Streit um Judensterne: Martenstein verlässt “Tagesspiegel”

1
Anti Corona-Massnamen Demonstration in der Frankfurter Innenstadt am 16. Mai 2020. Foto IMAGO / Hannelore Förster
Anti Corona-Massnamen Demonstration in der Frankfurter Innenstadt am 16. Mai 2020. Foto IMAGO / Hannelore Förster
Lesezeit: 2 Minuten

Harald Martenstein (68), langjähriger Kolumnist des Berliner “Tagesspiegel”, verlässt die Zeitung im Streit über einen Text über das Tragen von Judensternen bei Corona-Demonstrationen.

Martenstein, der auch Kolumnen für das “Zeit”-Magazin schreibt, hatte in einem Text am 2. Februar geschrieben, die Demonstranten, die “Judensterne” mit der Aufschrift “Ungeimpft” trügen, seien “sicher nicht antisemitisch”, weil sich die Träger mit verfolgten Juden identifizierten. Er sei aber “immer eine Anmassung, auch eine Verharmlosung, er ist für die Überlebenden schwer auszuhalten”. Der Text wurde innerhalb der Redaktion und auch von der Leserschaft kritisiert. Die Chefredaktion zog ihn online zurück.

Jetzt schrieb Martenstein nun auf Seite 1 der aktuellen Tagesspiegel-Sonntagsausgabe, er sei in diese Entscheidung nicht eingebunden worden. “So etwas bedeutet in der Regel, dass man sich trennt, den Entschluss dazu habe ich gefällt.” Wie immer habe er geschrieben, was er denke. “Leute, die Judensterne benutzen, um sich zu Opfern zu stilisieren, sind dumm und geschichtsvergessen. Leute, die auf ihren Demos zur Vernichtung Israels aufrufen, sind etwas gefährlicher.” Er habe seine Meinung nicht geändert. “Vielleicht irre ich. Wo man glaubt, nur man selbst sei im Besitz der Wahrheit, bin ich fehl am Platz.” Martenstein schrieb seit 1988 für die Zeitung.

In einer Stellungnahme hatte die Chefredaktion des Tagesspiegel den Schritt, die Kolumne aus dem Online-Angebot zu nehmen, begründet: “Wir verteidigen die Meinungsfreiheit, sind uns aber deren Grenzen bewusst. Dabei gilt: Nicht alles, was rechtlich betrachtet gesagt werden darf, ist dem Ton des Tagesspiegels angemessen. Scharf dürfen Glossen, Kolumnen und Kommentare sein; persönlich verletzen sollten sie nicht.”

KNA/cas/sky

1 Kommentar

  1. Es geht dem Tagesspiegel wohl auch nicht um die Geschichtsvergessenheit sondern eher um die Kritik an der offiziellen leitlinie. Belege für die Geschichtsvergessenheit und die Relativierung des Holocaust bis zu dummdreisten Lügen der Medien in Deutschland einschließlich des Tagesspiegels, gibt es haufenweise. Ich halte die Unterstützung der documenta mit öffentlichen Gelder für erheblich skandalöser. immerhin sind da Judenhasser am Werk. Und das sich die örtliche VVN Gruppe nicht entblödet, sich mit der documenta zu solidarisieren, halte ich für katastrophal. Das heißt. das diese ortsgruppe nicht linksradikal ist sondern schlicht antisemitisch. Und das finde ich gefährlicher als dumme Demonstranten, die einfach die Dummheit und den Geschichtsrevisionismus ihrer Regierung wiederspiegeln.

Kommentarfunktion ist geschlossen.