Antiisraelische Gefühle oder Wut-Twittern beim EDA

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Foto Screenshot X / eda_dfae
Foto Screenshot X / eda_dfae
Lesezeit: 4 Minuten

Das Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) äussert sich regelmässig auf sozialen Medien zum Krieg zwischen Israel und der Hamas. Dabei scheint das Aussendepartement mehr von antiisraelischen Gefühlen als von nüchternen Überlegungen geleitet. Audiatur-Online möchte jetzt mehr über die Hintergründe der Twitter-Politik des EDA erfahren.

Viele Menschen verlieren auf sozialen Medien die Kontrolle. Ihre Gefühle, in der Regel ist es Wut, nehmen Überhand. Dieses Verhalten ist auch als ragetweeting (dt. Wut-Twittern) bekannt. Nach einem solchen Anfall von ragetweeting bedauern die Schreiber oft das Vorgefallene. Es überwiegt Scham und sie versuchen, ihre Tweets und Statements zu tilgen. Das gelingt aber nicht immer. Wer derzeit das Konto von unserem ehrwürdigen EDA auf X/Twitter mitverfolgt, beschleicht das Gefühl, es mit einem solchen Fall von ragetweeting zu tun zu haben.

Voreiliges Tweeten

Seit Monaten kommentiert das EDA auf X das Geschehen im Nahen Osten. Immer mit Schlagseite. Israelkritisches wird ohne Verzug und, so hat man den Eindruck – ohne vertiefte Abklärung – wiedergegeben. Was die Gegner Israels dagegen so anstellen, Gewalt, Terrorismus und Drohungen – das scheint beim EDA eher auf weniger Interesse zu stossen.  Jüngstes Beispiel: Ein EDA-Tweet zu einem israelischen Militärschlag im Gazastreifen.

„#Nahost | Die🇨🇭 ist alarmiert über die hohe Zahl von Opfern, die nach einem israelischen Angriff auf eine als Schutzraum genutzte Schule in #Gaza gemeldet wurde. Das humanitäre Völkerrecht (#HID) verlangt den Schutz von Zivilisten und ziviler Infrastruktur in Konfliktgebieten.“

Zu den Fakten: Am Samstag, 10. August, griff die israelische Armee in den frühen Morgenstunden nach eigenen Angaben ein militärisches Hauptquartier der Hamas an, das in einer Moschee innerhalb der ausser Betrieb stehenden Al-Taba’een Schule untergebracht war. Beim Präzisionsschlag soll eine grosse Zahl von Terroristen der Hamas und des palästinensischen Islamischen Jihads soll getötet worden sein. Die Hamas und Hamas-nahe Medien verbreiteten jedoch eine andere Version: Beim Vorfall soll eine Flüchtlingsunterkunft angegriffen worden sein. 100 Menschen seien dabei getötet worden.

EDA vertraut der Hamas

Wessen Angaben sind glaubwürdiger, jene der Hamas oder jene des israelischen Militärs? Beim EDA scheint man auf diese Frage eine klare Antwort zu haben. Um 21:38, nur 17 Stunden nach dem Vorfall, veröffentlichte das EDA seinen Tweet, der sich vollumfänglich auf die Version der Hamas stützt.

Beim EDA scheint man die Angaben der Terrororganisation und des von ihr kontrollierte Gaza Gesundheitsministerium, das nachgewiesenermassen unwahre Informationen und manipulierte Opferstatistiken verbreitet, für glaubwürdig zu halten, israelische Informationen wurden dagegen ignoriert. So behauptete die Hamas zu Beginn des Krieges, das Al-Ahli Spital sei von der israelischen Luftwaffe angegriffen worden und dabei hunderte Menschen getötet worden. Rasch zeigte sich, dass eine palästinensische Rakete verantwortlich war und auch die Opferzahlen nicht glaubwürdig waren. Der Statistik-Professor Abraham Wyner konnte nachweisen, dass die Zahlen des Gaza Gesundheitsministeriums systematisch manipuliert sind.

