Wegen Antisemitismus-Vorwürfen sorgt ein Seminar an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst im norddeutschen Hildesheim seit Wochen für Unruhe.
Von Zürich aus ist Hildesheim ein relativ kleiner Punkt auf der Landkarte – irgendwo in Norddeutschland und damit ziemlich weit weg. Wenn jemand an der dortigen Hochschule, die das Kürzel „HAWK“ trägt, ein Seminar mit durchschnittlich zehn bis zwölf Teilnehmern hält, dann ist das etwa so bedeutsam, wie wenn in Ürümqi, einer Provinzmetropole im Norden Chinas, zwanzig Sack Reis umfallen. Also praktisch nicht der Rede wert.
Wenn sich aber sogar das israelische Aussenministerium zu genau diesem Seminar äussert, wenig schmeichelhaft übrigens, wenn dieses Seminar in den grossen deutschen Tageszeitungen auftaucht und plötzlich überall von „Hass“ die Rede ist, dann könnte es sich womöglich lohnen, den Blick nach Norden zu richten: Worum geht’s da eigentlich und was ist passiert?
Zunächst einmal etwas sehr unspektakuläres. Die promovierte Sozialpädagogin Rebecca Seidler aus Hannover bekommt am 12. Juni 2015 eine E-Mail ihrer früheren Hochschule in Hildesheim: „Sehr geehrte Rebecca Seidler, […] Wir hatten bisher im Modul immer zwei sehr gegensätzliche Seminare, die Israel und Palästina zum Thema hatten. Frau Köhler bietet das Seminar ‚Zur Lage von Jugendlichen in Palästina’ an und Frau Bottenberg hat das Seminar ‚Jüdisches Leben in Deutschland und in Israel’ angeboten und jeweils Praktikas [sic!] für Studierende in Israel vermittelt. Frau Bottenberg ist inzwischen ernsthaft erkrankt und kann das Seminarangebot nicht mehr übernehmen.“
Dekanin Christa Paulini, von der die E-Mail stammt, fährt fort: „Deshalb wollte ich Sie fragen, ob Sie sich vorstellen könnten, im Wintersemester 2015/16 ein Seminar im Bereich ‘jüdische Soziale Arbeit in Deutschland und in Israel‘ – oder so ähnlich anzubieten. Der gewünschte Fokus liegt bei mir nicht auf ‘jüdisches Leben‘.“
Rebecca Seidler freut sich über das Angebot. Sie nimmt bereits Lehraufträge an anderen Universitäten und Hochschulen wahr und wäre akademisch gut vorbereitet. Ausserdem ist sie selbst Jüdin und hätte persönlich Interesse an dem Thema: „Sozialarbeit in Deutschland, wie sieht die heute aus, wie gross war historisch der Einfluss jüdischer Denker auf ihre Entwicklung?“ Klingt spannend, denkt sich Seidler. Aber es gibt noch einige Unklarheiten bezüglich der Konzeption des Seminar-Tandems, und so schreibt sie ebenfalls eine E-Mail:
„Sehr geehrte Frau Paulini, zunächst einmal herzlichen Dank für Ihre Anfrage bezüglich eines Lehrauftrages. Über die inhaltliche Struktur bin ich jedoch etwas irritiert und habe hierzu noch Nachfragen. Sie schreiben es gibt zwei Seminare. Das eine ‚zur Lage der Jugendlichen in Palästina’ von Frau Köhler, das andere zum Thema ‚Jüdische Soziale Arbeit in Deutschland und Israel’.
Diese Gegenüberstellung verstehe ich nicht. Ist es nun ein politisches Seminar […]? Das heisst, es wird die Lage von […] Jugendlichen in den palästinensischen Autonomiegebieten und zum Vergleich in Israel in Anbetracht des Konfliktes beleuchtet? Oder geht es um Theorien jüdischer und muslimischer Sozialer Arbeit (Professionsverständnis) anhand von Praxisbeispielen in Israel, den palästinensischen Autonomiegebieten und Deutschland? […] Ich hoffe, Sie können meine Fragen nachvollziehen, und freue mich über eine Rückmeldung von Ihnen […].“
Auf ihre Fragen bekommt Rebecca Seidler keine schriftliche Antwort; Dekanin Paulini möchte das lieber am Telefon mit ihr besprechen. Inzwischen will Seidler aber mehr darüber wissen, wie die Dozentin des Ko-Seminars ihr Thema behandelt. Aus der Zeit ihres letzten Lehrauftrags an der HAWK besitzt Seidler noch einen Zugang zum „Studi-IP“, dem Intranet der Hochschule. Dort sind auch der Seminarplan und die Literatur zum Seminar „Soziale Lage der Jugendlichen in Palästina (Gender)“ von Ibtissam Köhler hinterlegt.
