Arabische Apartheid

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In den vergangenen Monaten haben die ägyptischen Behörden endlich angefangen, Kindern ägyptischer Mütter und palästinensischer Väter die ägyptische Staatsbürgerschaft zu bewilligen. Nach Angaben palästinensischer Quellen wurden bisher mehr als 500 Kindern ein ägyptischer Pass ausgestellt; mit diesem können sie nun in Ägypten legal arbeiten und leben ohne Gefahr zu laufen, inhaftiert oder abgeschoben zu werden. Schätzungsweise leben 100.000 Palästinenser in Ägypten.

Ägypten ist nur einer von vielen arabischen Staaten, die Palästinenser stets einem Apartheidssystem und Diskriminierungsgesetzen ausgesetzt haben. Die arabischen Staaten – mit Ausnahme Jordaniens – haben den Palästinensern die Staatsbürgerschaft verweigert.  Sie haben stets behauptet, dass diese Massnahme die „palästinensische Identität“ der Palästinenser „schützen“ solle, so dass sie eines Tages in ihre ursprünglichen Häuser innerhalb Israels zurückkehren könnten.

Palästinenser dürfen in den meisten arabischen Ländern weder Haus noch Land kaufen; auch werden ihnen bestimmte Berufe im Privat- sowie im öffentlichen Sektor verwehrt. In Israel durften gleichzeitig arabische  Staatsbürger Häuser in überwiegend jüdischen Stadtteilen von Jerusalem, Tel Aviv, Haifa und Ober-Galiläa kaufen. Für einen Araber ist es einfacher, eine Wohnung in den Jerusalemer Stadtteilen French Hill, Pisgat Ze’ev und Armon Hanatziv zu kaufen, als in Kuwait, Doha, Beirut oder Bahrain.

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass die meisten, wenn nicht sogar alle arabischen Regierungen liebend gerne erleben würden, dass die in ihren Ländern lebenden Palästinenser gehen, und das lieber heute als morgen.

Lange Zeit hat Ägypten behauptet, die Palästinenser und ihre Sache zu verteidigen; es war das erste Land, welches die Flüchtlingslager losgeworden ist. Jahrelang wollten die Libanesen die 450.000 palästinensischen Flüchtlinge irgendwie loswerden, die in ihrem Land leben. Ähnlich werden auch Jordanier keine Träne vergiessen, wenn die Millionen Palästinenser, die in ihrem Königreich leben, eines Morgens aufwachen und gehen.

Nach der Gründung des Staats Israel 1948 flohen Tausende Palästinenser nach Ägypten. König Farouq war jedoch alles andere als glücklich über die Anwesenheit der Palästinenser in seinem Land und so wurden die drei Flüchtlingslager, die in Ägypten für die Palästinenser errichtet worden waren, abgebaut. Viele Palästinenser wurden in den Gazastreifen ausgewiesen, der zu jener Zeit noch unter ägyptischer Souveränität stand. Diejenigen jedoch, die in Ägypten blieben, mussten einen ägyptischen „Bürgen“ haben.

Der frühere ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser hat die Beschränkungen für Palästinenser weiter erleichtert und ihnen das Studium an öffentlichen Schulen und Universitäten gestattet. Allerdings hat die neue Politik nicht das Staatsangehörigkeitsrecht geändert, welches Kindern aus palästinensisch-ägyptischen Ehen die ägyptische Staatsbürgerschaft verwehrt.

Die neue ägyptische Regierung hat jetzt das Staatsangehörigkeitsgesetzt revidiert, sodass Kinder ägyptischer Mütter und palästinensischer Väter die ägyptische Staatsangehörigkeit erhalten können.

Diesem Schritt sollten anderen Massnahmen folgen, um palästinensische Flüchtlinge vollumfänglich in die ägyptische und andere arabische Gesellschaften zu integrieren. Es gibt keinen Grund, warum Palästinensern, die in der arabischen Welt arbeiten und leben, Grundrechte verweigert werden wie beispielsweise Hausbesitz oder der Besuch öffentlicher Schulen ihrer Kinder.

Originalversion: Arab Apartheid by Khaled Abu Toameh © Hudson-NY, December 23, 2011.