Fünf Jahre jihadistischer Terror an der südlichen Grenze Israels

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Ein ausgebrannter Bus nach dem Attentat vom August 2011. Foto Israel Defense Forces / Flickr - CC BY 2.0, Wikimedia Commons.
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Nicht nur im Norden an der Grenze zu Syrien sondern auch im Süden ist Israel mit der Bedrohung durch Jihadisten konfrontiert. Diese haben nicht nur ihre Loyalität gegenüber dem Islamischen Staat erklärt, sondern arbeiten auch regelmässig mit der Hamas zusammen. 

Die Lage an Israels Grenze mit Ägypten ist seit längerem angespannt, Terrorgruppen haben immer wieder versucht, die Stabilität im Norden des Sinai zu unterminieren. Die derzeit wohl grösste Gefahr geht dabei von einem Ableger des Islamischen Staates aus, der sich IS Sinai oder Wilayat Sinai (Provinz Sinai nennt). Die Gefahr durch die Gruppierung kann nicht ignoriert werden und der IS Sinai bei seinen zahlreichen Anschlägen teilweise Dutzende Zivilisten und Sicherheitskräfte getötet.

Die folgende Chronik basiert auf Informationen der israelischen Armee (IDF) und Medienberichten. Er gibt einen kurzen Überblick zur Evolution der jihadistischen Gefahr im Sinai.

2011
Mehrere salafistische Terrorgruppen, die auf der Sinai-Halbinsel operieren, nutzen das Vakuum nach der Entmachtung des damaligen Präsidenten Hosni Mubarak aus. Die Terrorgruppen, zum Teil verbündet mit Al Qaida und zum Teil mit jihadistischen Gruppierungen im Gaza, schliessen sich zusammen zu Ansar Bait al-Maqdes, den „Unterstützern Jerusalems.“ Im Jahr 2011 fokussieren sie ihre Angriffe hauptsächlich auf Israel, inklusive Öl-Pipelines, die von Ägypten nach Israel führen, sowie auf ägyptische Sicherheitskräfte.

Am 18. August führen die Jihadisten mehrere Anschläge auf dem Highway 12 in Israel nahe der ägyptischen Grenze durch. Die Terroristen eröffnen das Feuer auf einen Verkehrsbus und wenige Minuten später griff eine weitere Gruppe eine IDF-Patrouille an. In einer dritten Attacke feuerten weitere Terroristen eine Panzerabwehrrakete auf ein ziviles Fahrzeug ab. Insgesamt wurden bei den Anschlägen acht Israelis sowie fünf ägyptische Sicherheitskräfte getötet (letztere mutmasslich bei einer Konfrontation mit israelischen Sicherheitskräften, welche die Terroristen verfolgten).

 

Das Auto in dem vier Zivilisten getötet wurden. Foto Israel Defense Forces - Flickr , CC BY 2.0, Wikimedia Commons.
Das Auto in dem vier Zivilisten getötet wurden. Foto Israel Defense Forces – Flickr , CC BY 2.0, Wikimedia Commons.

2012
Israel reagiert auf die Bedrohung mit dem Bau eines neuen Sicherheitszaunes, welcher die gesamte Grenze zu Ägypten abdeckt.

Am 5. August stürmen Terroristen einen Stützpunkt der ägyptischen Armee und töten über 15 Soldaten. Zudem erbeuten sie einen Transportpanzer und einen Lastwagen voller Sprengstoff. Beide Fahrzeuge nehmen Kurs in Richtung Israel. Der Lastwagen explodiert am Kerem Shalom Grenzübergang, der Transportpanzer wird später von IDF-Kräften gestoppt und neutralisiert.

Zwei Tage später, am 7. August, beginnt die ägyptische Armee mit der Operation Sinai, deren Ziel darin besteht, die im Sinai operierenden Terrorelemente auszuschalten, den Suezkanal zu beschützen, die Tunnels, welche Terrorgruppen im Sinai und Gaza miteinander verbinden zu zerstören. Die ägyptischen Bemühungen sind anhaltend.

Drei Mitglieder von Ansar Bait al-Maqdes greifen am 21. September israelische Soldaten an, welche die Bauarbeiter bei der Errichtung des neuen Sicherheitszauns beschützen. Dabei wieder der zwanzigjährige Korporal Netanel Yahalomi verwundet und stirbt später an seinen Verletzungen.

2013
Die neue ägyptische Regierung unter Präsident Abdel Fatah Al-Sisi sagt den Terrorgruppen im Sinai den Kampf an und geht energisch gegen diese vor. Die Terroristen antworten darauf mit zahlreichen Anschlägen gegen Zivilisten und staatliche Einrichtungen in ganz Ägypten.

2014
Am 20. Januar feuert Ansar Bait Al-Maqdes zwei Raketen auf Eilat ab – verletzt wird dabei niemand. Elf Tage später feuert die Organisation eine weitere Rakete ab, die vom Iron Dome-Raketenabwehrsystem abgefangen wird.

Weniger als einen Monat später, am 16. Februar, sprengt sich ein Selbstmordattentäter in der Nähe eines Touristenbusses beim ägyptisch-israelischen Grenzübergang Taba in die Luft. Dabei warden drei südkoreanische Touristen und der ägyptische Buschauffeur getötet. 17 weitere Personen warden verletzt. Ansar Bait Al-Maqdes bekennt sich zum Anschlag und feiert den “Helden von Ansar Bait Al-Maqdes”, der den Anschlag auf den Touristenbus auf dem Weg zur “zionistischen Entität” (gemeint ist Israel) ausführte.

Während der Operation Fels in der Brandung gegen Terrorziele im Gaza feuert Ansar Bait Al Maqdes im Juli bei neun Gelegenheit Raketen auf israelisches Gebiet ab.

Am 24. Oktober tötet Ansar Bait Al-Maqdes 33 ägyptische Sicherheitskräfte, der bislang schwerste und tödlichste Angriff im Sinai. Die ägyptische Regierung ruft daraufhin den Notstand in der Region aus.

Im November besucht eine Mitglieder von Ansar Bait Al Maqdes den Islamischen Staat in Irak und Syrien um für taktische und wirtschaftliche Unterstützung zu werben. Sie erklären formell ihre Loyalität gegenüber Abu Bakr Al-Baghdadi, dem Anführer von IS. Daraufhin benennt sich Ansar Bait Al-Maqdes in Wilayat Sinai (Provinz Sinai) um und wird damit offiziell Teil des Islamischen Staate.

2015
IS Sinai setzt seine tödlichen Angriffe gegen ägyptische Sicherheitskräfte fort, mit Unterstützung sowohl des Islamischen Staates als auch der Hamas, mit der IS Sinai zusammenarbeitet.

Am 3. Juli feuert die Organisation lautet eigenen Angaben eine Rakete auf Israel ab.

2016
Die IDF bestätigt, dass die Hamas IS Sinai bei Finanzen, Kommunikation, Training und Organisation unterstützt. IS Sinai nutzt Tunnels, um seine Kämpfer für Ausbildung und medizinische Versorgung nach Gaza zu schleusen.

Der Islamische Staat im Sinai ist nicht nur gewachsen, sondern mittlerweile auch besser organisiert und trainiert. IS-Anführer Abu Bakr Al-Baghdadi hat immer wieder Israel bedroht: “Wir näher uns Dir täglich. Glaube nicht, wir hätten Dich vergessen.”

Zur Thema:

Hamas und der Islamische Staat – Zwischen Kooperation und Repression

Die Sicherheitslage an Israels Grenzen – Teil I