Offener Brief gegen Macklemore-Auftritt am Gurtenfestival: «Keine Hetze am Güsche!»

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Symbolbild. Foto IMAGO / Depositphotos
Symbolbild. Foto IMAGO / Depositphotos
Lesezeit: 6 Minuten

Am 16. Juli soll US-Rapper Macklemore auf dem Berner Gurtenfestival auftreten – doch sein Auftritt sorgt für Kritik. In einem offenen Brief wenden sich 40 Erstunterzeichnende aus Politik, Kultur und Zivilgesellschaft an den Migros-Genossenschaftsbund und die Gurtenfestival AG mit der Forderung, das Engagement des Künstlers «zu überdenken».

Der Brief, verfasst von der Historikerin und Journalistin, Dr. Hannah Einhaus, warnt eindringlich vor Macklemores Song Hind’s Hall, den Millionen als Hymne auf den «palästinensischen Widerstand» feiern. Doch genau darin liege das Problem, so Einhaus: «Millionen Fans bejubeln den Rapper und diesen Song für einen ‘Widerstand’, der Judenhass verbreitet und sich letztlich gegen unsere Freiheit und Lebensfreude (wie auf dem Gurten) richtet.»


Offener Brief an:

Frau Andrea Krapf, Migros Kulturprozent, Mitglied Generaldirektion MGB
Frau Miriam Keusen, Gurtenfestival AG, Mitglied Management-Board

Keine Hetze von Macklemore am «Güsche»!
Bern, 15. April 2025

Sehr geehrte Frau Krapf Sehr geehrte Frau Keusen

In den letzten Tagen waren der US-amerikanische Rapper Macklemore und sein geplanter Auftritt am  Gurtenfestival  2025  wiederholt  Thema  in  den  Medien.  Wie  die  aktuelle  Debatte  zur  Berner Kulturpolitik zeigt, (NZZ 10.4.2025) sorgen propalästinensische Gruppen und Exponenten auf dem Platz Bern bereits seit längerem für eine Verunsicherung bei Menschen, die sich nicht dem zwanghaften Standpunkt des «Widerstands» unterordnen wollen. Einen offenen Brief an die Berner Stadtregierung  im  Zusammenhang  mit Anlässen  von  Sophie  Hunger  (10.–12.4.)  haben  soeben rund 500 Menschen unterzeichnet (Link). Rund ein Fünftel von ihnen hat lediglich anonym signiert, da sie sonst Nachteile in ihrer persönlichen Integrität befürchten müssten.

Nun soll Macklemore am «Güsche» also «Widerstands»-Texte rappen, die höchst problematische Narrative über Israel und Jüdinnen und Juden enthalten. Aus den Medien ist zu entnehmen, dass Sie all dies als IHRA-konform einstufen und Kritik an israelischer Politik ja erlaubt sei.

Letzteres ist korrekt: Kritik an israelischer Politik ist absolut legitim, dafür gehen in Israel regelmässig Hunderttausende gegen ihre Regierung auf die Strasse. Nur:

Was Macklemore u.a. in seiner Palästina-Hymne «Hind’s Hall» vom Frühling 2024 textet, (hier der Songtext) hat nichts mit Kritik zu tun, sondern mit Dämonisierung der Juden und Delegitimierung Israels. Beides ist gemäss IHRA-Definition klar antisemitisch.

Einige Punkte:

• Macklemore leugnet Israels Existenzrecht, u.a. mit dem Wording als «Colonizer». Das ist gemäss IHRA antisemitisch.

• Macklemore ruft zu BDS auf (2. Zeile) – dies wird ebenfalls antisemitisch eingestuft.

Der Song ist rassistisch: Macklemore diskreditiert «Weisse» und ignoriert vollständig die 2000- jährige Diskriminierung von Juden in der «weissen» (christlichen) Diaspora, ein grosses Defizit der postkolonialen Theorien (s. Fachartikel). Zudem ist Israel ein Vielvölkerstaat mit einem Anteil von über 20 Prozent nichtjüdischer Menschen. Von den jüdischen Menschen stammt mehr als die Hälfte von Vorfahren, die aus arabischen und afrikanischen Ländern nach Israel geflüchtet oder emigriert sind. «Israel = Weiss» funktioniert nicht.