Die israelischen Angaben werden inzwischen von unabhängigen Beobachtern gestützt. So schrieb der Militärblogger und Ex-Nachrichtendienstler Joey Hoffmann, der die Bilder des Militärschlags analysierte, am 12. August auf X: «Ausschliessen kann ich die wiederholte Behauptung, bei dem Angriff seien Bomben, wahlweise auch „1000kg Bomben der USA“ eingesetzt worden. Der Raum, auf den eindeutig gezielt wurde, wurde eindeutig von wenigen Raketen mit einem kleinen Gefechtskopf getroffen.»

Abblocken beim EDA

Aufgrund des Vorfalls richtete Audiatur-Online mehrere Fragen an die Pressestelle des EDAs, um mehr über die Hintergründe zur Entstehung des Tweets und zur Politik des EDAs auf Sozialen Medien zu erfahren. Unter anderem wollte Audiatur-Online wissen, welche Abklärungen das EDA zur Aufklärung des Militärschlags vornahm und weshalb israelische Informationen dabei nicht berücksichtigt wurden.

Resultat: Abblocken. Die Antwort des EDA-Pressesprechers  Pierre-Alain Eltschinger lautete lapidar: «Die Mitteilungen des EDA basieren auf seiner eigenen Einschätzung der Lage. Im Kriegsfall erinnert die Schweiz alle Konfliktparteien regelmässig öffentlich daran, das humanitäre Völkerrecht einzuhalten und die Zivilbevölkerung zu schützen.»

Audiatur-Online hat deshalb eine Zugangsgesuch nach Öffentlichkeitsgesetz eingereicht, um «Einsicht in sämtliche Dokumente und die Korrespondenz des EDA zum israelischen Luftschlag, zur Entstehung des Tweets und allgemein zu den Regeln und Abläufen des EDA für die Kommunikation auf X und anderen sozialen Medien» zu erhalten. Wir werden Sie über die weitere Entwicklung informieren.

Nachtrag: Am 15. August sprach der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas, der vor 15 Jahren seine 4-jährige Amtszeit angetreten hatte, vor dem türkischen Parlament Dabei geizte der angebliche Friedenspartner der Israelis nicht mit hetzerischen Parolen. Nicht nur hielt er eine Gedenkminute für den getöteten Hamas-Führer Ismail Haniyya, sondern er warf Israel auch Genozid vor und bezeichnete die USA als «Seuche». Einen Tweet aus dem EDA gab es dazu nicht.

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Über Daniel Rickenbacher

Daniel Rickenbacher ist promovierter Historiker und arbeitet in der Analyse und Politikberatung. Er studierte Geschichte, Politik und Religion und forschte an der Universität Basel, der Ben Gurion Universität, der Concordia Universität in Montreal und an der Militärakademie an der ETH.

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2 Kommentare

  1. Leider springen allzu viele Medien auf die Infos bzw. Nachrichten die die Hamas verbreiten.
    Wie dumm müssen denn diese Journalisten sein, um diese Lügenmärchen der Hamas
    zu veröffentlichen.

  2. Bravo. Dies war längst überfällig. Man muss dem EDA auf die Finger schauen und das nicht erst seit gestern. Schon unter Calmy-Rey war es verheerend was für anti israelische Statements und Pressemitteilungen dort abgegeben wurden. Eine Schande für unser ach so neutrales Land !!! Das EDA ist heuchlerisch und schon viel zu lange auf der Seite der Feinde Israels. Ich danke Herr Rickenbacher für sein Engagement gegen anti israelische Tendenzen und den korrekten Sachverhalt für den er sich in diesem von der Hamas angezettelten Krieg einsetzt. Viel zu oft wird voreilig und skandalös einseitig darüber berichtet. Innsbesondere auch auf SRF wo ich seit Monaten versuche, die Fake News der von der Hamas gemeldeten Todesopferzahlen und Frage zu stellen. Ich bekomme seit längerem keine Antwort mehr darauf von der SRF Online Redaktion !!!

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