Rebecca Seidler lädt sich die Dateien auf ihren Rechner, druckt sie aus und beginnt zu lesen. Doch was sie findet, ist weder geeignet, sich mit der sozialen Lage der Jugendlichen in Palästina ernsthaft auseinanderzusetzen, noch hat das Studienmaterial mit Genderfragen das geringste zu tun. In den Texten, die Ibtissam Köhler für ihre Studenten zusammengestellt hat, wird ausschliesslich Kritik am Staat Israel geübt.
Längst widerlegte Anschuldigungen wie Donald Boströms moderne Variante der Ritualmordlüge, die israelische Armee habe systematisch Organe getöteter Araber entnommen, um damit Krankenhäuser in Israel zu versorgen, werden als Tatsachen dargestellt. Die Sperranlagen an Israels Grenzen werden beklagt, ohne auf die Gründe ihrer Entstehung einzugehen. Israel wird als ein Ort der Folter, der Enteignung wehrloser Palästinenser und Apartheidstaat dargestellt.
Das Terrorregime der Hamas, Korruption und Vetternwirtschaft in der palästinensischen Verwaltung, das Bildungssystem in den Autonomiegebieten, die Höhe der Jugendarbeitslosigkeit, Todesstrafe und Erwachsenenstrafrecht ab 12 Jahren, systematische Folter in palästinensischen Gefängnissen, Fememorde wegen der Zusammenarbeit mit Israel oder die Ungleichbehandlung der Geschlechter – all das beeinflusst die soziale Lage der Jugendlichen in Palästina erheblich. Aber in den Seminarunterlagen der Ibtissam Köhler kommt es nicht vor.
Wer ist Ibtissam Köhler?
Wer ist Ibtissam Köhler? Wie kam die aus Palästina stammende, mit einem Deutschen verheiratete Sprachlehrerin und Mutter zweier erwachsener Kinder zu ihrem Lehrauftrag an der Hochschule Hildesheim? Diese Fragen kann am besten Hans-Jürgen Hahn beantworten. Hahn, Oberstudienrat im Ruhestand, hatte Ibtissam Köhler 1999 an die Hochschule geholt. Aufgrund welcher Expertise?
„Die Expertise interessierte mich eigentlich gar nicht. Mich interessierte, was sie damals zu Israel rausliess. Sie fiel mir auf. Sie war an der Volkshochschule für Arabisch zuständig und es zeigte sich, sie war also eine christliche Palästinenserin aus Bethlehem,“ erinnert sich Hahn. Auf die Nachfrage, warum ihm eine Arabischlehrerin mit offenbar sehr einseitigen Positionen zu Israel als Lehrbeauftragte an einer Hochschule geeignet erschien, ergänzt er, Ibtissam Köhler habe gar keine Lehrbeauftragte sein sollen.
„Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, sie als wissenschaftlich hochqualifizierte Referentin da einzuladen, sondern die sollte authentisch von dem berichten, was sie hinter sich hatte,“ eingebunden in Hahns eigenes, vierstündiges Seminar mit dem Titel „Praktika in Sozialeinrichtungen Israels“.
Aufgrund seiner Kontakte in Israel hatte Hans-Jürgen Hahn im Umfeld der Städte Haifa und Akko Praktikumsplätze in Behinderteneinrichtungen organisiert. Zur Vorbereitung dieser Praktika sollte sein Seminar dienen, das „mit möglichst vielen Gegensätzen sämtliche Aspekte zur Lage des Staates Israel und zur sozialen Lage seiner Bewohner“ aufzeigen sollte. Als Referentinnen zog Hahn neben der Palästinenserin Ibtissam Köhler auch die Israelin Hemda Bottenberg hinzu. Die Einordnung der „möglichst kontroversen Perspektiven“ beider Referentinnen sollte dann in der Arbeit des Lehrbeauftragten Hahn mit seinen Studenten geschehen.
