Israelische Forscher entdecken prähistorische Stätte in der Region Scharon

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Ausgrabungsarbeiten in Jaljulija. Fotos: Samuel Magal, mit freundlicher Genehmigung der Israel Antiquities Authority
Ausgrabungsarbeiten in Jaljulija. Fotos: Samuel Magal, mit freundlicher Genehmigung der Israel Antiquities Authority
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Im Zuge der Grabungen, die von der Israel Antiquities Authority in Zusammenarbeit mit der Universität Tel Aviv durchgeführt wurden, fanden die Forscher Hunderte Faustkeile, die von archaischen Menschen verwendet wurden

 

Eine erstaunliche Entdeckung in Jaljulija: Während der vergangenen Monate wurde bei Grabungsarbeiten der Israel Antiquities Authority in Zusammenarbeit mit dem archäologischen Institut der Universität Tel Aviv eine aussergewöhnliche und bedeutsame prähistorische Stätte freigelegt, die ungefähr eine halbe Million Jahre alt ist und sich über ein Gebiet von etwa 10.000 m² erstreckt. Die archäologische Ausgrabung im Kontext des Ausbaus der Stadt Jaljulija wurde von der Israel Land Authority gefördert. Bei den Grabungen kamen zahlreiche Steinartefakte zutage, darunter Hunderte Faustkeile aus Feuerstein.

Laut Maayan Shemer, der von der Israel Antiquities Authority beauftragten Grabungsleiterin, liefert die aussergewöhnlich hohe Zahl an Werkzeugen aus Feuerstein, die im Zuge der Ausgrabungen gefunden wurden, wichtige Informationen über die Lebensweise der archaischen Menschen, die während des Altpaläolithikums lebten. “Anscheinend waren die Bedingungen in Jaljulija vor einer halben Million Jahren so, dass es an diesem Ort bevorzugt zu wiederholter menschlicher Aktivität kam. Wir bringen die aufgefundenen Artefakte mit dem Homo erectus in Verbindung – einem direkten Vorfahren des Homo sapiens sapiens, des modernen Menschen. Eine geologische Rekonstruktion des prähistorischen Umfelds zeigt, dass die menschlichen Aktivitäten in einer dynamischen Umgebung an den Ufern eines früheren Stroms (möglicherweise des Nahal Qaneh, der jetzt etwa 500 m südlich der Grabungsstätte verläuft) stattgefunden haben. Wir nehmen an, dass dieses Gebiet durch eine üppige Vegetation und zahlreiche Tierherden geprägt und ein ‚grüner Fleck‘ in der Landschaft war. Hier wurden drei Grundbedürfnisse der steinzeitlichen Jäger und Sammler gestillt: sauberes Wasser, unterschiedliche Nahrungsquellen (Pflanzen und Tiere) sowie Flintknollen, aus denen Werkzeuge hergestellt wurden. Dass die Stätte wiederholt bewohnt wurde weist darauf hin, dass sich die urgeschichtlichen Menschen geografisch daran erinnern konnten und möglicherweise im Verlauf eines saisonalen Zyklus hierher zurückkehrten.“ sagte Shemer gegenüber den Medien.

„Schweizer Taschenmesser“ der Steinzeit

“Die tränenförmigen Faustkeile, die in ziemlich grossen Mengen an diesem Standort gefunden wurden, sind sehr beeindruckende Werkzeuge. Ihre Herstellung erfordert sorgfältige und gewissenhafte Arbeit und ein umfangreiches Verständnis des verwendeten Rohstoffs. Die Faustkeile aus Jaljulija wurden aus vielen verschiedenen Gesteinsarten gefertigt, und wir konnten auch Unterschiede in der Produktionsqualität feststellen. So als ob einige Faustkeile von einem Handwerksmeister und andere von weniger qualifizierten Arbeitern hergestellt worden wären. Faustkeile waren mehr als eine Million Jahre lang die vorherrschenden Werkzeuge der archaischen Menschen. Ihre genaue Verwendung ist jedoch noch immer umstritten. Einige Gelehrte gehen davon aus, dass diese Werkzeuge zum Zerteilen grosser Tiere wie Elefanten genutzt wurden. Andere sagen, dass Faustkeile das „Schweizer Taschenmesser“ der Steinzeit waren und auch zum Jagen, zur Häutung und Verarbeitung von Pflanzenmaterial verwendet wurden. Grosse Mengen zusätzlicher Artefakte aus Feuerstein bezeugen technologische Innovation, Entwicklung und Kreativität.” so Maayan Shemer.

Ausgrabungsarbeiten in Jaljulija. Foto Samuel Magal, mit freundlicher Genehmigung der Israel Antiquities Authority.
Ausgrabungsarbeiten in Jaljulija. Foto Samuel Magal, mit freundlicher Genehmigung der Israel Antiquities Authority.

Prof. Ran Barkai, Leiter des archäologischen Instituts der Universität Tel Aviv erklärte: „Es ist schwer zu glauben, dass fünf Meter unter der Erde zwischen Jaljulija und der Autobahn 6 eine archaische Landschaft rund eine halbe Million Jahre lang so unglaublich gut bewahrt wurde. Dank dieser aussergewöhnlichen Grabungsstätte werden wir das Verhalten unserer direkten prähistorischen Vorfahren nachzeichnen und ihre Lebensweise und ihr Handeln vor dem Hintergrund der Entwicklung der menschlichen Existenz rekonstruieren können. Unsere Vergangenheit, die der gesamten Menschheit, ist in der Erde vergraben. Wir haben jetzt die einmalige Gelegenheit, eine halbe Million Jahre in die Vergangenheit zu reisen und die archaischen Menschen zu verstehen, die vor uns hier, zwischen Jaljulija und der Autobahn 6, gelebt haben.“