Der Iran ist nicht Japan!

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Cenotaph and Atomic Bomb Dome, Peace Memorial Park, Hiroshima, Japan Foto: wikimedia

Kann es sein, dass amerikanische und europäische Beamte den Unterschied zwischen Japan und dem Iran nicht kennen? Das könnte man glatt meinen, wenn man Helen Coopers Artikel in der New York Times vom 25.01.12 liest. „Unter vier Augen sagen verschiedene amerikanische und europäische Vertreter, das am besten zu erreichende Ergebnis für den Westen könnte sein, wenn der Iran alles für den Bau einer Atomwaffe nötige Wissen und die Technologie erlangen würde, während er gleichzeitig vor dem Bau selbst absehen würde.“ Die ungenannten Beamten hatten dabei Japan als Vorbild für den Iran vor Augen.

Mit anderen Worten: der Iran müsste zu einem Land wie Japan werden, aus dem quasi über Nacht eine Atommacht werden könnte, wenn es sein müsste, und das es dabei aber ablehnt, die letzten Schritte zum Besitz von Nuklearwaffen auch zu gehen. „Wenn Sie fragen, ob wir zufrieden wären, wenn es der Iran wie Japan hielte, dann ist die Antwort Ja“, bemerkt ein hochrangiger europäischer Diplomat. „Doch das müsste nachprüfbar sein, denn wir sind weit davon entfernt, dem Regime zu trauen.“

Mit dem folgenden Satz schüttet Cooper Wasser in den Wein dieses Vergleichs: „Der heutige Iran unterscheidet sich grundlegend von Japan, wo es seit dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki eine tiefsitzende Abneigung gegenüber Nuklearwaffen gibt.“ Tatsächlich? Könnte man vielleicht auch auf die Tatsache hinweisen, dass Japan ein demokratisches Land und enger Verbündeter der USA ist, wohingegen der Iran von messianischen Mullahs regiert wird, die für die Verbreitung ihrer totalitären Revolution im Nahen Osten einen Krieg gegen die USA und ihre Verbündeten in der Region lostreten wollen? Die iranischen Führer haben öffentlich ihr Bekenntnis bekräftigt, insbesondere Israel auszulöschen; sollten japanische Führer seit 1945 je öffentlich eine feindliche Absicht einem anderen Staat gegenüber geäussert haben sollten, habe ich es wohl verpasst.

Kurzum, es lassen sich schwerlich zwei Länder denken, die verschiedener sein könnten als der Iran und Japan. Unser Vertrauen in japanische Entscheidungsträger ist weit entfernt von dem in die undurchsichtigen Entscheidungsprozesse Teherans. Mit einem status quo nach japanischem Stil kann sich der Westen im Iran nicht zufrieden geben und dabei an der unrealistischen Hoffnung festhalten, das iranische Regime würde seine Nukleartechnologie nicht zur Waffenproduktion einsetzen. Daraus würde wahrscheinlich eine verlorene Wette – wie wir nach dem ersten iranischen Atomtest herausfinden würden. Dann aber wäre es zu spät.

Max Boot © The Commentary Magazine

Originalversion: West Cannot Settle for a Japanese-Style Status Quo in Iran by Max Boot © The Commentary Magazine, January 25, 2012.