
Während der Krieg zwischen der Hamas und Israel im Gazastreifen weitergeht, hat die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) die falschen Behauptungen wieder aufgegriffen, die erstmals 1929 von Adolf Hitlers späterem Verbündeten, dem Mufti von Jerusalem, Amin al-Husseini, aufgestellt und seither immer wieder wiederholt wurden, dass Juden die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem gewaltsam «stürmen» würden.
von Bassam Tawil
Solche Anschuldigungen wurden auch von der vom Iran unterstützten Terrororganisation Hamas benutzt, um den Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 zu rechtfertigen, bei dem Terroristen aus dem Gazastreifen 1.200 Israelis ermordeten und Tausende verwundeten. An diesem Tag wurden weitere 251 Israelis in den Gazastreifen entführt, von denen 59 – lebend oder tot – immer noch in Gefangenschaft sind. Erwähnenswert ist auch, dass die Hamas ihren Überfall auf Israel «Operation Al-Aqsa-Flut» nannte.
Kurz nach dem Massaker vom 7. Oktober veröffentlichte die Hamas einen Bericht, in dem sie die Motive für den grenzüberschreitenden Angriff auf Israel darlegte. Nach Angaben der türkischen Agentur Anadolu heisst es in dem Bericht mit dem Titel «Unsere Erzählung, Operation Al-Aqsa Flut»:
«Die Operation Al-Aqsa-Flut war ein notwendiger Schritt und eine natürliche Reaktion auf Israels Pläne, die palästinensische Sache zu beseitigen, Land zu beschlagnahmen, die palästinensischen Gebiete zu judaisieren und die vollständige Kontrolle über die Al-Aqsa-Moschee und die heiligen Stätten zu erlangen.»
Es versteht sich von selbst, dass Israel keine vollständige Kontrolle über die Al-Aqsa-Moschee ausübt. Nach dem Sechstagekrieg 1967 übertrug der israelische Verteidigungsminister Mosche Dayan die vollständige Kontrolle und Verwaltung der Moschee an die Abteilung für Angelegenheiten des Jerusalemer Waqf und der Al-Aqsa-Moschee, ein Organ des jordanischen Ministeriums für islamische Angelegenheiten und heilige Stätten. In einem 2013 zwischen der Palästinensischen Autonomiebehörde und Jordanien unterzeichneten Abkommen wurde Jordaniens Rolle bei der Verwaltung der heiligen Stätten in Jerusalem, einschliesslich der Al-Aqsa-Moschee, anerkannt.
Im vergangenen Monat strömten Zehntausende von muslimischen Gläubigen zur Moschee, um an den besonderen Gebeten zum Ende des Ramadan und dem Eid al-Fitr-Fest teilzunehmen. In den Vorjahren hatten ähnlich viele muslimische Gläubige unbegrenzten Zugang zur Al-Aqsa-Moschee. Dies hielt die Palästinensische Autonomiebehörde und die Hamas jedoch nicht davon ab, mit Husseinis nützlicher Lüge hausieren zu gehen, dass die Juden die Religionsfreiheit der Muslime einschränken und eine Kontrolle über die Moschee planen.
Am 12. April behauptete das Aussenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde in einer Erklärung fälschlicherweise, Juden planten, «die gesegnete Al-Aqsa-Moschee während der jüdischen Feiertage zu stürmen». Dem Ministerium zufolge ist es das Ziel der Juden, «die Moschee zeitlich und räumlich [zwischen Juden und Muslimen] aufzuteilen und die christlichen und islamischen heiligen Stätten in Jerusalem zu judaisieren».
Die Hamas erklärte ihrerseits:
«Die jüdische Bedrohung der Al-Aqsa-Moschee erfordert eine Mobilisierung und Aktionen auf allen Ebenen, um die Ambitionen und systematischen Pläne der israelischen Besatzung zu vereiteln, eine neue Realität in der Moschee zu schaffen und die Muslime zu vertreiben.»
Die Palästinensische Autonomiebehörde und die Hamas bezogen sich dabei auf die routinemässigen Besuche von Juden auf dem Tempelberg, der heiligsten Stätte des Judentums, wo einst zwei alte jüdische Tempel standen. Bemerkenswert ist, dass die jüdischen Besucher während ihrer Besichtigung des Tempelbergs nicht die Al-Aqsa-Moschee betreten. Ausserdem verbieten die islamischen Waqf-Behörden Nicht-Muslimen nicht, das Gelände um die Moschee herum zu besuchen, solange sie keinen Fuss in die Moschee selbst setzen.
In den letzten zehn Jahren haben die Palästinensische Autonomiebehörde und die Hamas jedoch Besuche von Juden bewusst und fälschlicherweise ausgenutzt, um Palästinenser und andere Muslime gegen Israel und Juden aufzuhetzen. Friedliche und erlaubte Besuche im Freien auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee werden von der PA und der Hamas regelmässig als gewaltsame Übergriffe auf die Al-Aqsa-Moschee dargestellt.
