Die russische Invasion der Ukraine – Eine Kurzanalyse

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Ein T-72-Panzer fährt entlang einer Strasse am Kontrollpunkt Dzhankoy im nördlichen Teil der Krim am 24.02.2022. Foto IMAGO / SNA
Ein T-72-Panzer fährt entlang einer Strasse am Kontrollpunkt Dzhankoy im nördlichen Teil der Krim am 24.02.2022. Foto IMAGO / SNA
Lesezeit: 3 Minuten

Die russischen Militäraktionen in der Ukraine sind Zeichen einer politischen und militärischen Eskalation zwischen Russland und dem Westen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Ausmass der Invasion zwar noch nicht bekannt. Laut offen zugänglichen Quellen in Russland besteht aber das Ziel der Operation in der Entmilitarisierung der Ukraine und der Beseitigung nationalistischer Elemente im Lande.

von Zvi Magen und Sophie Kobzantsev

Nach unserer Einschätzung strebt Russland durch eine Kombination hybrider Kräfte eine Destabilisierung der Ukraine und den Sturz der Regierung an. Die Ukraine ihrerseits ruft ihre Bürger auf, sich zu verteidigen und sich solidarisch und unerschütterlich im Kampf gegen Russland zu zeigen. Parallel dazu haben die osteuropäischen Länder an der Grenze zur Ukraine den Ausnahmezustand ausgerufen. Das Tempo der Entwicklungen ist hoch, aber bestimmte Tendenzen sind offensichtlich.

Russlands Ziel ist es, eine neue internationale Ordnung zu schaffen, in der es eine wichtige Rolle spielt. Darüber hinaus ist die Bedeutung des russischen Einflusses im postsowjetischen Raum für Moskau entscheidend, insbesondere in Bezug auf die Ukraine. Die russischen Forderungen, die dem Westen auf dem Verhandlungstisch vorgelegt wurden, sind unverändert. Unter anderem wurde gefordert, dass die Ukraine nicht der NATO beitritt und dass sich die NATO im russischen Einflussbereich in Osteuropa militärisch zurückzieht. Es ist also zu erwarten, dass Russland, wenn es seine militärischen Aktionen in der Ukraine abschliesst und die Situation eskaliert, eine internationale Konferenz zur Neuregelung fordern wird – und der Westen wird dem vermutlich zustimmen müssen. Wir gehen ausserdem davon aus, dass Russland zum jetzigen Zeitpunkt beabsichtigt, den militärischen Konflikt innerhalb der ukrainischen Grenzen auszutragen und die Grenze zu den NATO-Ländern nicht zu überschreiten.

Die Reaktion Israels

Die vom Westen verhängten Sanktionen stellen für Russland ein erhebliches wirtschaftliches Problem dar, reichen aber nicht aus, um die russische Kriegstreiberei und die Vollendung der militärischen Aktionen in der Ukraine zu verhindern. Offenbar wurde eine Verschärfung der Sanktionen in Erwägung gezogen, und zusätzliche Sanktionen könnten Präsident Putin und den ihm nahestehenden Personen schaden. Angesichts der Verhängung von Sanktionen ist der Anstieg der Ölpreise und die Auswirkung auf die russische Wirtschaft, die hauptsächlich von Öl- und Gasexporten abhängig ist, zu beachten. Russland hofft daher immer noch, seinen Druck auf den Westen zu verstärken und zusätzliche Massnahmen zu ergreifen. So lassen die russische Seeübung im Mittelmeer – die unter anderem als Botschaft an die NATO dient – und die jüngsten Äusserungen in den russischen Medien zum Nahen Osten und zur syrisch-israelischen Grenze darauf schliessen, dass Russland auch im Nahen Osten destabilisierend wirken könnte. Die Reaktion Israels auf die Ereignisse der letzten Tage in Osteuropa war daher vermutlich als Signal an die russische Führung gedacht, das bestehende Übereinkommen an der Nordgrenze beizubehalten.

