Entsetzen nach antisemitischer Attacke im polnischen Parlament

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Grzegorz Braun, ein Mitglied der rechtsextremen Konföderationspartei, nachdem er mit einem Feuerlöscher die Kerzen einer Menora gelöscht hat, die während der Hannukah-Feier im Parlamentsgebäude in Warschau, Polen, am 12. Dezember 2023 angezündet wurden. Foto IMAGO / ZUMA Wire
Grzegorz Braun, ein Mitglied der rechtsextremen Konföderationspartei, nachdem er mit einem Feuerlöscher die Kerzen einer Menora gelöscht hat, die während der Hannukah-Feier im Parlamentsgebäude in Warschau, Polen, am 12. Dezember 2023 angezündet wurden. Foto IMAGO / ZUMA Wire
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Die Feuerlöscher-Attacke eines rechtsextremen Abgeordneten auf einen Chanukka-Leuchter hat international scharfe Kritik hervorgerufen. Europas Rabbiner sorgen sich um die Sicherheit der jüdischen Gemeinschaft.

von Burkhard Jürgens

Die antisemitische Attacke eines rechtsextremen Abgeordneten im polnischen Parlament hat über Polen hinaus für Empörung gesorgt. Bei dem Vorfall am Dienstag hatte Grzegorz Braun, Mitglied der oppositionellen Föderierten-Fraktion, mit einem Feuerlöscher die Kerzen des Chanukka-Leuchters gelöscht, die im Unterhaus anlässlich des jüdischen Lichterfestes brannten. Die Europäische Rabbinerkonferenz verurteilte die Tat als eine Kundgebung von “Hetze und Antisemitismus auf höchstem Niveau”. Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, Präsident der Organisation mit Sitz in München, nannte es in einer Mitteilung am Mittwoch “sehr beunruhigend”, wenn nicht einmal das polnische Parlament die Würde und Sicherheit der jüdischen Gemeinschaft schützen könne.

Zuvor hatte schon die katholische Kirche bestürzt auf die Attacke reagiert. Kardinal Grzegorz Rys teilte auf der Plattform X (vormals Twitter) mit, Braun habe erklärt, er schäme sich nicht für das, was er getan habe. Rys betonte, “dass ich mich schäme und mich bei der gesamten jüdischen Gemeinschaft in Polen entschuldige”. Der Kardinal ist in der Polnischen Bischofskonferenz für den Dialog mit dem Judentum zuständig.

Das Internationale Auschwitz Komitee erklärte am Dienstagabend, Holocaust-Überlebende weltweit seien entsetzt angesichts dessen, was sich durch den Sejm-Abgeordneten Braun im polnischen Parlament an “antisemitischen Hass und faschistischer Zerstörungswut offenbart” habe. Man sei betroffen und besorgt über den Einzug von “Faschisten als gewählte Abgeordnete ins polnische Parlament”, sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner. Der Vorfall in Warschau zeige auch, “wie der Hass des Antisemitismus in Europa mittlerweile wieder Fuss gefasst hat”, so Heubner. “Für alle Überlebenden des Holocaust eine alarmierende und bittere Erkenntnis.”

Das Präsidium des Abgeordnetenhauses hatte sich nach dem Eklat zu einer Krisensitzung versammelt und Braun aus der laufenden Parlamentssitzung ausgeschlossen. Alle Fraktionen mit Ausnahme der Konföderation verurteilten den Angriff scharf. Mehrere Politiker wollen Braun nun bei der Staatsanwaltschaft anzeigen. Der Vorfall ereignete sich während der Aussprache über das Regierungsprogramm des neuen Ministerpräsidenten Donald Tusk. Der rechtsliberale Regierungschef nannte Brauns Tat eine “Schande”.

KNA/bju/cdt

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