„Das Ergebnis ist unbefriedigend, doch akzeptieren wir dies“

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Jürg Bischoff schreibt am 6. September 2011 in der NZZ , dass das Rote Kreuz damit begonnen habe, Gefangene in syrischen Haftanstalten zu besuchen. Das sei das Ergebnis der Bemühungen von IKRK-Präsidenten Jakob Kellenberger während seines dreitägigen Aufenthalts in Syrien, bei dem er auch mit Bashir Al-Assad zusammentraf.

Bischoff beschreibt den Zugang zu den Konfliktzonen als einen Durchbruch für das IKRK, deren Aktionen in Syrien bisher auf den Rahmen des israelisch-arabischen Konflikts beschränkt gewesen seien.

Die Aktionen des IKRK genau in diesem im Rahmen sind es dann auch, die einige Fragen aufwerfen.

Das Rote Kreuz besucht zwar regelmässig palästinensische Gefangene, die sich sowohl in israelischer als auch in palästinensischer Haft befinden, liefert humanitäre Güter in den Gaza-Streifen und bemüht sich etwa auch um Familienzusammenführungen von Palästinensern.

Doch wie sieht aus mit dem IKRK Einsatz zugunsten der Befreiung des israelischen Soldaten Gilad Shalit aus der Geiselhaft der Hamas? Vor über 5 Jahren wurde er nach einem Hinterhalt auf israelischem Territorium durch die Hamas entführt worden war und wird seither an einem unbekannten Ort gefangen gehalten.

Laut eigener Aussage bemühte sich das Rote Kreuz regelmässig, Gilad Shalit zu besuchen oder zumindest einen Kontakt zwischen ihm und seiner Familie herzustellen. Diese Versuche waren aber allesamt zum Scheitern verurteilt, da sich die Hamas kategorisch weigerte, Besuche bei Shalit zuzulassen. Da das Rote Kreuz unpolitisch sei, könne es nur bedauern, wenn eine Seite Gefangenenbesuche ablehne, erklärte vor zwei Jahren der Stellvertretende Israel-Büroleiter Pierre Dorbes.

Er erklärte auch, das Rote Kreuz habe keine Bemühungen ausgelassen, um Gilad Shalit zu helfen. Shalits Eltern und zahlreiche Unterstützer weisen diese Aussage energisch zurück. Sie alle sind der Meinung, dass das Rote Kreuz viel mehr tun könnte.

Solche Überlegungen sind sicherlich berechtigt und stellen die ergriffenen Massnahmen in Frage, scheint doch im Falle von Shalit das Rote Kreuz offensichtlich auf ganzer Linie zu versagen. Dorbes erklärte zur Weigerung der Hamas, dem Roten Kreuz einen Besuch bei Shalit zu erlauben: „Das Ergebnis ist unbefriedigend, doch akzeptieren wir dies.“ Ob eine solche Haltung dem israelischen Soldaten in seiner Situation weiterhelfen kann, darf bezweifelt werden.

Im letzten Winter wurde dem Roten Kreuz in Zürich eine Petition zur Unterstützung Gilad Shalits überreicht, die ungefähr 180 Personen unterzeichnet hatten. Eine zu geringe Anzahl, um die Aufmerksamkeit des Roten Kreuzes zu erregen? Eine Reaktion blieb laut Initianten bis heute jedenfalls aus.

Michel Wyss

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