Die arabische Welt versus die Palästinenser

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Demonstration in Gaza-Stadt gegen den Friedensplan für den Nahen Osten. Gaza, 28. Januar 2020. Foto Majdi Fathi/TPS
Demonstration in Gaza-Stadt gegen den Friedensplan für den Nahen Osten. Gaza, 28. Januar 2020. Foto Majdi Fathi/TPS
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Die neue Linie im Sand des Nahen Ostens verläuft zwischen dem Iran und seinen Verbündeten und den gemässigten arabischen Staaten neben Israel und den USA. Mit der Ablehnung des US-Friedensplans entscheiden sich die Palästinenser für die falsche Seite dieser Linie und der Geschichte.

 von Eyal Zisser

Die arabische Welt hielt am Dienstag nach der Vorstellung des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump nicht den Atem an und reagierte im Allgemeinen mit Zurückhaltung und sogar ohrenbetäubendem Schweigen.

Auf der anderen Seite, und das ist die gute Nachricht, gab es aber auch keine Äusserungen der Empörung oder der völligen Ablehnung des Plans – weder über die Erklärung eines vereinigten Jerusalems als Hauptstadt Israels, noch über die Forderung, Israel als jüdischen Staat anzuerkennen und auch nicht über die erwartete Eingemeindung der Siedlungen in Judäa und Samaria.

Schliesslich hat die Mehrheit der arabischen Staaten weitaus wichtigere und dringendere Probleme als die Zukunft der Palästinenser zu bewältigen und wenn die Palästinenser die Verantwortung für ihre Zukunft nicht übernehmen wollen oder können, dann hat niemand in der arabischen Welt die Absicht, dies für sie zu tun.

Die Palästinenser ihrerseits haben sich erwartungsgemäss dafür entschieden, den Friedensvorschlag der USA empört abzulehnen. Offenbar möchten sie lieber in einer Phantasiewelt leben, in der ihnen jeder Wunsch erfüllt wird. Dass dies nicht geschehen wird, ist jetzt für alle auf dem Globus, ausser für die Palästinenser, offensichtlich geworden.

Die Annahme, dass die Aufrechterhaltung des Status quo den Palästinensern nützt oder zumindest ihre Situation nicht verschlechtert, wurde am Dienstag zerschlagen. Aber auf Grund der Schwäche der palästinensischen Gesellschaft und ihrer Führung, ziehen sie nicht die notwendigen Schlussfolgerungen und folgen nicht dem Appell von Trump.

Anstatt also die Realität anzuerkennen und einzusehen, dass ihnen niemals ein besserer Vorschlag unterbreitet werden wird, aber vor allem anstatt die Ärmel hochzukrempeln und zu versuchen, eine stärkere und wohlhabendere Gesellschaft und Wirtschaft aufzubauen – und hoffentlich den palästinensischen Wagen aus dem Schlamm zu ziehen, in dem er seit Jahrzehnten festsitzt -, wollen die Palästinenser lieber weiterhin jede Gelegenheit verpassen, die sich ihnen bietet.

Anders als in der Vergangenheit ist der Nahe Osten nicht mehr in Israelis auf der einen Seite und die Palästinenser mit Unterstützung der arabischen Staaten auf der anderen Seite geteilt. Die neue Linie im Sand verläuft zwischen dem Iran und seinen Verbündeten und den gemässigten arabischen Staaten mit Israel und den Vereinigten Staaten an ihrer Seite. Mit ihrer Entscheidung, den amerikanischen Plan abzulehnen, entscheiden sich die Palästinenser dafür, auf der falschen Seite der Linie und der Geschichte zu stehen. Die arabische Welt versteht dies; das erklärt die kalte Schulter, die sie den Palästinensern in dieser schicksalhaften Phase zeigt.

Professor Eyal Zisser ist Dozent in der Abteilung für Geschichte des Nahen Ostens an der Universität Tel Aviv. Dieser Artikel erschien erstmals in Israel Hayom. Übersetzung Audiatur-Online.