Israelische Schüler entwickeln Technologie, die Waldbrände entdeckt, bevor sie sich ausbreiten

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Foto Screenshot Youtube
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Israelische Schüler haben ein spezielles System entwickelt, um Waldbrände in einem frühen Stadium – bevor sie sich ausbreiten – zu entdecken und so Schäden zu verhindern und auch Leben zu retten.

 

von Anna Ahronheim

Die 17-jährigen Zwillinge Gilad und Neta Drori entwickelten ein System, das Luftaufnahmen, die per Satellit oder an Beobachterballons befestigten Kameras aufgenommen wurden, analysiert und mithilfe eines Algorithmus zur Bildverarbeitung vergleicht.

Der Algorithmus analysiert die Farbe des Bildes mithilfe von infraroten und ultravioletten Wellen (je nach Zeit der Aufnahme) und vergleicht die Bilder zu verschiedenen Tageszeiten, um festzustellen, ob sich Anzeichen für Feuer darin finden. Ist dies der Fall, wird eine Warnung, zusammen mit den Koordinaten des Feuers, an die zuständige Behörde versandt.

Wie Gilad berichtet, entstand die Idee für das Projekt Ende 2016, als in Israel Waldbrände wüteten. Rund 2000–3000 Hektar Land wurden damals verbrannt – und Feuerwehrleute aus Israel und der ganzen Welt hatten gegen 1773 Brände zu kämpfen; mindestens 39 davon erforderten den Einsatz von zehn und mehr Löschmannschaften.

Im Jahr 2010 kamen bei den schlimmsten Waldbränden in Israel 44 Menschen ums Leben.

Das drei Tage andauernde Feuer im Karmelgebirge zerstörte Tausende Morgen Wald und machte die Evakuierung von 17’000 Menschen aus ihren Häusern sowie aus verschiedenen Strafanstalten, Krankenhäusern und Militärgefängnissen notwendig.

„Ich dachte damals, wir müssten ein System zu entwickeln, dass Waldbrände bereits in einem frühen Stadium erkennt, denn wenn sie sich erst einmal ausbreiten, sind sie nur schwer zu stoppen“, so Gilad, der Maschinenbauingenieur werden möchte, zur Jerusalem Post.

„Die Behörden zu informieren, sobald ein Wildbrand einsetzt, ist entscheidend“, ergänzt Neta, die ein Faible für Physik hat. „Ein Feuer breitet sich mit wachsender Geschwindigkeit aus, denn indem sein Durchmesser zunimmt, frisst es mehr und mehr brennbares Material – weshalb es immer weiter wächst.“

Ihr Projekt wurde anlässlich der 12. Jahreskonferenz von „Junger Ingenieur“ vorgestellt – die Anfang Juni im Technion unter Federführung von ORT Israel Sci-Tech Schools Network [1.ORT Israels wissenschaftlich-technisches Programm wurde vor 17 Jahren ins Leben gerufen und operiert landesweit in insgesamt 32 Schulen. Zusätzlich zu den Pflichtfächern lernen Programmabsolventen Mathematik, Englisch, Physik, Maschinenbau sowie Biologie und Chemie für Fortgeschrittene.] – stattfand und von Lockheed Martin finanziell gefördert wurde.

Rund 250 Zwölftklässler aus 23 Schulen aus ganz Israel nahmen an der Konferenz teil und präsentierten ihre Projekte in einer Reihe von Fächern – darunter Biomedizin, Raumfahrt, Ökologie, Robotik u.a.m. Eine Jury aus Akademikern, Unternehmern, Militärangehörigen und Lehrern aus technologischen Bereichen beurteilten sie.

Laut Joshua Shani, CEO bei Lockheed Martin Israel, sind Investitionen in die Ausbildung der zukünftigen Generation israelischer Ingenieure für den Konzern von grosser Bedeutung.

„Als ORT Israel über mein Büro Lockheed Martin ansprach, ob der Konzern bereit sei, eine Veranstaltung am Technion finanziell zu unterstützen und vielleicht dort auch ein paar Worte zu sprechen, habe ich sofort zugesagt“, so Shani, dessen Vater nach dem Holocaust in einem internen DP-Lager von ORT seinen Beruf lernte, gegenüber der Jerusalem Post.

„Es war eine grossartige Veranstaltung und ich weiss schon jetzt, dass unsere bereitgestellten Mittel einigen Schülern geholfen haben“, sagt er und fügt hinzu, ORT habe keine Ahnung von seiner persönlichen Verbindung zu der Organisation gehabt.

Zwar hat sich Lockheed Martin schon länger in der Unterstützung der kommenden Generation von Ingenieuren in den USA stark engagiert, sagt Shani; doch seit vier Jahren arbeitet der Konzern auch zunehmend mit israelischen Schulen zusammen – vom Kindergärten bis hin zu den Universitäten. Lockhead investiert „nicht in Flugzeuge allein“, so Shani. „Im Hebräischen sagt man: An erster Stelle stehen die Armen in deiner Stadt.“

Der Rüstungskonzern hat „eine Menge Zeit und Geld“ in Cyber-Ausbildung für israelische Schülern und Studenten investiert – und finanzierte als weltweit erster ausserhalb der USA Massnahmen und Ausbildungsprogramme für Studenten.

„Wir sind die ersten, wir öffnen die Augen anderer Länder – und wir sind sehr stolz auf diese Massnahmen.“

Anna Ahronheim ist Armeereporterin für The Jerusalem Post. Sie wuchs in Montreal (Kanada) auf und erwarb einen BA in Kriminologie und Strafrecht mit Schwerpunkt Recht an der Universität Carleton in Ottawa. Sie zog nach Israel und erhielt ihren MA in Terrorismusbekämpfung und Landessicherheit am Interdisziplinären Zentrum Herzilya. Auf deutsch zuerst erschienen bei The Jeruslaem Post.