Israel – das Ideal, das den meisten Arabern versagt bleibt

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Araber und Juden in der Strassenbahn in Jerusalem. Foto Miriam Alster / Flash90
Araber und Juden in der Strassenbahn in Jerusalem. Foto Miriam Alster / Flash90
Lesezeit: 4 Minuten

Einen Tag, nachdem 70 seiner arabischen Brüder bei einem schrecklichen Gasangriff in Syrien ums Leben kamen, stand König Abdullah II. von Jordanien im Weissen Haus und wiederholte bei einer Pressekonferenz die grösste Lüge der vergangenen 50 Jahre: „Der israelisch-palästinensische Konflikt … ist im Grunde der zentrale Konflikt in unserer Region.“

von David Suissa

Seit Jahrzehnten dient diese unverfrorene Lüge als Lebenselixier für arabische Führer, die von den wütenden Konflikten in der Region und der Unterdrückung ihres eigenes Volkes ablenken wollen.

Mögen sich ihre eigenen Länder auch im völligen Zusammenbruch befinden, sobald sie mit dem Finger auf den israelisch-palästinensischen Konflikt zeigen, können sie sicher sein, dass die internationale Gemeinschaft und ein Grossteil der Medien den Köder schlucken werden. Arabische Diktatoren erhalten einfach eine gute Rendite für ihre Investitionen in den Judenhass.

Weil sie schon seit langer Zeit so gut darin sind, diesen Hass lauthals in ihren Gesellschaften zu verkünden, haben sie immer dann, wenn es brenzlig wird, den perfekten Sündenbock zur Hand: „Es liegt nur an dem Konflikt mit dem jüdischen Staat!“

Das ist auch der Grund, warum wir Zeuge des traurigen Schauspiels wurden, bei dem ein arabischer König der Welt – ohne mit der Wimper zu zucken – erzählt, der Konflikt mit den Juden sei das zentrale Problem in der Region.

Dabei wird geflissentlich darüber hinweg gesehen, dass die Top drei der in der Foreign Policy veröffentlichten „Ten Conflicts to Watch in 2017“ aus König Abdullahs eigener Region stammen und – unnötig zu erwähnen – in keinem der zehn Konflikte Israel oder die Palästinenser erwähnt werden.

Anführer der „Top Ten“ sind Syrien und der Irak, wo nach fast sechs Jahren andauernder Kämpfe schätzungsweise 500.000 Menschen getötet und rund zwölf Millionen entwurzelt wurden.

An zweiter Stelle der kritischen Konflikte steht die Türkei, die sich laut Foreign Policy „einem vermehrten Überschwappen der Kriege in Syrien und dem Irak sowie einem zunehmend stärker werdenden Konflikt mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK gegenüber sieht. Politisch gespalten, unter wirtschaftlichem Druck und mit schwachen Allianzen ist die Türkei bereit für grössere Umwälzungen.“

Als Drittes wird der Jemen genannt, wo der Krieg „eine weitere humanitäre Katastrophe“ geschaffen und „ein Land, das ohnehin schon das ärmste in der arabischen Welt war“ zerstört habe. „Angesichts von Millionen Menschen am Rande des Hungertods sind die Notwendigkeit eines umfassenden Waffenstillstands und politische Einigung dringender erforderlich denn je.“

Wenn man die Liste weiter durchgeht, finden sich durch die ganze Region hinweg Konflikte, neben denen sich der israelisch-palästinensische Konflikt lediglich wie eine Therapiesitzung ausmacht.

„ungezügelter islamistischer Extremismus“

Von ungezügeltem islamistischen Extremismus und politischer Fluktuation bis hin zu wirtschaftlicher Stagnation und uralten konfessionellen Streitigkeiten ist die Region übersät mit Explosionsherden, die absolut nichts mit Israel oder den Palästinensern zu tun haben.

Ganz bestimmt erinnern Sie sich noch an die berühmten Demonstrationen des Arabischen Frühlings von 2011, als Millionen Araber auf den Strassen des Nahen Ostens protestierten, weil sie es einfach nicht mehr aushielten. Der Witz daran ist, dass sich keiner der Demonstranten über den israelisch-palästinensischen Konflikt beklagte.

Vielmehr riefen sie nach grundlegenden Dingen wie Menschenrechten, Bürgerrechten, Freiheit, wirtschaftlichen Chancen etc.

Mit anderen Worten, sie wollten das, was ihre arabischen Geschwister in Israel schon lange haben, wo es Araber sogar bis in den Obersten Gerichtshof Israels geschafft haben. Welch finstere Ironie!

Dies könnte auch der Grund sein, warum arabische Führer derart fest entschlossen sind, Israel zum grössten Problem der Region zu erklären. Sie wissen, dass es in Wahrheit genau andersherum ist – dass Israel nicht das grösste Problem, sondern die tatsächliche Lösung für den Nahen Osten ist.

So sehr es sie auch schmerzt, es zuzugeben, sie wissen, dass es ihren Ländern wesentlich besser ginge, wenn sie mehr wie Israel wären. Sie sehen, wie sich die Lebensqualität in Israel durch permanente Innovation kontinuierlich verbessert; wie durch die offene israelische Gesellschaft eine lebendige und fortschrittliche Kultur entstanden ist; wie israelische Araber viel mehr Freiheit und wirtschaftliche Möglichkeiten im jüdischen Staat geniessen, als in jedem anderen Land der Region.

Wenn man als arabischer Führer mit Judenhass gross geworden ist, wie demütigend muss all das dann sein?

Es gibt jedoch noch etwas anderes, dessen sich diese Heuchler durchaus bewusst sind – sie wissen, dass der israelisch-palästinensische Konflikt nicht in naher Zukunft gelöst werden wird; zumindest ganz gewiss nicht, wenn die Region von gewaltsamen Unruhen geschüttelt wird und mit der Aussicht, dass sich das Westjordanland in einen weiteren Terrorstaat verwandeln wird, sobald sich Israel zurückziehen würde. Das sind gute Neuigkeiten für Führer, die angesichts der Möglichkeit ihre Macht zu verlieren, wie gelähmt da stehen.

Es bedeutet, dass ihr bewährter jüdischer Sündenbock nach wie vor gesund und munter ist.

Diese instabilen Diktatoren, denen das Wohlergehen der Palästinenser oder ihres eigenen Volkes nicht gleichgültiger sein könnte, wissen: solange eine Lösung für ihren Lieblingskonflikt in weiter Ferne bleibt, können sie weiterhin von der grossen Lüge zehren und wieder ein paar Tage mehr erleben.

David Suissa ist Präsident von TRIBE Media Corp./Jewish Journal. Auf Englisch zuerst erschienen bei The Australian/Jewish Journal.

1 Kommentar

  1. Von der Grösse und dem impact her ist es sicherlich nicht der grösste Konflikt — die Dauer und die schiere Unlösbarkeit und der mangelnde Wille Israels sich auch nur einen Millimeter zu bewegen lässt sich aber in der Worte der Hoheit wiederzufinden. Die 2 dimensionale Darstellung der Worte durch David Suissa erschreckt aber ein wenig — wurde dies nicht sinngemäss übersetzt ?

    Immer mit dem Finger auf andere Konflikte zu zeigen und dabei von den eigenen Problemen und Konflikten abzulenken ist aber auch für Israel langfristig sicherlich keine Lösung : Israel — move your Ass

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