Schliesslich sind auch die Reaktionen in Russland selbst zu erwähnen. Wir erleben derzeit das Erwachen eines internen Protests in Moskau gegen die russischen Militäraktionen in der Ukraine. Sie schliessen sich dem Schreiben ehemaliger hochrangiger russischer Militärs an, die Präsident Putin auffordern, in der Ukraine keinen Krieg zu führen. Auch wenn das Gewicht der Dissidenten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sehr gross ist, verdient es dennoch Beachtung. Die Erfahrung aus dem Jahr 2014 zeigt, dass militärische Aktionen in der Ukraine dazu dienen, die Unterstützung Putins im eigenen Land zu sichern.

Zvi Magen war unter anderem von 1993 bis 1997 israelischer Botschafter in der Ukraine, von 1998 bis 1999 israelischer Botschafter in Russland und diente im militärischen Geheimdienst der IDF. Er ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institute for National Security Studies (INSS) in Tel Aviv. Sophie Kobzantsev ist Beraterin am INSS.

8 Kommentare

  1. Was soll die verlogene Kritik an Putin, Israel nimmt sich ja auch das Recht heraus jedes Land oder Gebiet anzugreifen, dass Israel bedroht. Und womit? Mit Recht.

  2. Ich halte Putin für einen Kriegsverbrecher.

    Seine Freunde müssen sich schon etwas Besseres einfallen lassen, als hier ein paar belanglose Links anzugeben. Vor allem weil das auch auf eine gewisse Bequemlichkeit hindeutet, sich der Mühe einer eigenständigen Argumentation auszusetzen.

    – Putin hat 2014 die Krim angegriffen und annektiert, obwohl zwischen der Ukraine und Russland ein Vertrag bestand, als Gegenleistung für einen Nuklearwaffenverzicht „die Souveränität und die bestehenden Grenzen der Länder … sowie deren politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu achten“ (Budapester Memorandum)
    – Am 17. Juli 2014 wurde das Passagierflugzeug MH17 der Malaysia Airlines über der Ostukraine abgeschossen. Putin lieferte seinen Schergen die entsprechenden Waffen. Er ist in letzter Linie dafür verantwortlich, dass dabei 298 Insassen den Tod fanden.
    – Am 24. Februar 2022 greift Putin die Ukraine an und versucht damit, einen benachbarten unabhängigen Staat unter seine Knute zu bringen.

    Das alles reicht, um über ihn urteilen zu können. Alle anderen Darstellungen beruhen auf Desinformation oder ideologischer Verblendung.

  3. Wieder einmal versuchen Sie, die Tatsachen dreist zu verdrehen. Der Aggressor und „Nazi“ sitzt in Moskau und heißt Putin. Mit Ihrem Sermon sollten Sie besser bei Russia Today bleiben, dort mag und versteht man Sie.

    Die russische Propaganda versucht mit Schlagworten wie „Entnazifizierung“, „Genozid“, „Entmilitarisierung“ u.ä. ihren Angriff auf die Ukraine zu rechtfertigen. Es sind die reaktionäre Linke und die Rechte (ab AfD), die dabei ohne Skrupel assistieren.

  4. Mark Nu, was Sie hier von sich geben, ist die Weitergabe von russischer Hetzpropaganda. Es ist eine glatte Lüge, von angeblich 13.000 toten Russen zu reden. Nichts davon ist wahr. Putin beherrscht die Klaviatur der Propaganda, er weiß, dass solche Begleitmusik für seine Aggression ein nützliches Schmiermittel ist.

    Bisher hatte ich Sie für einigermaßen vernünftig gehalten, auch wenn Ihre prorussische Schlagseite immer durchschimmerte. Traurig, zu sehen, wie Vernunft in Krisensituationen immer wieder ins Hintertreffen gerät.

