn wir über ISIS sprechen, ist es wichtig zu verstehen, dass Israel Europa auf zwei grundlegende Arten hilft“, so Netanyahu. Zum einen haben wir über unsere Geheimdienste Informationen bereitgestellt, mit deren Hilfe mehrere Dutzend grosse Terroranschläge verhindert werden konnten, darunter viele in europäischen Ländern. Einige davon hätten Massenangriffe sein können – die schlimmsten, die je auf europäischem Boden verübt wurden, und noch schlimmer, da sie die zivile Luftfahrt betroffen hätten. Israel hat das verhindert und dadurch das Leben von vielen Europäern gerettet.

Staaten sollten einander helfen, das steht ausser Frage. Der Terrorismus ist ein internationales Problem und muss grenzüberschreitend bekämpft werden. Trotzdem stimmt etwas nicht mit diesem Bild. Nehmen wir dieses Beispiel: Im November 2015 führte eine detaillierte Warnung des israelischen Geheimdienstes dazu, dass die deutschen Behörden ein Fussballspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden absagten. Zur gleichen Zeit nahmen jedoch deutsche Kaufhäuser israelischen Wein aus ihren Regalen, nachdem die Europäische Union ihre neuen Richtlinien zur Kennzeichnung von israelischen Waren aus Judäa und Samaria, den Golanhöhen und Ost-Jerusalem veröffentlich hatte.

Etwas läuft hier grundsätzlich falsch: Israel setzt sein Wissen ein, um europäische Bürger vor Terroranschlägen zu schützen, während Europa das Geld seiner Steuerzahler nutzt, um Terrorismus gegen Israelis zu unterstützen und zu fördern.

Trotz der Zusammenarbeit – von der auch Israel profitiert, zum Beispiel beim Kauf von U-Booten aus Deutschland – gibt es eine deutliche Asymmetrie, die nicht schöngeredet werden kann. Sie steht im Raum wie der sprichwörtliche Elefant, den offenbar weder die israelischen noch die europäischen Oberhäupter bemerken wollen, zumindest nicht öffentlich.

Der Terrorismus der PA scheint aus europäischer Sicht nicht einmal etwas darzustellen, was man noch verurteilen müsste. Als sich Federica Mogherini vor Kurzem mit Abbas traf, verhielt sie sich, als sei Abbas ein Märchenprinz und nicht der Tod persönlich. Sie erwähnte den Terrorismus, der so tief in ihm verankert ist, mit keinem Wort und versprach, ihm noch stärker beizustehen – während er danach strebt, Israel zu zerstören.

Wäre es nicht vernünftig, wenn Israel sich selbst fragen würde, ob es Politiker unterstützen soll, die jenen materiell und finanziell helfen, die es zerstören wollen? Und inwieweit sollte Israel EU-Staaten helfen, die bei internationalen Foren wie der UNO stets gegen Israel stimmen?

Wo hören vernünftige Politik und strategisches Interesse auf und wo beginnt die verräterische Ähnlichkeit mit einem Fussabtreter? Vielleicht sollten jene, die Israels Hilfe benötigen, sich stärker in materieller Hinsicht erkenntlich zeigen, als sie es momentan tun. Nur ein Gedanke.

Viele Staatsoberhäupter der Welt wollen Israel nicht nur boykottieren, sondern sehnen sich auch verzweifelt danach, dass das Land von der Erdoberfläche verschwindet. Und gerade diese verwöhnten Politiker haben kein Problem damit, sich von Sicherheitseinrichtungen aus israelischer Feder – darunter die Überwachungstechnik zum Schutz der Teilnehmer des Pariser Klimagipfels im Jahr 2015 – schützen zu lassen.

Auf ähnliche Weise unterstützt Israel die Welt mit ausgezeichneten Technologien und Arzneimitteln, die Judenhasser überall ihren Hass kurzzeitig vergessen lassen, solange dies ihre Leben rettet.

Selbst die PA und die Hamas nutzen letzten Endes medizinische Betreuung aus Israel, und das wirft eine Nebenfrage auf: Kann ein Boykott wirklich so selektiv sein? Sollte er nicht alles umfassen?

Leben zu retten ist eine heilige Pflicht, die Israel sehr ernst nimmt. Es ist ehrenwert und richtig, dass Israel dabei geholfen hat, Europäer vor Terrorismus zu schützen.

Aber ist es nicht an der Zeit, dass sich Europa zumindest dadurch revanchiert, dass es nicht mehr für den Mord an israelischen Juden bezahlt?

Judith Bergman ist Kolumnistin und politische Analystin. Auf Englisch zuerst erschienen bei MiDA