Unabhängig davon, ob sich der neueste Waffenstillstand zwischen Israel und dem Palästinensischen Islamischen Dschihad als dauerhaft erweist oder nicht, ist klar, dass Israel in einer Zwickmühle gefangen ist, für die niemand eine Lösung zu haben scheint.
von Benjamin Kerstein
Dieses Dilemma hat sich in vielen Varianten gezeigt. Jahrzehntelang versuchte Israel, den Gazastreifen zu blockieren und den Terrorismus dort vor Ort zu bekämpfen. Dies schadete jedoch Israels internationalem Ansehen zutiefst, und das Land wurde schliesslich müde vom langsamen Aderlass an IDF-Opfern.
Im Jahr 2005 versuchte Israel, das Problem zu lösen, indem es sich einseitig aus dem Gazastreifen zurückzog, in der Hoffnung, dass ein vollständiger Rückzug und anschliessende demokratische Wahlen in der Palästinensischen Autonomiebehörde zu einer friedlicheren Situation führen würden.
Dies erwies sich als eine verhängnisvolle Fehlentscheidung. Die Terrororganisation Hamas ging aus den Wahlen von 2006 als Sieger hervor und übernahm kurz darauf in einem brutalen Putsch die absolute Macht über den Gazastreifen.
Seitdem ist der Gazastreifen alles andere als friedlich. Tatsächlich ist er heute nicht mehr als eine dschihadistische Raketenbasis, von der regelmässig Raketen auf israelische Zivilisten abgefeuert werden. Schlimmer noch, der Gazastreifen wird zunehmend von dem völkermörderischen iranischen Regime beherrscht.
Der Gazastreifen stellt für Israel zweifellos ein grosses strategisches Dilemma dar. Mehr oder weniger alle sind sich einig, dass die derzeitige Situation nicht andauern kann, aber jede mögliche Lösung des Problems führt zu einer weiteren Zwickmühle.
Israel könnte den Gazastreifen zurückerobern und die Militärherrschaft wiederherstellen. Dies würde jedoch bedeuten, dass Israel erneut die erforderlichen Mittel und Ressourcen aufwenden müsste, um alles von der Wasserversorgung bis zur Müllentsorgung zu verwalten und gleichzeitig militärische Kapazitäten und das Leben von Soldaten zu riskieren, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Es ist seit Jahren klar, dass weder die israelische Regierung – wie rechts sie auch sein mag – noch die Sicherheitsbehörden die geringste Absicht haben, diesen Weg einzuschlagen. Das Dilemma wurde hingenommen, und die Politiker und Generäle haben beschlossen, sich damit abzufinden, egal, was es die israelische Gesellschaft kostet.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass Israel versucht, mit der Hamas eine Art Waffenstillstand auszuhandeln und die Kampfhandlungen für einen hoffentlich unbestimmten Zeitraum einzustellen.
Abgesehen davon, dass es unwahrscheinlich ist, dass die völkermordende Terrororganisation Hamas einem solchen Abkommen zustimmen würde, hiesse das nichts anderes, als Israel einige Jahre Ruhe zu verschaffen, während die Hamas das tut, was die Hisbollah im Libanon getan hat: ihre militärischen Fähigkeiten ausbauen, bis sie einen weiteren, noch verheerenderen Krieg beginnt.
Angesichts des iranischen und nationalsozialistischen Einflusses und des Wunsches, die Vorreiterrolle für die „palästinensische Sache“ zu übernehmen, würden radikalere Gruppen im Gazastreifen wie der Islamische Dschihad mit ziemlicher Sicherheit auf einen ausgehandelten Waffenstillstand reagieren und die Hamas des Verrats und der Kollaboration beschuldigen. Sie würden auch weiterhin Israel angreifen, wobei die Hamas nicht bereit wäre, sie aus politischen Gründen zu stoppen, was bedeutet, dass Israel eine Terrororganisation legitimiert hätte, ohne dafür den Frieden zu erlangen, für den es dies tat.
In den dunkleren Kreisen der israelischen Rechten herrscht die meist unausgesprochene Überzeugung vor, dass Israel den Gazastreifen am Ende nicht nur wieder besetzen, sondern tatsächlich auflösen und die Bevölkerung wahrscheinlich vertreiben muss.
Abgesehen von den moralischen Implikationen, die ungeheuerlich sind, wären die strategischen, politischen, militärischen und wirtschaftlichen Auswirkungen katastrophal. Die USA würden ihre diplomatische und wahrscheinlich auch ihre militärische Unterstützung zurückziehen. Israel würde mit Sanktionen nach russischem Vorbild belegt werden, was seine Wirtschaft effektiv zerstören würde. Die Abraham-Abkommen würde mit Sicherheit hinfällig, und Ägypten und Jordanien würden ihre Friedensverträge aufkündigen. Es ist durchaus möglich, dass eine Koalition arabischer und muslimischer Länder militärisch reagieren würde. In diesem Fall bestünde Israels einzige Hoffnung auf ein Überleben darin, sein nicht anerkanntes Atomwaffenarsenal einzusetzen.