„Völlig aus dem Ruder gelaufen“
Hans-Jürgen Hahn in einem Telefoninterview mit dem Autor am 22.8.2016: „Es war mein Seminar, meine Idee, mein Konzept. Ich war der Wissenschaftler bei diesem Seminar.“ Zwei getrennte Veranstaltungen, in denen Köhler und Bottenberg jeweils als selbständige Lehrbeauftragte agieren würden, waren laut Hahn nie geplant.
Wegen eines bevorstehenden längeren Auslandsaufenthalts schlug Hans-Jürgen Hahn Anfang 2000 dem damaligen Dekan Ulrich Hammer in einem Schreiben vor, „die beiden Frauen mit der Fortsetzung des Seminars zu betrauen.“ Die Genehmigung erfolgte am 2. Mai 2000 durch das Präsidium. Zunächst sollte die Lehrveranstaltung unter der Leitung der Hochschulprofessorin Brunhilde Wagner abgehalten werden, doch dann „lief das Seminar als Doppelseminar völlig aus dem Ruder,“ kritisiert Hahn, „weil es nicht in einer Hand blieb.“
So wurde Ibtissam Köhler, Arabischlehrerin an der Hildesheimer Volkshochschule, zur Lehrbeauftragten der HAWK und leitete im Fachbereich Sozialarbeit mehr als zehn Jahre lang das Seminar „Soziale Lage der Jugendlichen in Palästina (Gender)“. Die einzige Expertise, die sie dafür vorweisen konnte, waren ihre Herkunft als „christliche Palästinenserin aus Bethlehem“ und das, „was sie zu Israel rausliess.“
Obwohl Köhler also ursprünglich nur wegen ihrer höchst persönlichen und überaus kritischen Sicht auf Israel sowie ohne Rücksicht auf irgend eine wissenschaftliche Expertise in den Seminarbetrieb der HAWK geraten war, interessierten sich die wechselnden Protagonisten der Hildesheimer Hochschulleitung bis 2016 weder für ihre Literaturliste, noch für ihr didaktisches Konzept.
Kritik wurde einfach ignoriert
Dabei hatte es an Hinweisen von unzufriedenen Studenten nicht gefehlt. Christopher Lodders zum Beispiel, der das Köhler-Seminar 2010 und 2011, vor und nach seinem Israel-Praktikum, belegt hatte: „Über die soziale Lage von Jugendlichen oder über die Sozialarbeit mit Jugendlichen in Palästina habe ich in dem Seminar von Frau Köhler nichts erfahren“, erinnert sich der ehemalige HAWK-Student.
Stattdessen habe man früh bemerkt „dass, Frau Köhler emotional vorbelastet“ sei. „Frau Köhler hat Medien teilweise uminterpretiert.“ Lodders beschreibt ein Foto, das im Seminar gezeigt wurde, und auf dem ein israelischer Soldat und ein palästinensischer Junge zu sehen waren. Ibtissam Köhler habe behauptet, der Junge werde mit dem Gewehr bedroht. „Auf dem Bild,“ so erinnert sich Lodders, „war aber ganz klar zu sehen, dass der Soldat das Gewehr nur hielt, aber nicht auf den Jungen zielte.“
Lodders erzählt von einem Referat, dass er im Palästina-Seminar halten sollte und für das ihm Ibtissam Köhler das Thema „Foltermethoden der Israelis gegenüber Palästinensern“ aufgegeben hatte. Lodders erweiterte seine Aufgabe und berichtete auch über die Foltermethoden palästinensischer Organisationen wie Hamas und Fatah. „Da ist sie mir mehrmals ins Wort gefallen und hat geschrieen, was das denn solle, das stimme doch gar nicht.“ Schliesslich habe Köhler ihm das Wort verboten: „Sie sind fertig. Setzen Sie sich.“
Christopher Lodders und weitere Seminarteilnehmer beschwerten sich beim damaligen Dekan der Fakultät, Heinz-Dieter Gottlieb, „über die Unwissenschaftlichkeit, die Inhalte und die Aussagen von Frau Köhler.“ Doch das führte weder zu einer Überprüfung noch zur Einstellung des Seminars oder wenigstens zu persönlichen Gesprächen mit den Studenten. „Es wurde einfach ignoriert.“
Daran sollte sich auch unter den nachfolgenden Dekanen der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit nichts ändern. Rebecca Seidlers Kritik und schliesslich ihre Weigerung, mit einer eigenen Lehrveranstaltung das Feigenblatt für 38 Stunden antiisraelische Propaganda abzugeben, wird von Dekanin Christa Paulini mit „persönlicher Empfindlichkeit“ abgetan.