• Macklemore benutzt dämonisierende Bilder von mächtigen (jüdischen) Firmen und Organisationen, die angeblich in den USA den Kurs angeben, was die Politik finanzieren soll – ein Griff in die klassischen Verschwörungstheorien, ebenfalls klar antisemitisch aufgeladen.

Den Terror der Hamas und anderer Jihadisten beschönigt Macklemore als «Widerstand» gegen angebliche «Apartheid».

Kein Wort vom genozidalen Massaker an jüdischen, muslimischen, christlichen und buddhistischen Menschen am 7. Oktober 2023. Kein Wort von den 251 Geiseln, die Hamas und weitere Jihadisten nach Gaza verschleppt haben; noch heute sind 58 in Gefangenschaft, davon nur noch 24 lebend.

Zum «Widerstand», den Macklemore verherrlicht, gehört der Überfall der Hamas am 7. Oktober auf das Openair-Musikfestival Supernova, wo mehrere tausend Menschen zwischen 20 und 40 Jahren zu einem ausgelassenen Rave zusammen gekommen waren, eine Feier von «Freunden, Liebe und unendlicher Freiheit». Islamistische Terroristen ermordeten 364 Menschen beim Tanzen und Feiern, vergewaltigten Frauen und verschleppten 40 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen (Dok-Trailer). Mit anderen Worten: Macklemore verherrlicht Mord und Vergewaltigung an ausgelassenen, friedlichen jungen Menschen, die an einem Festival wie dem Gurten tanzten.

In Bern, schweizweit, leben Menschen, die am 7. Oktober in Israel waren und den Angriff der Hamas überlebt haben. Oder Menschen, die am 7. Oktober durch diesen Angriff Angehörige und Freunde  verloren  haben  oder  aus  Sorge  um  die  Entführten  nicht  mehr  schlafen  können.  Ihnen gegenüber sind Macklemores Texte über den «Widerstand» reiner Hohn. Die Songs wirken polarisierend und verletzen die Empfindungen vieler Betroffener (z.B. mit «Hind’s Hall» und «Hind’s Hall 2»); dazu kommen unzulässige Holocaust-Vergleiche (in «F*cked»).

Wir appellieren an den Migros Genossenschafts-Bund und die Gurtenfestival AG, sich der Verantwortung bewusst zu sein, wie sich künstlerische Inhalte auf das gesellschaftliche Miteinander auswirken.

Seit dem 7. Oktober 2023 ist auch in Bern der Antisemitismus gegen jüdische (oder «jüdisch gelesene») Menschen rasant angestiegen. In den Schulen werden jüdische Kinder gemobbt, und Kulturveranstaltungen mit jüdischen Künstlerinnen und Künstlern oder zu jüdischen / israelischen Themen  erfordern  erhöhte  Sicherheitsmassnahmen.  Wer  Mitgefühl  mit  den  israelischen  Opfern dieses Krieges und den Geiseln zeigt, wird von jenen, die wie Macklemore denken, als «Zionisten» ausgeschlossen oder sogar angespuckt. Einige Beispiele: Die friedliche BernPride wurde letzten August von der kleinen aber aggressiven Gruppe «Queers for Palestine» teilweise gekapert. Letzten September benötigte das Theater an der Effingerstrasse für einen Anlass über die Opfer des 7. Oktober hohe Sicherheitsvorkehrungen. Die aktuellen Konzerte von Sophie Hunger hatten wegen ihrer Äusserungen zu Israel zu Drohungen und Boykottaufrufen geführt. Als Anfang April aus Solidarität ein grosses Bild für Sophie Hunger auf der Schützenmatte installiert wurde, war es kurz darauf zerstört und mit einem roten Hamas-Dreieck markiert – eine Drohung an den Künstler.

