Norwegen: Verständnis für Terror

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Jassir Arafat und Schimon Peres

Nach den entsetzlichen Morden in Oslo und Utøya gewann die facettenreiche anti-israelische Aufstachelung durch die norwegische Regierung und die kulturelle Elite an medialer Aufmerksamkeit. Der norwegische Botschafter in Israel Svein Sevje hat dies jedoch noch nicht bemerkt. Nach den Morden sagte er gegenüber Haaretz: „Die Geschichte Norwegens vis-à-vis Israel ist gekennzeichnet von grosser Unterstützung.“ (1)

Es gibt viele Beispiele für Norwegens Offenheit gegenüber  dem anti-israelischen Terror, die den Irrtum von Sevjes Aussage belegen. (2) Das Ganze lässt sich in drei Methoden kategorisieren:  Die erste Methode beinhaltet Doppelstandards und Nachtsichtigkeit gegenüber Terror, in dem Israel kritisiert, die mörderischen palästinensischen Angriffe auf israelische Zivilisten und das Vernichtungsprogramm der Hamas aber wenig oder gar nicht erwähnt werden. Mit der zweiten Methode werden Aussagen gemacht, die den Terrorismus indirekt begünstigen. Die dritte Methode ist die Unterstützung von Organisationen, die dasselbe tun.

Zur ersten Methode: Im Jahr 2002 äusserten mehrere Mitglieder des Nobelpreis-Komitees, welches 1994 den Friedensnobelpreis an Yitzhak Rabin, Schimon Peres und Jassir Arafat verliehen hatte – i.e. Bischoff Gunnar Stålsett, Sissel Rønbeck und der ehemalige norwegische Ministerpräsident Odvar Nordli – ihre Enttäuschung über Peres. Die verstorbene Hanna Kvanmo, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Nazi-Kollaborateurin im Gefängnis sass und von der sozialistischen Linkspartei dennoch für das Nobelpreis-Komitee gewählt worden war, sagte, sie wünschte, es gebe einen Weg, Peres den Preis abzuerkennen.  Auch stehe Peres kurz davor für Kriegsverbrechen schuldig gesprochen zu werden. (3) Der damalige Bischof von Oslo Stålsett bezeichnete die Verwicklung des Nobelpreisträgers Peres in Menschenrechtsverletzungen als absurd. Er schwieg über Jassir Arafat, der weiterhin Morde an israelischen Zivilisten befahl, trotz Friedensnobelpreis. (4) 2004 schrieb die Jerusalem Post dass die Mitglieder des Nobelpreis-Komitees noch immer hinter ihrer Wahl von Arafat stünden. (5) Zu dieser Zeit hatte Israel eine Liste von Terroristen veröffentlicht, die von Arafat finanziert wurden. Seine Unterschrift befand sich neben den Beträgen, die jedem Mörder bezahlt wurden. (6)

Einen Tag vor den Anschlägen in Oslo und Utøya sprach Norwegens Aussenminister Jonas Gahr Stoere auf dem anti-israelischen Hetz-Camp der AUF, der Jugendorganisation seiner Arbeiterpartei. Er forderte die Demontage des israelischen Sicherheitszauns, obwohl er den Grund des Baus genau kannte, nämlich künftige Terroranschläge zu verhindern, von denen es vor dem Bau dutzende gegeben hatte. Einen  Tage bevor einige seiner Zuhörer selber Terroropfer werden würden, warb er indirekt für den Terror.

In der Vergangenheit verlangte auch die lutherische Kirche den Abbau des Sicherheitszaunes, obwohl sie die Terrorgefahr für Israel sogar anerkannte. (7) Die staatliche Kirche könnte auch als indirekter Förderer von palästinensischem Terrorismus gesehen werden. Das Hilfswerk Norwegian Church Aid (NCA) wird wesentlich vom norwegischen Aussenministerium gefördert. Man kann sich glatt fragen, ob es bloss Nachsichtigkeit gegenüber Terror oder indirektes Terror-Sponsoring ist. Nach der Machtübernahme in Gaza durch die Hamas in 2006, kritisierte NCA die norwegische Regierung für das „Streichen der wirtschaftlichen Unterstützung“ für die „Hamas-Regierung.“ (8)

Die NGO Norwegian People’s Aid (NPA) tat dasselbe. Sie ist eine der grössten und angesehensten norwegischen NGOs  und wird ebenfalls durch das Aussenministerium finanziert. Seine Webseite wirbt für die norwegische  „Stop the Wall“-Kampagne. (9)