„Man muss mal Dinge sagen dürfen“
Sie lasse sich nicht anschwärzen, Israelhetze zu betreiben, das sei schon einmal vor ein paar Jahren passiert. Ausserdem müsse man mal Dinge sagen dürfen, auch wenn sie andern nicht passten: „Es gibt eine Mainstreamhaltung, der man sich in Deutschland beugen muss – der beuge ich mich nicht. Dieses Seminar bleibt unverändert.“
Doch da irrte die Dekanin. Rebecca Seidler schickte die kompletten Seminarunterlagen nicht nur an Josef Schuster, den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, sondern auch an die Amadeo-Antonio-Stiftung mit der Bitte um ein Gutachten. „Ich wollte wissen, bin ich wirklich übersensibel, oder wie sehen das externe Wissenschaftler?“
Jan Riebe, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung, untersucht daraufhin das Seminarmaterial und entdeckt „nicht einmal den Anschein von Wissenschaftlichkeit“, während Josef Schuster den Texten in Teilen Antisemitismus attestiert. Nun werden die Kreise immer grösser, die das kleine Seminar im beschaulichen Hildesheim zieht. Zeitungen greifen es auf, ein Sprecher des israelischen Aussenministeriums nennt die HAWK eine „Hass-Fabrik“ und deren Präsidentin Christiane Dienel vermutet hinter allem eine „Hass-Kampagne,“ die ihr „das Wort verbieten“ und den Nahostkonflikt „an die Hochschule tragen“ wolle.
Wen sie hinter dieser Kampagne vermutet, das will sie auf Nachfrage allerdings nicht mitteilen. Doch das Seminar, immerhin, wird abgesetzt und das Wissenschaftsministerium in Hannover beauftragt das Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung mit einem weiteren unabhängigen Gutachten. So ist in Hildesheim einstweilen alles in der Schwebe und viele Fragen bleiben – vorerst – unbeantwortet. Uns wird das Thema fürs erste erhalten bleiben.
Zu den Seminarunterlagen:
Damit sich die Leser von Audiatur-Online selbst ein Bild machen und beurteilen können, ob die an der Hochschule Hildesheim verwendeten Seminarunterlagen geeignet waren, ein wissenschaftlich fundiertes Bild von der sozialen Lage der Jugendlichen in Palästina zu zeichnen, stellen wir alle im Sommersemester 2015 verwendeten Texte, so wie sie Rebecca Seidler im Intranet der HAWK vorgefunden hat, online. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare. Es handelt sich um 51 Dokumente im PDF Format. Diese sind in einer 9 MB grossen ZIP-Datei komprimiert: archiv_hildesheim.zip
Armin H. Flesch, Jahrgang 1962, lebt und arbeitet als Freier Autor und Journalist in Frankfurt am Main. Derzeit recherchiert er den Umgang heutiger Unternehmer und Eigentümer mit der Arisierungs-Vergangenheit ihrer Firma sowie die Familienschicksale der Angehörigen jüdischer deutscher Soldaten des Ersten Weltkriegs.
Man muss sich doch bei den Neu-Deutschen beliebt machen. Was sind die paar Juden in DEvgegen die Million Islamischer “ Flüchtlinge .“ Und in ein paar Jahtzehnten haben die sich Vervielfacht.
Wenn das keine Hetze ist. Mit Wissenschft hat es jedenfalls rein gar nichts zu tun.
Ich habe mir jetzt die Materialien heruntergeladen und muss nach einer genaueren Sichtung feststellen: Es ist noch schlimmer als befürchtet. Dass solches Zeugs aus der untersten Schublade jahrelang als Unterrichtsmaterial verwendet wird, ist ein Skandal, der weit über die direkt dafür verantwortliche „Gymnasiallehrerin“ Ibtissam Köhler hinausgeht. Die verwendeten Unterlagen sind dermaßen primitiv und einseitig in Auswahl und Aussagen, dass die Bezeichnung „unwissenschaftlich“ fast schon eine Schmeichelei ist. Nachdem diese jahrelang Hetze und einseitige Informationen in ihrem „Unterricht“ vermittelt hat, beklagt sich die auf einmal sehr sensible Lehrkraft in einem Gespräch mit der HAZ, sie „… fühlte sich einer Hetzkampagne ausgesetzt und hatte Angst vor Anfeindungen“.