  5. Ein Artikel, den ich NICHT kaufen kann noch werde!

    Dem Artikelschreiber werfe ich vor,
    in einer Welt der Blockpolitik verhaftet zu sein,
    die Israel – UNS – dauerhaft eher bedrohen
    denn beschützen wird.

    Meine Kommentare sind teils in der audiatur-Redaktion
    NICHT gut gelitten
    – damit kann ich leben!

    Vorab möchte ich der Mitforistin Susanna danken und ihre Worte unterstützen!

    Der Artikel liegt falsch, Russlands Handlungsweise als “Kriegstreiberei” zu marken
    – Kriegstreiberei (!) war die Handlungsweise der ukrainischen Regierung
    in den letzten 10 Jahren in Bezug auf russischstämmige Bevölkerung
    im eigenen Land.
    Je mehr Waffen der Werte-Westen ach so generös in die Ukraine lieferte,
    umso heftiger wurde der Beschuß gegen die Zivilbevölkerung des Donbass
    – selbst die UN gab zu,
    dass der Völkermord in der Ukraine mindestens 13’000 Tote gekostet hatte
    – 13’000 russisch-stämmige Tote im Donbass!

    Schießen auf Zivilbevölkerung …? HALLO?!
    … WAS steht im Völkerrecht – deren Teil die HLKO ist?!
    Genau – wir haben es mit Völkermord im Donbass zu tun
    und Putin hatte EXAKT Recht!

    Ziehen wir aus unseren Überlegungen doch mal ab,
    dass es eine seit Kriegsende fest zementierte Blockpolitik gibt,
    dass Israel über Patente und eine fehlende Montanindustrie
    an die USA gefesselt ist/war:
    sollte Israel sich der Unbill von Wahlergebnissen in den USA
    aussetzen?
    Unter Trump wurde jede Menge Ehrlichkeit in die Rechtsverhältnisse
    Israels eingebracht:
    Jerusalem ist Hauptstadt Israels ohne JEDE BEDINGUNG!
    Die Golanhöhen sind israelisches Staatsgebiet!
    Hass-Resolutionen der UN sind gescheitert!
    … und jetzt?

    JETZT
    steht Israel vor einem Iran,
    der im Windschatten us-amerikanischer Gleichgültigkeiten
    zur Atommacht werden
    und verrückten Mullahs,
    die in der Gedankenwelt eines Geisteskranken der Spätantike leben,
    welche demnächst einen roten Button erhalten: “Nuke Zionists!”

    Wer immer den derzeitigen Einsatz Russlands verurteilt,
    der bringe seine Argumente,
    warum über 13’000 tote Russen angeblich keinen Einmarsch rechtfertigen,
    wenn – siehe da –
    Serbien seinerzeit für eine Brutkastenlüge untergehen musste,
    wenn für 4’000 tote US-Amerikaner in Afghanistan nach Terroristen gesucht,
    der Irak wegen Kuwait und nicht existenten Chemiewaffen geschleift
    und Libyen for a fist full of Weltleitwährung zerrieben wurde!

    Wie viele Juden kommen aus Russland?!
    DOCH! … auch russische Menschenleben sind es wert,
    gerettet zu werden!

    Danke, Herr Putin,
    ich anerkenne alle Ihre Beweggründe für die Verteidigungshandlungen
    in der Ukraine!

  6. Warum protestiert nimand gegen die Diskriminierung von Russen in der Ukraine? 2015 wurden die Menschenrechte eingeschränkt. Für Russen. Die orangene Revolution hat vor allem Nationalisten und Faschisten ermächtigt. Das stört offenbar niemand. Natürlich würde Putin keinen Preis als Demokrat gewinnen aber das trifft auch auf die Nato zu. Seit der Bombardierung Jugoslawiens und der Hetze gegen Serbien sollte klar sein, dass der Bundestag seine Bürger belügt und absichtlich in die Irre führt.

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