Die linksextremen Ärzte Mads Gilbert und Erik Fosse kamen während der Operation Gegossenes Blei 2008-2009 nach Gaza, um angeblich den Palästinensern medizinische Unterstützung zu leisten. Nach den Anschlägen vom 11. September erklärte Gilbert, er unterstütze die Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten. (10) Er und Fosse wurden ausgiebig von der norwegischen und internationalen Presse  interviewt. Laut Norwegens grösster Zeitung Verdens Gang bezahlte das  norwegische Aussenministerium ihre Reise nach Gaza. (11) Gilbert und Fosse vergassen zu erwähnen, dass das Al-Shifa Spital in Gaza, wo sie arbeiteten, von der Hamas für militärische Zwecke genutzt worden war. (12) Später wurde bekannt, dass der Hamas-Ministerpräsident Ismail Haniyeh und andere Hamas-Führungskräfte während des Krieges eine komplette Station in dem Spital übernommen hatten. (13)

Gilbert und Fosse schrieben später einen Bestseller über ihren Aufenthalt in Gaza. Einmal mehr schwiegen sie über die militärische Präsenz der Hamas in dem Spital. Ihre Behauptung, Israel sei in den Gaza eingerückt, um Frauen und Kinder zu töten, ist eine zeitgenössische Variante der klassischen Ritualmordlegende. Auf der Rückseite ihres Buches mit seiner antisemitischen Botschaft stehen Kommentare von Stoere und dem ehemaligen konservativen Ministerpräsidenten Kare Willoch.

Auch die Vize-Umweltministerin Ingrid Fiskaa ergötzt sich an Terrorfanatasien gegen Israel. Ein Jahr vor ihrem Regierungsbeitritt sagte Fiskaa gegenüber einer Zeitung, sie träume manchmal davon, dass die Vereinten Nation Raketen auf Israel feuerten. (14)

Solchen Aussagen sollte man künftig Aufmerksamkeit schenken, um jene Norweger zu identifizieren, die nichts aus den schrecklichen Morden an so vielen ihrer Mitbürger durch „einen der ihrigen“ gelernt haben.

von Manfred Gerstenfeld

 

Dr. Manfred Gerstenfeld veröffentlichte 20 Bücher. Zwei davon handeln vom norwegischen Anti-Israelismus und Antisemitismus.

 

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(1) David Sheen, “Norway’s ambassador: Palestinian appeal to UN legitimate in lieu of treaty with Israel,” HaAretz, 28. Juli 2011

(2) Weitere Beispiele : “Norwegian Ngo Funding: Peace And Coexistence, Or Boycotts And Apartheid Rhetoric?” NGO Monitor 9. März 2010.

(3) “Nobelkomiteen angrer på fredspris til Peres,” Aftenposten, 5. April 2002 (norwegisch)

(4) “Nobel’s Regrets on Peres Award,” BBC News, 5. April 2002

(5) David Horovitz und Gil Hoffman, “Ten Years Later, Nobel Judges Stand by Arafat,” Jerusalem Post, 10. Dezember 2004

(6) Manfred Gerstenfeld, Interview mit Dore Gold, “Europe’s Consistent Anti-Israeli Bias at the United Nations,” Israel and Europe: An Expanding Abyss?.

(7) “Protest against the Wall of Separation,” Norwegische Kirche, 24. Februar 2004

(8)  Gerald Steinberg und Yael Beck: “Norsk pengestøtte til palestiner-arabere: For fred og sameksistens eller for boikott og apartheidretorikk?”in Manfred Gerstenfeld: Antisemittismen I Norge, (Bergen: Norge Idag, 2010), 195-206 (norwegisch)

(9) ebenda

(10) Kristian Sarastuen, “Forsvarer angrepet på USA,” Dagbladet, 30- September 2001 (norwegisch)

(11)  Ricki Hollander, “Norwegian Doctors in Gaza: Objective Observers or Partisan Propagandists?” CAMERA, 6. Januar 2009.

(12) “Dr. Mads Gilbert’s Media Campaign,” NGO Monitor, 6 January 2009.

(13) Yaakov Katz, “Haniyeh hid in hospital during Gaza op,” Jerusalem Post, 22. April 2009

(14) Olav Ǿstrem, “Hauken og duen,”Klassekampen, 19 April 2008 (norwegisch)