[https://www.hildesheimer-allgemeine.de/news/article/haz-exklusiv-hawk-dozentin-ueber-antisemitismus-vorwurf.html]
Dass an der Qualität von Köhlers Materialien niemand Anstoß genommen hat, ist der eigentliche Skandal. Hier hat HAWK-Präsidentin Christiane Dienel als weisungsberechtigte Vorgesetzte komplett versagt. Statt dies wenigstens im Nachhinein zu problematisieren stellt sie sich ebenfalls als Opfer hin. „Ich bin traurig und betroffen, in welchem falschen Licht unsere Hochschule öffentlich dargestellt wird. Diese unberechtigten Vorwürfe tun mir auch persönlich sehr weh.“ Außerdem: „Kolleginnen und Kollegen und auch ich selbst werden massiv beschimpft und bedroht, Privatadressen werden ausgeforscht.“
Nachdem ihr solches Unrecht wiederfahren ist, darf sie aber auch mal deutlich werden:
„Ziel ist offenbar, mit allen Mitteln zu verhindern, dass unterschiedliche Sichtweisen zu diesem Konflikt an unserer Hochschule zu Wort kommen dürfen. Es soll mit moralischem Druck und dem völlig unberechtigten Vorwurf des Antisemitismus erzwungen werden, dass den Kritikern nicht genehme Inhalte an unserer Hochschule verbannt werden. Vor diesem Hintergrund sehe ich es als meine Amtspflicht, die grundgesetzlich geschützte Freiheit der Lehre zu verteidigen, und zwar umso mehr, je schriller die Vorwürfe werden.“ Am schrillsten ist hier der mächtige Zentralrat der Juden, der in der eineinhalbseitigen HAWK-Stellungnahme immerhin dreimal erwähnt wird.
Ein weiteres stattliches Fettauge in dieser trüben Brühe ist die HAWK-Ethik-Kommission. Mit der Aussage, sie „… sieht keinen Anhaltspunkt, dass in dieser Lehrveranstaltung antiisraelische oder antisemitische Inhalte in unzulässiger Weise propagiert werden“ liefert sie immerhin die Erkenntnis, dass Ethik keineswegs Berührungspunkte mit einer gleichnamigen Kommission haben muss.
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Frau Seidler ist für ihren Mut zu danken, dass sie diesen Zustand öffentlich gemacht hat.
Vorzüglich argumentiert!
Wow, diese Textsammlung der Uni, die der Autor da am Ende des Textes als zip-Datei zur Verfügung stellt, ist eine veritable Sache. Sie hat nur leider so gar nichts in akademischen Gewässern zu suchen (es sei denn, es hat sich in der Uni seit meiner akademischen Zeit vor 20 Jahren da Grundlegendes geändert) und schon gar nicht in den Textbeigaben eines Universitätsseminars. Diese Sammlung entspringt vielmehr einem äußerst schlichten und mit beträchtlichem Hass ausgestattetem Gemüt. Dass eine Universität Frau Ibtissam Köhler über Jahre mit einem Lehrauftrag im Zeichen des Judenhasses betraut, ist schon ein gewaltiger Akt der akademischen Grundlagenverweigerung. Vielleicht auch einfach nur des gesunden Menschenverstandes?! So oder so: Man bekommt Angst, sollte dieser Einzelfall nur die Spitze eine Eisberges darstellen.
Wie kommt Oberstudienrat Hahn dazu, eine verbeamtete(?) palästinensische Hetzerin und offensichtliche Judenhasserin an eine Hochschule zu lotsen? Eine überzeugende Antwort darauf bleibt er trotz Nachfrage schuldig. Was hat sie denn „authentisch“ berichtet, was ihn so überzeugt hat? Ihm scheint es um irgendwelche Kontroversen zu gehen. Lädt er zum Thema Holocaust auch einen Vertreter der NPD oder einen Altnazi ein um „beide Seiten“ dazustellen – oder wie darf ich das verstehen?
Vorab ausschließlich zum Artikel:
„deren Präsidentin Christiane Dienel vermutet hinter allem eine „Hass-Kampagne,“ die ihr „das Wort verbieten“ und den Nahostkonflikt „an die Hochschule tragen“ wolle.“
Die Präsidentin Christiane Dienel bedient sich hier einer verlogenen und verdrehten Rhetorik:
Wer, wenn nicht das Präsidium der HAWK,
hat denn den Nahost-Konflikt „an die Hochschule getragen“?!
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