Studie: Aktivisten manipulieren Israel-Artikel auf Wikipedia systematisch

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Das Online-Lexikon Wikipedia ist umstritten. Bild: Wikimedia Foundation - Wikimedia Foundation, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10310401
Das Online-Lexikon Wikipedia ist umstritten. Bild: Wikimedia Foundation - Wikimedia Foundation, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10310401
Lesezeit: 3 Minuten

Ein Bericht der Anti-Defamation League (ADL) in Zusammenarbeit mit «Builders For Tomorrow» zeigt, wie eine Gruppe von mindestens 30 Wikipedia-Autoren über Jahre hinweg Artikel zum israelisch-palästinensischen Konflikt manipuliert hat, um antisemitische und antiisraelische Narrative zu verbreiten. Der am 18. März veröffentlichte Bericht «Editing for Hate: How Anti-Israel and Anti-Jewish Bias Undermines Wikipedia’s Neutrality» liefert Hinweise auf eine koordinierte antiisraelische und antisemitische Kampagne, die andauert.

Ziel der Kampagne: das Wissen über Israel zu verzerren, palästinensische Gewalt zu verharmlosen und antisemitische Inhalte zu verbreiten. Besonders auffällig ist die pro-Hamas-Schlagseite auf arabischsprachigen Seiten. Diese neusten Enthüllungen werfen Fragen zur Glaubwürdigkeit von Wikipedia auf, das monatlich rund 4,4 Milliarden Besuche verzeichnet und auch als Quelle für KI-Modelle wie ChatGPT dient.

Verzerrte Inhalte und verherrlichter Terror

Die ADL identifizierte mindestens 30 Editoren, die seit 2002 – verstärkt nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 – Artikel systematisch verzerrt haben. So wurden auf der Seite «Gaza War» im August 2024 Berichte über sexuelle Gewalt durch die Hamas entfernt. Ein Bericht über einen Palästinenser, der 2018 in Gaza einen Drachen mit Hakenkreuz steigen liess, wurde gelöscht. Auf der Hauptseite zu Hamas strichen die Editoren Hinweise auf die Terror-Einstufung durch Staaten wie die USA und bezeichneten die Organisation als «politische, soziale und militärische Bewegung». Bei einem Artikel über den Terroristen Samir Kuntar wurden Belege für seine Verurteilung wegen Mordes entfernt. Auch die Seite über den Zionismus wurde umgeschrieben. Die jüdische Nationalbewegung wird neu als «ethnokulturelle nationalistische Bewegung» mit «kolonialistischen Zielen» definiert. In der arabischsprachigen Wikipedia wird Hamas als «nationale Widerstandsbewegung» dargestellt, während die Terrortunnels als «enorme Leistung» gepriesen werden.

Systematische Manipulation nachgewiesen

Die ADL analysierte Bearbeitungen auf Wikipedia über mehr als zwanzig Jahre. Untersucht wurden vier Gruppen von je 30 Editoren. Die verdächtige Gruppe kam dabei auf über eine Million Bearbeitungen in zehn Jahren, doppelt so viele wie die Vergleichsgruppen. Seit dem Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 stieg die Aktivität noch einmal deutlich an. Auf den Diskussionsseiten zeigte sich eine enge Koordination. Tandem-Bearbeitungen, bei denen zwei Autoren innerhalb einer Stunde dieselbe Seite ändern, traten ungewöhnlich häufig auf und deuten auf Absprachen ausserhalb der Plattform hin. Bei internen Abstimmungen herrschte nahezu völlige Einigkeit. Man war sich einig über die Beibehaltung israelfeindlicher Inhalte oder beim Löschen von Artikeln, die Hamas-Verbrechen dokumentieren. Unter den meistgenutzten Quellen fanden sich tendenziöse Webseiten, während renommierte Medien wie die «New York Times» häufig entfernt wurden. Auf der arabischsprachigen Wikipedia zeigen sich dieselben Muster, allerdings mit noch deutlicheren Verzerrungen und offener Verherrlichung von Terrorismus.

Wikipedia reagiert defensiv

Die Wikimedia Foundation wies den Bericht als fehlerhaft zurück, kündigte aber eine Überprüfung an. Der Streit zwischen Wikipedia und der ADL besteht seit 2024, als Wikipedia die ADL zur «unzuverlässigen Quelle» erklärte. Im Januar 2025 sperrte das interne Schiedsgericht mehrere Editoren, nachdem diese andere Autoren bedroht und beleidigt hatten. Die ADL fordert nun mehrere Reformen: die Einbindung von Experten für den Nahostkonflikt, ein entschiedeneres Vorgehen gegen Einschüchterungen und eine deutliche Verschärfung der Quellenstandards. Ausserdem fordert sie, dass Suchmaschinen Wikipedia-Inhalte herabstufen, bis diese Probleme behoben sind, um eine weitere Verbreitung von Verzerrungen in Suchergebnissen und KI-Modellen zu verhindern. Allerdings scheint fraglich, ob diese Reformen die grundlegenden Konstruktionsfehler von Wikipedia wirklich beheben können. Die Wikipedia-Einträge zu politisch umkämpften Themen sind ein Tummelfeld für Politaktivismus und Manipulation. Die Online-Enzyklopädie hat in den letzten Jahren viel an Glaubwürdigkeit eingebüsst.

4 Kommentare

  1. Schön dass das veröffentlicht wird.
    wikipedia/-media ist ein völlig undemokratisches System, obwohl es von sich das Gegenteil behauptet. wikipedia/-media Deutschland zensiert und sperrt Autoren, wenn sie zum Beispiel über deutsche linke Skandale berichten.

    Dazu muss man die politische Unterwanderung durch rotgrüne Parteigenossen von wikipedia/-media kennen:

    Christian Humborg ist Geschäftsführer von wikimedia Deutschland war Stipendiat der SPD-Friedrich-Ebert-Stiftung, Geschäftsführer von CORRECTIV, Geschäftsführer von Transparency International Deutschland.

    Lilli Iliev, wikipedia/-media Projektmanagerin, war Assistentin der Sprecherin für kulturelle Angelegenheiten der Berliner Grünen

    Lara Mieg, wikipedia/-media Projektmanagerin, war Assistentin der Sprecherin für kulturelle Angelegenheiten der Berliner Grünen und bei der „Bundeszentrale für Politische Bildung“, machte ihr Praktikum Antidiskriminierungsstelle des Bundes und Arbeitsministerium Baden-Württemberg

    Friederike von Franque, war Stadtverordnete der Grünen) in Frankfurt a.M.. und Sie promovierte am „Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik Hamburg“. Sie war Vizevorstand im Internet Governance Forum Deutschland e.V.

    Heike Gleib, war vorher bei „Amnesty International“ (Kampagnenarbeit) u

    Björn Bowinkelmann war stellvertretender Leiter des Referats Social Media in der Senatskanzlei Berlin.

    Caroline Boos, war Bildungsreferentin „Deutschland sicher im Netz e.V. (DsiN) gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin unter der Schirmherrschaft des Bundesinnenministeriums.

  2. Vielen Dank für diesen entlarvenden Bericht!
    Nichts Neues unter der Sonne. Wenn es um Israel, um die Juden geht, darf gelogen werden. Ein Trost bleibt: Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht. Möge das schon bald geschehen.

  3. Wikipedia ist in Sachen Nahostkonflikt über alles gesehen unbrauchbar, irreführend, voller Geschichtsklitterung. Artikel ändern zu wollen ist ein Marathonlauf, zu aufwendig.

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