Diese Option ist mit anderen Worten keine Option.
Schliesslich gibt es noch die Politik, die jeder hasst: Das Gaza Dilemma weiterhin zu akzeptieren und zu versuchen, die Feindseligkeiten auf ein Minimum zu beschränken, während man gleichzeitig Verteidigungssysteme aufbaut und regelmässige Militäroperationen durchführt, um das „Gras“ des Terrorismus „abzumähen“.
Das ist zumindest der Teufel, den wir kennen, aber er belastet die Bevölkerung des Südens auf schreckliche Weise und verschafft dem iranisch-nazistischen Regime einen klaren Vorteil, indem er es ihm ermöglicht, seine Stellvertreter an den Grenzen Israels weiter zu unterstützen und die Gefahr eines Mehrfrontenkrieges aufzubauen.
Es ist möglich, dass Israel in der Lage sein wird, die Hamas und andere Terrororganisationen im Gazastreifen durch wirksame Abschreckung in Schach zu halten. Aber Abschreckung ist eine heikle und unsichere Angelegenheit, vor allem, wenn man es mit religiösen und ideologischen Wahnsinnigen zu tun hat, die sich nicht darum scheren, grosse Teile ihres eigenen Volkes zu opfern, um ihre Ziele zu erreichen, während sie gleichzeitig von den Medien und einflussreichen politischen Kräften der westlichen Linken unterstützt werden.
Diese Serie von Dilemmata ist deprimierend, aber das derzeitige israelische politische und sicherheitspolitische Umfeld hat seine Wahl getroffen und verfolgt die Politik der “ Rasenmäher“/Abschreckung, weil es glaubt, dass dies die am wenigsten schlechte aller schlechten Optionen ist.
Möglicherweise wird es neue Ideen geben, wenn die Verantwortlichen über den Tellerrand hinausschauen. Eine internationale Friedenstruppe nach dem Vorbild der im ehemaligen Jugoslawien eingesetzten Kräfte – im Gegensatz zu der unwirksamen Truppe im Libanon – könnte in der Lage sein, den Gazastreifen zu entmilitarisieren und gleichzeitig der Hamas zu erlauben, nominell an der Macht zu bleiben. Möglicherweise findet sich ein palästinensischer Anführer, der bereit ist, über einen echten Frieden zu verhandeln, auch wenn dies im Moment unmöglich erscheint. Eine konzertierte Kampagne zur Untergrabung und schliesslich Zerstörung des iranisch-nazistischen Regimes könnte sich als erfolgreich erweisen und seine Stellvertreter handlungsunfähig machen. Russland oder China um Hilfe zu bitten, könnte die Situation ändern.
All dies scheint unwahrscheinlich. Allerdings funktioniert momentan nichts. Neue Ideen sind gefragt. Wenn jemand sie hat, ist es an der Zeit, sich zu melden. Wir haben uns lange genug mit dem Dilemma abgefunden.
Benjamin Kerstein ist Schriftsteller und Redakteur und lebt in Tel Aviv. Übersetzung Audiatur-Online.
Ein völlig anderer Lösungsvorschlag ergibt sich mit der Tatsache, dass ZEIT als solche ganz was anderes ist als sämtliche materiellen Güter. Sie ist geistiger Natur. Was aber menschliche „Kultur“-Geschichte per Mix aus Religion, Wissenschaft, Politik und Atheismus draus machte, ist ein Brechmittel….
Die Fakten für die Akten liegen offen zutage, dass die ZEIT nicht nur reif ist für die Rückentwicklung der Schöpfung wieder zum ursprünglichen Paradies, sondern auch wie das geht.
Eine Konsequenz aus all dem ist Israels Politikern hoffentlich klar: Das sogenannte Westjordanland – das ebenso wie Ostjerusalem völkerrechtlich zu Israel gehört – auf keinen Fall für einen Palästinenserstaat hergeben. Es entstünde ein neuer „Gazastreifen“, dies zudem unmittelbar nahe Israels Ballungszentren. Nur gut, dass Arafat rep. dann Abbas Israels praktisch alle Forderungen erfüllenden Angebote von 2000 und 2008 abgelehnt hatten. Aus islamischer Sicht ist erst dann „Frieden“, wenn ein Gebiet – in diesem Fall das Israels – unter der Scharia steht.
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