Israels nächste Front: Syrien

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Die israelisch-syrische Grenze ist nicht mehr ruhig, weil bewaffnete islamistische Rebellen gelobten, die Golanhöhen zurückzuholen.

Für den Grossteil der vergangenen 40 Jahre war die syrische Grenze die ruhigste Grenze zu Israel. Trotz der Eroberung 1973 und die darauffolgende Annektierung syrischen Territoriums auf dem Golan und Bashar Assads kontinuierliche Unterstützung von Terrororganisationen, die gegen den jüdischen Staat agieren, war die Grenze seit Unterzeichnung des Waffenstillstandes von 1974 ruhig. In der Tat hat sich gezeigt, dass die Grenze zu Syrien – das sich offiziell im Kriegszustand mit Israel befindet – sicherer scheint als die langen Grenzen mit Israels nominellen Friedenspartnern Ägypten und Jordanien.

Doch nun, nach einem bereits zwei Jahre währenden bewaffneten Volksaufstand gegen das Assad-Regime, scheint dieser de facto Frieden entlang der israelisch-syrischen Grenze in grosser Gefahr zu schweben. Man bedenke nur die Ereignisse von Anfang März: Am 2. März schlugen drei syrische Mörsergranaten ausserhalb des Moshavs Ramat Magshimim auf den südlichen Golanhöhen ein. Am 6. März entführten syrische Rebellen 21 UN-Friedenssoldaten auf Patrouille im Golan und liessen sie nach einer Woche wieder frei. Generalleutnant Benny Gantz, Oberbefehlshaber der Israelischen Verteidigungskräfte IDF sagte am Montag, den 11. März, „die Gefahr, dass die Situation in Syrien ausser Kontrolle gerät, ist sehr hoch.“ Zudem sagte er, dass „wir hier einen strategischen Sprengzünder haben, der jeden Moment explodieren kann.“

Berichte aus Syrien der vergangenen letzten Monate haben angedeutet, dass ausländische Kämpfer – von Libyen bis Jordanien und dem Irak – an der Revolte gegen das Assad-Regime teilnehmen. Nun heisst es, dass sich auch saudische Dschihadisten den Rebellen angeschlossen haben. Die vielen Dschihadisten vor Ort, von den angeblich viele mit Al-Qaida verbunden sind und drohen, den Kampf gegen Israel nach Assads Sturz weiterzuführen, steigern weiter die Möglichkeit eines Aufloderns an der syrisch-israelischen Grenze. Somit erklärt sich, warum Israel in den letzten Tagen seine Militärpräsenz entlang der Golan-Grenze erhöht hat. Heute ist wahrscheinlich Syrien – und nicht der Libanon oder Ägypten – der nächste Krisenherd für einen Konflikt mit dem jüdischen Staat.

Das Assad-Regime schwankt und hat die Kontrolle über grosse Gebiete verloren, darunter auch im Süden Syriens an Israel angrenzend, die seit Februar 2013 angeblich in die Hände der zum Grossteil säkularen Freien Syrischen Armee gefallen sind. Das Machtvakuum wurde zumindest teilweise durch militante Islamisten und ausländische Kämpfer, die mit al-Qaida verbunden sind, gefüllt. Im letzten Monat griff eine dieser Gruppen, Jebhat al Nusra, einen Posten des syrischen Nachrichtendiensts nahe Kuneitra auf den Golanhöhen an. In den nächsten Wochen und Monaten werden mit der zunehmenden Zahl ausländischer Kämpfer in Syrien vermutlich noch mehr al-Qaida-Verbündete in die Grenzregion kommen.

Gegenwärtig konzentrieren sich islamistische Milizen eng auf den Sturz des Assad-Regimes, doch einige artikulieren bereits eine ambitioniertere langfristige Agenda. Ein islamistischer Kämpfer aus Aleppo sagte in einem Video, das Memri im Dezember 2012 publizierte: Wenn Assad erledigt ist, dann „werden wir da nicht aufhören. Wir werden auf die [israelische besetzten] Shebaa Farmen und Kafr Shuba ausdehnen, und wir werden die Golan Höhen bis nach Jerusalem durchqueren.“ In einem weiteren Video-Clip, der im März veröffentlicht wurde, verkündet ein anderer Rebell: „Seit 40 Jahren wurde kein einziger Schuss auf dieses Land abgefeuert. Seit 40 Jahren wurde kein einziger Schuss auf Israel abgefeuert. Wir werden den Golan befreien und an das freie syrische Volk zurückgeben, mit der Hilfe Allahs.“

In Anbetracht der relativen Stärke der IDF ist dieses Ziel offensichtlich mehr ein Wunschtraum als Realität. Dennoch, Syrien wird überflutet mit schweren Waffen und anti-Assad Milizen – säkulare und Islamisten gleichermassen – erbeuten immer höher entwickeltes Armeematerial, darunter Raketen. Und selbst wenn Assad eines Tages Geschichte ist, wird sich al Nusra – die mit al-Qaida verbundene „Siegesfront“ und führende Kampfeinheit unter den Rebellen – nur ungern entwaffnen lassen. Ohne funktionierende Zentralregierung und Sicherheitsapparat und einem wahrscheinlich in einen langwierigen Bürgerkrieg verwickelten Post-Assad Syrien, könnten diese gut ausgerüsteten und kampferfahrenden islamistischen Milizen schnell zu einer beträchtlichen Gefahr für Israel werden.

