Gräben zwischen israelisch-arabischen Politikern und Bürgern

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Knesset. Foto von Itzik Edri via PikiWiki - Israel free image collection project. Lizenziert unter Creative Commons Attribution 2.5 über Wikimedia Commons.
Knesset. Foto von Itzik Edri via PikiWiki - Israel free image collection project. Lizenziert unter Creative Commons Attribution 2.5 über Wikimedia Commons.
Lesezeit: 3 Minuten

Eine Frage: Warum haben israelisch-arabische Knessetabgeordnete nicht gegen die Freilassung israelischer Araber protestiert? Soll die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) ihre Angelegenheiten regeln?

In der Berichterstattung über die Gefangenenfreilassung wurde die eine Frage nicht aufgeworfen: Warum lehnten Führungsköpfe aus der israelisch-arabischen Gemeinde das Abkommen nicht strikt ab mit der Begründung, dass es nicht die Sache der PA sei, mit Israel das Schicksal israelischer Bürger zu verhandeln?

Der jüngste Friedensindex des Israel Democracy Institute (IDI) zeigt einen überraschenden Optimismus unter arabischen Israelis bezüglich der Wiederaufnahme der Friedensgespräche: 47% sagten, dass ein Abkommen in greifbarer Nähe sei und 58% von ihnen glauben, dass die israelische Regierung aufrichtig ist in ihrem Wunsch, die Gespräche wiederaufzunehmen. Und doch würde kein einziger arabischer Knesset-Abgeordneter jemals öffentlich dasselbe sagen.

Dies ist nicht das erste Mal, dass Umfragen einen tiefen Graben zwischen israelischen Arabern und ihren Knesset-Repräsentanten festhalten. Die grosse Frage lautet, weshalb die israelisch-arabischen Bürger also solche Politiker wählen.. Einige Wahlberechtigte geben ihnen nicht die Stimme, wenn man bedenkt, dass die Wahlbeteiligung unter den israelischen Arabern zudem geringer ausfällt als unter der jüdischen Bevölkerung.. Andere wählen nicht-arabische Parteien und ja, einige wählen diese nicht-repräsentativen politischen Führer und geben sogar in Umfragen an, sie seien mit ihnen insgesamt zufrieden. Das ist schade und ziemlich seltsam, weil es nicht zu den anderen Aussagen der Umfrage-Teilnehmer passt.

Im vergangenen Jahr untersuchte das IDI zwischen April bis Mai 2012 die Standpunkte der israelischen Araber und stellte dabei fest, dass fast die Hälfte von ihnen stolz darauf war, Israeli zu sein, eine ziemlich hohe Prozentzahl, wenn man den Konflikt berücksichtigt, und zweifelsohne höher als die Anzahl arabischer Politiker, die bereit sind, öffentlich ihren Stolz darauf Israeli zu sein zu erklären.

Doch zurück zur neusten Umfrage und ihrem Resultat, das am meisten befremdet: Über die Hälfte der Juden in Israel glaubt, dass es der arabischen Bevölkerung nicht erlaubt sein soll, über ein Referendum bezüglich eines Arrangements mit den Palästinensern abzustimmen. Das legt nahe, dass es um Vernunft in Sachen Bürgerkunde unter der jüdischen Bevölkerung Israels nicht zum Besten steht.

Die politischen Vertreter der israelischen Arabern würden zurecht sagen, dass es in der Umfrage nach Rassismus riecht; zurecht – obwohl sie nicht zugegeben würden, dass die israelisch-arabischen Anführer selbst ein Teil dieser „schlechten Bürgerkunde“ sind, auf der ein jüdischer isolationistischer Rassismus wächst. Streitsüchtige arabische Knesset-Abgeordnete sorgen für Angst unter der Mehrheit der israelischen Juden und damit steigt die Prozentzahl jener Juden, die den Arabern jene Abstimmung verbieten wollen, welche die Zukunft des Staates bestimmen wird. Die arabischen Abgeordneten nutzen dann diese Umfragen, um Rassismus zu beklagen und eine weitere Welle von Statements zu legitimieren, die dem Misstrauen, das ohnehin schon in den Beziehungen zwischen Juden und Arabern vorhanden ist, eine weitere Schicht hinzufügt.

Zurück zur Frage bezüglich der Freilassung der arabisch-israelischen Gefängnisinsassen. Jene, die über Rassismus und die jüdisch-arabischen Beziehungen bestürzt sind, sollten aus zwei Gründen über dieses Abkommen besorgt sein: Erstens würde das Abkommen der israelischen Regierung zulassen, dass arabischen Staatsbürger durch eine andere Entität repräsentiert würden – ein Abkommen, das implizit zugesteht, dass Araber nicht vollwertige Bürger Israels sind. Und zweitens, die Bereitschaft arabischer Israelis, unter ein solches Patronat zu fallen.

Für die Gefangenen und ihre Familien ist es ein gutes Abkommen. Geht es aber um die israelische Öffentlichkeit, inklusive israelische Araber, wäre es besser gewesen, die Vereinbarung sogleich abzulehnen, um die Beziehungen zwischen israelischen Juden und israelischen Arabern zu verbessern.

Zusammenfassung der Originalversion: Israeli Arabs’ Views Reveal Gap With Political Leaders by Shumel Rosner © Al Monitor Israel Pulse, August 8, 2013.