Die palästinensische Hetzkampagne gegen Israel erreichte 2015 ihren Höhepunkt, als der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, Juden fälschlicherweise der Schändung der Moschee beschuldigte:
«Wir begrüssen jeden Tropfen Blut, der um Jerusalems willen vergossen wird. Dieses Blut ist sauberes, reines Blut, vergossen um Allahs willen… Jeder Märtyrer wird in das Paradies kommen, und alle Verwundeten werden von Allah belohnt werden…. Die Al-Aqsa-Moschee und die Grabeskirche gehören uns. Sie gehören alle uns, und sie [die Juden] haben kein Recht, sie mit ihren schmutzigen Füssen zu beschmutzen. Wir werden ihnen das nicht erlauben…»
Kurz nach der Drohung von Abbas starteten die Palästinenser die Messer-Intifada, eine Welle von Messerstechereien und Auto-Rammattacken, bei denen zwischen Oktober 2015 und März 2016 38 Israelis ermordet wurden.
Es war nicht das erste Mal, dass palästinensische Führer eine angebliche Bedrohung der Al-Aqsa-Moschee als Vorwand nutzten, um Juden abzuschlachten.
Im Jahr 2000 starteten die Palästinenser die Al-Aqsa-Intifada, ebenfalls unter dem falschen Vorwand, dass Israel die Kontrolle über die Moschee an sich reissen wolle. Die Intifada, die hauptsächlich aus einer massiven Welle von Selbstmordattentaten gegen Israelis bestand, fand kurz nach einem kurzen und friedlichen Besuch des israelischen Politikers Ariel Sharon auf dem Tempelberg statt.
Ein Jahr nach Ausbruch der Intifada beschrieb Marwan Barghouti, ein hochrangiger Funktionär von Abbas‘ regierender Fatah-Partei, seine Rolle im Vorfeld des Aufstands:
«Ich wusste, dass Ende September [2000] die letzte Zeitspanne vor der Explosion war, aber als Sharon die al-Aqsa-Moschee erreichte, war dies der geeignetste Moment für den Ausbruch der Intifada…. Am Abend vor Scharons Besuch nahm ich an einer Podiumsdiskussion eines lokalen Fernsehsenders teil und nutzte die Gelegenheit, die Öffentlichkeit aufzufordern, am Morgen zur al-Aqsa-Moschee zu gehen, denn es war nicht möglich, dass Scharon die al-Haram al-Sharif einfach so erreichen und friedlich wieder gehen würde. Ich war fertig und ging am Morgen zur al-Aqsa-Moschee…. Wir versuchten, Zusammenstösse herbeizuführen, was jedoch aufgrund der Meinungsverschiedenheiten, die zu dieser Zeit mit anderen auf dem al-Aqsa-Gelände auftraten, nicht gelang…. Nachdem Scharon abgereist war, blieb ich noch zwei Stunden in Anwesenheit anderer Leute, wir besprachen die Art und Weise der Reaktion und wie man in allen Städten und nicht nur in Jerusalem reagieren könnte. Wir haben uns mit allen [palästinensischen] Fraktionen in Verbindung gesetzt.»
Die Palästinensische Autonomiebehörde und die Hamas mögen in vielen Fragen unterschiedlicher Meinung sein, aber wenn es um die Verbreitung von Verleumdungen gegen Israel und Juden geht, sind sich die beiden Parteien ausnahmslos einig. In den letzten Jahrzehnten hat die Behauptung, Juden würden die Kontrolle über die Al-Aqsa-Moschee an sich reissen, zum Tod von Tausenden von Israelis und Palästinensern geführt. Die Führer der PA und der Hamas tragen die volle Verantwortung für die Gewalt und das Blutvergiessen.
Es ist an der Zeit, dass die USA und andere westliche Länder der palästinensischen Führung, insbesondere Mahmoud Abbas und seinen hochrangigen Vertretern, Konsequenzen für die Verbreitung von Unwahrheiten und Verleumdungen gegen Israel und Juden auferlegen. Es ist genau diese Art von Rhetorik, die die Palästinenser zu Terroranschlägen gegen Israelis und Juden anregt. Die Botschaft an die palästinensischen Führer sollte lauten: «Hört auf, die Al-Aqsa-Moschee als Vorwand zu benutzen, um Juden abzuschlachten. Die Moschee bleibt unversehrt und ist trotz der palästinensischen Verleumdungen und Lügen nicht bedroht.» Sollte die Botschaft nicht eingehalten werden, müssten die internationalen Geber finanzielle Sanktionen gegen die palästinensische Führung verhängen.
Wenn jemand die Moschee entweiht, dann sind es diejenigen, die sie ausnutzen, um ihre Leute zu terroristischen Anschlägen zu ermutigen.
Bassam Tawil ist ein im Nahen Osten lebender muslimischer Araber. Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute. Übersetzung Audiatur-Online.