Neuordnung von Koscher-Zertifikaten in Israel nimmt erste Hürde

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Plenarsitzung der israelischen Knesset in Jerusalem am 27. Oktober 2021. Foto Shalev Shalom/TPS
Plenarsitzung der israelischen Knesset in Jerusalem am 27. Oktober 2021. Foto Shalev Shalom/TPS
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Der israelische Religionsminister Matan Kahana will das Monopol des israelischen Oberrabbinats bei der Ausstellung von Koscher-Zertifikaten lockern. Ein entsprechender Gesetzentwurf ist am Mittwoch vom zuständigen Parlamentsausschuss angenommen worden und soll in den kommenden Tagen zur zweiten und dritten Lesung vor das Plenum gebracht werden, wie israelische Medien berichteten.

Der Entwurf sieht vor, dass künftig auch vom Oberrabbinat unabhängige Autoritäten Restaurants und anderen Essensbetrieben bescheinigen können, dass ihr Essen entsprechend dem jüdischen Religionsrecht zubereitet und damit koscher ist. Bisher lag diese Vollmacht nur in den Händen örtlicher Rabbinate unter der Autorität des Oberrabbinats.

Die vorgesehene Schaffung einer Reihe von privaten Zertifizierungsagenturen soll laut Berichten den Wettbewerb erhöhen und die Kosten für die Unternehmen senken, die eine Zertifizierung anstreben. Die privaten Agenturen sollen dabei verpflichtet sein, die vom Oberrabbinat festgelegten religiösen Standards einzuhalten. Ein zu schaffendes übergeordnetes Gremium des Oberrabbinats soll die Einhaltung überwachen.

“Wir haben eine kleine Revolution gemacht. Wir haben im Ausschuss eine Reform verabschiedet, die die Effizienz des Kaschrut-Systems in Israel erhöhen, die Kosten reduzieren, die Lebenshaltungskosten senken und den Geschäftsinhabern zugute kommen wird, die bisher hohe Preise für das Kaschrut-Zertifikat gezahlt haben”, erklärte die Ausschussvorsitzende Yulia Malinovsky.

Die vorgeschlagene Reform hatte zu wochenlangen intensiven Debatten des Knesset-Ausschusses für religiöse Dienste geführt. Insbesondere strengreligiös-jüdische Abgeordnete äusserten sich gegen die Pläne, gegen die es auch zu Demonstrationen gekommen war. Die Verbraucher werden kein Vertrauen mehr in die Zertifizierung haben, kritisierte etwa ein Vertreter der Partei Vereintes Torah-Judentum. Laut der ultraorthodoxen Schas-Partei falle mit der geplanten Reform ein “Eckpfeiler der Gründung eines jüdischen Staates”. Ziel sei es, “einen wilden Markt von fiktiven Kaschrut-Agenturen zu eröffnen, die Massen von Juden dazu bringen werden, verbotene Lebensmittel zu essen”.

Die Reform muss noch einige legislative Hürden überwinden, um in Kraft treten zu können.

KNA/akr/sky/Aud

1 Kommentar

  1. Grüße von: Theodor Herzl, Doctor der Rechte, Wien 1896.
    Werden wir also am Ende eine Theokratie haben? Nein! Der Glaube hält uns zusammen, die Wissenschaft macht uns frei. Wir werden daher theokratische Velleitäten unserer Geistlichen gar nicht aufkommen lassen. Wir werden sie in ihren Tempeln festzuhalten wissen, wie wir unser Berufsheer in den Kasernen festhalten werden. Heer und Clerus sollen so hoch geehrt werden, wie es ihre schönen Functionen erfordern und verdienen. In den Staat, der sie auszeichnet, haben sie nichts dreinzureden, denn sie würden äussere und innere Schwierigkeiten heraufbeschwören.

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