Im oben erwähnten offenen Brief an die Stadt sagen 500 Menschen klar: So darf es mit dieser Hetze und Spaltung in der Gesellschaft und im Kulturleben  nicht weitergehen. Wir teilen diese Haltung und sind der Ansicht, dass dasselbe auch an Festivals gelten sollte.

Wenn der Migros Genossenschafts-Bund und die Gurtenfestival AG ein friedliches «Güsche» 2025 für ALLE am Herzen liegt, bitten wir Sie, das Engagement mit Macklemore zu überdenken (z.B. ihn auszuladen oder seinen Auftritt an Bedingungen zu knüpfen).

Mit freundlichen Grüssen

Besorgte Bernerinnen und Berner und «Güsche»-Fans aus der ganzen Schweiz

Erstunterzeichnende (in alphabetischer Reihenfolge)

Debora Alder-Gasser, Bern, Stadträtin (EVP)

Allianz gegen Antisemitismus, Bern, ganzer Vorstand

Miriam Arni, Lehrperson

Snezana Blickenstorfer, Zürich, Gemeinderätin (GLP)

Brigitte Bos-Portmann, Laufen, Vizepräsidentin Gesellschaft Schweiz-Israel (GSI), Zentralvorstand

Liya Bruman, Vorstand jGLP Schweiz

Ilaz Buzhala, Vizepräsident GSI, Sektion Bern

Avital Cohen, Flötistin, Sound Artist Performer

Dan Deutsch, Vorstand NAIN (Neveragainisnow) Switzerland

Dr. Hannah Einhaus, Präsidentin Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft (CJA) Bern

Yotam Martin Gallmann, Bern

Alfred Heer, Nationalrat Zürich

Leah Helzer, Bern

Lukas Hohl, Vorstand CJA Biel

Jonathan Hyams, Bern

Ronit Hyams, Bern

Prof. Dr. Daniel Jositsch, Ständerat Zürich

Jessie Katz, Mitbegründer NAIN Switzerland

Prof. Dr. Lukas Kundert, Präsident Swiss Church Israel, Präsident CJA beider Basel

Ari Yasmin Lee, Theologin

Eri Lejeune, Vorstand NAIN Switzerland

Henriette Levy, Lenzburg

Hélène Loeb-Meyer, Präsidentin Israelitischer Frauenverein Basel

Iris Pantaleoni, Vorstand GSI, Sektion Basel-Stadt

Thomas Patzko, Vorstand NAIN Switzerland

Simone Richner, Bern, Stadträtin (FDP)

Michel Ronen, Aarau

Miklòs Klaus Rosza, Zürich, Fotograf

Dr. Marc Schinzel, Binningen, Vorstand CJA Basel, Landrat und Gemeinderat

Isabelle Schmidt-Duvoisin, Vorstand GSI, Sektion Bern

Charlotte Schnegg, Biel

Sama Schwarz, Regisseur, Gründer Maison Du Futur

Maximilian Spitz, Historiker, jGLP Kanton Bern

Dr. Bettina Spoerri, Zürich, Autorin

David Spuler, Winterthur, Vorstand GSI, Sektion Zürich

Dr. Rolf Stürm, alt-Grossrat (FDP, BS), BernPride-Formation Keschet

Prof. Dr. Christina Tuor-Kurth, Titularprofessorin Universität Basel

Leo Tuor, Schriftsteller

Urs Urech, Präsident CJA Schweiz Christian Wymann, Zollikofen

Der offene Brief kann hier von weiteren Personen unterzeichnet werden.

6 Kommentare

  1. Vielen Dank, Herr Peter P. Odermatt. Trefflicher hätten Sie meine Aussage nicht bestätigen können.

  2. Bravo Herr Peter P. Odermatt, wenigstens sind sie ehrlich und bekennen sich freimütig als Israel und Judenhasser, doch damit offenbaren Sie sich als widerlicher politischer, sowie geschichtlicher Analphabet!

  3. Die kriegsverbrecherische Nation Israel hat sich den Hass selbst eingebrockt. Sie soll endllich mit dem Krieg aufhören!

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