Wir müssen Raed Salah und seinesgleichen stoppen

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Scheich Raed Salah, Führer der Islamischen Bewegung im Norden Israels. Foto Screenshot Youtube
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Auch wenn die jüngsten Ereignisse den Eindruck erwecken, dass die israelischen Araber der Feind in unserer Mitte sind, sind die Aufwiegler nur eine lautstarke Minderheit. Wir müssen die vernünftige, gemässigte Mehrheit unterstützen und mit harter Hand gegen die gewaltbereiten Anstifter und Aufhetzer vorgehen.

Von Ben-Dror Yemini

Scheich Raed Salah wurde kürzlich erneut verhaftet. Für ihn könnte es nicht besser laufen. Er hat Erfolg. Drei seiner Anhänger führten den Terroranschlag auf dem Tempelberg durch und verursachten einen Ausbruch von Gewalt; die Beerdigung der Mörder wurde zu einer Demonstration der Solidarität mit den Shahids (Märtyrern), ähnlich den antisemitischen Kundgebungen der Hamas; ein junger arabischer Mann wurde in Jaffa getötet und ein Reporter des Fernsehsenders Channel 2 wurde beinahe gelyncht, als er über die Beerdigung berichtete, weil ihm die nahegelegenen Geschäfte keinen Unterschlupf gewährten. Das Ganze vermittelt den Eindruck, dass sich die arabischen Bürger Israels zu einem Feind im Inneren entwickeln.

Wir sollten jedoch darauf achten, den Verbreitern von Unfrieden und Hasspredigern – den Salahs und Zoabis dieser Welt – nicht mehr Kredit zu zollen, als ihnen zusteht. Ganz bestimmt befinden sich auch Anhänger der Hamas unter ihnen. Bevor sich jedoch die schwer verheilenden Wunden zu einer unheilbaren Krankheit entwickeln, sollten wir uns daran erinnern, dass laut den in den vergangenen Jahren durchgeführten Meinungsumfragen die meisten israelischen Araber tatsächlich eine andere Haltung vertreten – eine wesentlich weniger gewaltbereite und wütende.

So sind nach Angaben des Israeli Democracy Index beispielsweise 55 % der Araber stolz darauf, Israelis zu sein und – in völligem Widerspruch zu dem Kampf, den ihre Führung führt – es wollen auch mehr als 50 Prozent der arabischen Jugend Militärdienst leisten. Der prozentuelle Anteil der Rekruten unter ihnen nimmt Jahr für Jahr zu.

Was ist die Erklärung für diese offensichtliche Kluft zwischen den Meinungsumfragen, die durchaus Anlass zu Optimismus geben, und dem Prozess der Israelisierung der arabischen Bürger des Landes einerseits und den Zurschaustellungen von Gewalt und Hass andererseits?

“Entschlossen, laut und gewaltbereit.”

Nun, die arabische Gemeinschaft in Israel hat ebenso wie die muslimischen Gesellschaften in den benachbarten Ländern und in Europa einen radikalen Kern, der nicht unbedeutend ist. Einmal sind es die Nationalisten der Balad-Partei, ein anderes Mal Dschihadisten von der Sorte wie Salah sie mag und beim nächsten Mal ist es eine Kombination aus beidem. Sie müssen keine Mehrheit sein, um Unfrieden zu schüren und zu Hass anzustiften. Sie stellen keine Mehrheit in den Stadtvierteln oder Bezirken oder Vororten in Europa dar, wo sie erfolgreich Nährböden für den fanatischen Islam bereiten. Aber, trotz der Tatsache, dass sie eine Minderheit sind, haben sie einen Riesenvorteil: Sie sind entschlossen, sie sind laut und sie sind gewaltbereit.

Und es gibt eine weitere Komponente in den westlichen Ländern ebenso wie in Israel, die sie stärker macht. Sie erhalten immer, ja wirklich immer, Unterstützung und Rechtfertigung von den „Kräften des Fortschritts“. Es waren Juden von der Linken, die in der Vereinigten Arabischen Liste eine Unterstützungspetition starteten. Diejenigen, die nichts für Lehava und die Hügeljugend, die Rassisten, Faschisten, Chauvinisten und ihresgleichen auf der jüdischen Seite übrig haben, begeistern sich für genau diese Art von Typen auf der arabischen Seite.

Die „Kräfte des Fortschritts“ identifizieren sich nicht mit der muslimischen Mehrheit, die ein normales Leben führt und nicht mit dem Hass auf die Juden beschäftigt ist. Sie unterstützen die Wütenden und Hasserfüllten. Die Rechtfertigungen, die diese Radikalen vorbringen, tragen nicht zu Versöhnung oder Frieden unter den Völkern bei, sondern nur zu Radikalisierung. Aber das ist jetzt schon seit Jahren der Trend.

Ihr Rechtfertigungsmechanismus hat viele Entschuldigungen: Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassismus, Besetzung. All das ist Unsinn, denn es gibt andere Minderheiten – sowohl in Israel als auch anderswo in der Welt – die sich nicht für Hass und Terrorismus entscheiden.

Grundsätzlich gibt es dieses Phänomen des unerklärlichen Hasses auch dort, wo nicht im geringsten Ausgrenzung, Kolonialismus oder Besetzung stattfinden. Und es gibt dieses Problem vor allen Dingen innerhalb der muslimischen Gemeinschaften – zwischen Sunniten und Schiiten, Sunniten und Sunniten, Männern und Frauen. Letzten Endes sind sie es selbst, die den Unterdrückungsmechanismus in Händen halten, in dem die Muslime Unterdrücker und Unterdrückte zugleich sind. Und es ist stets die gewaltbereite Minderheit, die die Mehrheit unterdrückt.

Soweit es Israel betrifft, hatte die arabische Minderheit in der Tat unter Diskriminierung zu leiden, und diese Diskriminierung findet in Teilen immer noch statt. In den vergangenen Jahrzehnten gab es jedoch ernsthafte Bestrebungen, die Sünden der Vergangenheit wiedergutzumachen. Die linke Regierung ist diejenige, die die Militärregierung im Westjordanland und die Diskriminierung einsetzte, und es ist tatsächlich die derzeitige rechte Regierung, die in die arabische Bevölkerung investiert. So zum Beispiel in Form des Fünfjahresplans – angekündigt von der am stärksten rechtsgerichteten Regierung, die Israel je hatte. Ausserdem kommen israelische Araber, im Vergleich zu ihrem relativen Anteil an der Bevölkerung, in den Genuss von Ausgleichszahlungen des Innenministeriums, Sonderbudgets des Bildungsministeriums sowie hohen staatlichen Versicherungsleistungen.

Es gibt keine magische Lösung. Der Weg in die richtige Richtung sollte beinhalten, die vernünftige, gemässigte Mehrheit zu unterstützen und mit harter Hand gegen die gewaltbereiten Anstifter und Aufhetzer vorzugehen. Das ist weder einfach, noch problemlos. Aber es ist wichtig, daran zu denken, dass jene, die sich mit Hanin Zoabi und ihresgleichen identifizieren, kein Teil der Lösung sind. Sie sind Teil des Problems.

Ben-Dror Yemini ist Jurist, Wissenschaftler und Kolumnist der israelischen Tageszeitung „Yedioth Ahronoth“. Auf Englisch zuerst erschienen bei Yedioth Ahronoth.