Unmittelbar besorgniserregend ist aber, dass Assad versuchen könnte, Israel in den Konflikt zu treiben, um die Sache noch verworrener zu machen und die Opposition abzulenken. Zu diesem Zweck haben syrische Behörden kurz nach Beginn des Aufstands im Mai 2011 40 Busse mit Palästinensern an den Grenzzaun gebracht und somit eine gewalttätige Auseinandersetzung mit der IDF herbeigeführt, bei der vier Palästinenser getötet worden sind.  Im November 2012 verlegte das Assad Regime drei Panzer in die entmilitarisierte Zone auf dem Golan und veranlasste damit, dass die IDF ihren Alarmstatus an der Grenze anhob. Der Versuch Damaskus‘, im letzten Monat bahnbrechende Boden-Luft-Raketen an die Hisbollah zu liefern, beabsichtigte in ähnlicher Weise eine israelische Militärreaktion zu provozieren.

Während der Angriff der israelischen Luftwaffe auf einen Hisbollah Konvoi Murren unter der Opposition hervorrief, konzentrierte sich die meisten Kritik auf das Nicht-Reagieren Assads auf die feindliche Verletzung des syrischen Luftraums. Sollte Assad jedoch bestrebt sein, Teile seines Chemiewaffenlagers an die Hisbollah transferieren zu wollen, würde Israels Reaktion wohl wesentlich entschiedener – und für die Opposition vielleicht – zudem umstrittener ausfallen.

Laut Washington Post bedroht zudem der Iran den fragilen Status Quo; aktuell ist er dabei, seine eigene 50‘000 Mann starke Miliz Jaysh al Shaab nach dem Modell der Basij Einheit der iranischen Revolutionsgarde in Syrien zu formieren. Es ist zwar wenig bekannt über diese entstehende paramilitärische Einheit, doch angesichts der Antipathie Teherans gegenüber Israel ist es eine sichere Sache, dass Jaysh al Shaab ebenfalls subversive Aktivitäten gegen den jüdischen Staat verfolgen werden.

Doch nicht alle Nachrichten entlang der Grenze sind schlecht. So wurde berichtet, dass Anfang Februar israelische Soldaten syrischen Rebellen medizinische Hilfe nahe der Grenze geleistet hatten und fünf Verletzte in ein Krankenhaus in Safed gebracht hatten. (Leider erschossen IDF Truppen in der gleichen Woche einen anderen Syrer, der sich dem Grenzzaun näherte).

Nicht alle Israelis betrachten diese Nachrichten als verhängnisvoll für Israel. Gemäss dem früheren IDF Militärnachrichtenchefs Amos Yadlin, hat der Krieg in Syrien „die Stärke, Bereitschaft und Moral [des syrischen Armee] erschöpft,“ und die Gefahr, die von Israels fähigsten Feind ausgeht, vermindert. Auf jeden Fall war Assad „wesentlich gefährlicher als einige Aktivitäten der Jebhat al Nusra auf dem Golan“, so Yadlin. Unabhängig davon, wer Assads Nachfolger wird, ist Israel „sehr erfolgreich bei der Bewältigung“ grenzüberschreitende Bedrohungen, fügt er hinzu, und wird „eine ähnliche Abschreckung aufbauen, wie der Staat es vis-à-vis Assad, der Hisbollah und der Hamas erreicht hat.“

Dennoch sollte dieser Trend Washington, das in den vergangenen zwei Jahren damit beschäftig war zu versuchen, das Ausbluten in Syrien einzudämmen und die benachbarten arabischen Staaten vor dem destabilisierenden Einfluss der Revolte zu isolieren, Sorge bereiten. Heute erschüttert der Nachhall des Krieges in Syrien den Libanon, Jordanien und den Irak. Wenn die USA nicht jetzt einen Schritt unternehmen, um Assad schneller zu Sturz zu bringen und den Krieg zu beenden, wird der nächste Staat, der die Überschwappen der Ereignisse in Syrien zu spüren bekommt, vielleicht Israel sein.

David Schenker is the Aufzien fellow and director of the Program on Arab Politics at The Washington Institute.

Originalversion: Israel’s Next Front: Syria by David Schenker © The Washington Institute for Near East Policy. March 14, 2013. All rights reserved.

 

1 Kommentar

  1. Shalom meine Freunde .

    wir haben ja gesehen was in den Staaten,wo die Rebellen und Terroristen gesiegt haben<<viel unrzcht iäglich passiert. Der grösste Teil der Bevölkerung bedauert diese
    Entwicklung und hätten am liebsten die alten Machthaber wieder am Ruder.Genau so ist es mit Assad. Alle verbrechen
    schiebt man Assad in die Sxhuhe.Wir in Israel wissen<<das
    die Rebellen auch jedemenge Zivielisten getötet haben aus
    verschiedenen Gründen.Diese Rebellen wollen nur eines<<Assad stürzen und dann mit den vielen Waffen Israel angreifen und vernichten.Die Moslembruderschaft,Hamas und Hisbollah werdenmit Freuden mitmachen. David

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