Israel bereitet sich auf die Evakuierung von 75.000 ukrainischen Juden vor

Während die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland zunehmen, bereitet sich Israel auf seine möglicherweise grösste Luftbrücke seit 30 Jahren vor.

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Symbolbild. El Al Israel Airlines Boeing 787-9 Dreamliner. Foto IMAGO / Aviation-Stock
Symbolbild. El Al Israel Airlines Boeing 787-9 Dreamliner. Foto IMAGO / Aviation-Stock
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Israelische Regierungsvertreter haben damit begonnen, Vorbereitungen für eine mögliche Evakuierung der ukrainischen Juden zu treffen. Die Angst vor einer russischen Invasion wächst, berichtet die israelische Tageszeitung Haaretz.

Dem Bericht zufolge kamen am Sonntag Vertreter des Ministerpräsidenten, des Aussenministeriums, des Verteidigungsministeriums, des Ministeriums für Diasporaangelegenheiten und des Verkehrsministeriums, des Nationalen Sicherheitsrates und der Jewish Agency zusammen, um über die Bedrohungslage der jüdischen Gemeinden in der Ukraine zu diskutieren.

Auch Vertreter von Nativ, einer Organisation, die die Beziehungen zwischen Israel und den jüdischen Gemeinden in der ehemaligen Sowjetunion pflegt, waren anwesend.

Nach offiziellen Schätzungen haben rund 75.000 Juden in der Ukraine aufgrund des Rückkehrgesetzes Anspruch auf die israelische Staatsbürgerschaft. Die grössten Zentren der jüdischen Bevölkerung befinden sich in und um die Städte Kiew, Odessa, Charkiw und Dnipropetrowsk. Es ist nicht bekannt, wie viele von ihnen nach Israel auswandern oder woanders hinziehen würden. Es ist auch nicht klar, ob eine Evakuierung in einer Kriegssituation überhaupt möglich wäre.

Nach Angaben von Haaretz hatte Israel in den späten 1980er Jahren Notfallpläne für die Luftbrücke einer grossen Anzahl von Juden aus der Sowjetunion. Diese Pläne werden jetzt wieder hervorgeholt und aktualisiert.

In dem Bericht wird jedoch betont, dass trotz der zunehmenden Kriegsgefahr die Zahl der einwanderungswilligen ukrainischen Juden nicht wesentlich gestiegen ist.

Israels letzte grosse Luftbrücke war die Operation Solomon, eine verdeckte Operation, bei der 14.000 äthiopische Juden innerhalb von 36 Stunden inmitten eines Bürgerkriegs evakuiert wurden.

Russland hat 100.000 Soldaten an die Grenze zur Ukraine verlegt. Es wird befürchtet, dass der russische Präsident Wladimir Putin grosse Teile des ukrainischen Territoriums einnehmen oder die Regierung von Präsident Wolodymyr Zelenski stürzen und durch ein moskautreues Regime ersetzen will.

Die USA versetzten 8.500 Soldaten in erhöhte Alarmbereitschaft für einen möglichen Einsatz in Europa. In den letzten Tagen haben die USA und mehrere europäische Länder auch die Familien der in der Ukraine lebenden Diplomaten angewiesen, die Ukraine zu verlassen.

Die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine sind angespannt, seit die Ukraine 2008 erstmals die NATO-Mitgliedschaft beantragt hat. Im Jahr 2014 übernahm Russland die Kontrolle über die Halbinsel Krim und Teile der ostukrainischen Region Donbas.

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