Terrorismus-Experte: Lage in Nahost spiegelt sich auch in Europa

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Festnahme wegen Terrorverdacht in einem Haus an der Cecilienstraße in Duisburg. Foto IMAGO / Funke Foto Services
Festnahme wegen Terrorverdacht in einem Haus an der Cecilienstraße in Duisburg. Foto IMAGO / Funke Foto Services
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Nach der Festnahme eines mutmaßlichen Islamisten am Dienstagabend in Duisburg warnt der Londoner Terrorismus-Experte Peter Neumann vor einer zunehmenden Radikalisierung von islamistischen Gefährdern in Europa und Deutschland. Nach vielen Jahren, in denen es für Dschihadisten sehr wenig “zu feiern” gegeben habe, hätten sie mit dem Krieg im Nahen Osten jetzt wieder ein Thema gefunden, “an das sie sich anhängen können”, sagte er im WDR5-“Morgenecho” (Mittwoch). “Das ist wahrscheinlich das emotional aufgeheizteste Thema, das man sich vorstellen kann”, so der Professor für Sicherheitsstudien am Londoner King’s College.

Die aktuelle Situation sei “besonders besorgniserregend”, weil die Terroristen nicht nur auf Unterstützer von Terrororganisationen wie “Islamischer Staat” (IS) und “Al Kaida” ziele, sondern neue Anhänger zu gewinnen versuche. “Da sind auch ganz viele aus dem linksextremistischen Spektrum dabei, die sich selbst als ‘Antiimperialisten’ sehen und sich mit dieser Bewegung solidarisieren”, sagte Neumann. “Da entsteht möglicherweise eine viel größere Bewegung als die, mit der wir in der Vergangenheit zu tun hatten.”

Deutschland und Europa habe dem Problem möglicherweise in der Vergangenheit nicht die erforderliche Priorität eingeräumt, weil man “genug zu tun” gehabt habe mit Terrormilizen wie dem IS. “Und weil man sich gedacht hat, das passiert im Nahen Osten und hat mit uns direkt nichts zu tun”, erläuterte Neumann. “Jetzt merken wir: Das, was im Nahen Osten passiert, manifestiert sich auch auf den Straßen von Europa”, so der Professor. “Deswegen glaube ich, dass für jüdische und israelische Einrichtungen und alle, die für Israel Solidarität zeigen, eine ganz besondere Bedrohung existiert, und zwar nicht nur in den nächsten Tagen, sondern in den nächsten Monaten.”

Die islamistische Anschlagsgefahr sei seit 2018 zurückgegangen aufgrund des Sieges über den IS in Irak und Syrien und weil Sicherheitsbehörden viele Netzwerke zerschlagen hätten, so der Wissenschaftler weiter. “Aber durch die Situation seit dem 7. Oktober kann man deutlich sehen, dass viele Dschihadisten zurückgekommen sind. Die sind ja nicht ganz verschwunden und werden jetzt wieder aktiv und glauben, dass es jetzt wieder eine Möglichkeit gibt.”

KNA/sky


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