Ein Rapper, der Israel als «Apartheidstaat» beschimpft, das Hamas-Massaker relativiert und in Songs antisemitische Narrative verwendet, darf beim Gurtenfestival 2025 als gefeierter Headliner auftreten – gesponsert von der Migros. Gleichzeitig wird eine christliche Sängerin von einem anderen Migros-Festival ausgeladen, weil Linksextremisten sie wegen ihrer konservativen Haltung zum Lebensschutz bedrohen. Zwei Festivals, eine Sponsorin – und eine üble Doppelmoral.
Am 16. Juli 2025 wird der US-Rapper Macklemore als Headliner auf der Hauptbühne beim Gurtenfestival in Bern auftreten. Für viele ein gewöhnlicher Festivalact – doch wer sich mit Macklemores politischer Rhetorik und seinem Aktivismus seit dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 und davor beschäftigt hat, erkennt sofort: Dieser Auftritt ist keine Lappalie.
Dass ausgerechnet die Migros das Gurtenfestival als Hauptsponsor mitträgt, ist in diesem Fall mehr als nur eine Randnotiz. Es ist ein Testfall: Wie hält es das grösste Schweizer Detailhandelsunternehmen mit den vielbeschworenen «ethischen Standards», wenn die Hetze aus der Mitte einer «woken» Popkultur kommt?
Macklemore: Kein «Experte für diesen Konflikt»
Macklemore, mit bürgerlichem Namen Ben Haggerty, wird seit Jahren nachgesagt, in seinen Auftritten und Texten antisemitische Stereotype, israelfeindliche Narrative und verschwörungsideologische Codes zu verbreiten.
Bereits 2014 sorgte er für einen Skandal, als er sich mit Zylinder, Bart und Hakennase verkleidete – eine Darstellung, die schon die Nazis in ihren antisemitischen Karikaturen verwendeten. Seine spätere Entschuldigung («alles nur Zufall») war wenig überzeugend. Der bekannte Schauspieler Seth Rogen bezeichnete das Outfit als das, was es war: ein «antisemitisches Judenkostüm». In den Folgejahren radikalisierte sich Macklemores politische Botschaft zunehmend.
Yes, that's @macklemore. He & @RyanLewis played a surprise performance @EMPmuseum tonight: http://t.co/Pb10sh2HtL pic.twitter.com/ARjJ1xjoZS
— Seattle Refined (@SeattleRefined) May 17, 2014
Nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 relativierte er in seinen Social-Media-Posts die Gewalt, sprach von einem «Genozid» Israels an den Palästinensern und kritisierte die Unterstützung der USA für Israel scharf – während die Massaker der Hamas zur Randnotiz wurden. Er merkte an, dass er kein «Experte für diesen Konflikt» sei, er stehe für «Free Palestine» und ein Ende des «drohenden Völkermords an dessen Volk».
In den Songs «Hind’s Hall» und «Hind’s Hall 2» greift Macklemore explizit israelbezogene Feindbilder auf, unterstellt eine jüdische Steuerung der US-Politik («We know who you serve at the White House»), verhöhnt jede Form von Dialog («There’ll never be freedom by pleading with Zionists») und bejubelt den «Widerstand» – ein Codewort, das von der Hamas, anderen palästinensischen Gruppierungen und von Linksextremisten immer wieder zur Legitimierung des Terrors gegen Zionisten (aka Juden) und Israel verwendet wird. Der Videoclip zu Hind’s Hall kombiniert Nachrichtenbilder aus Gaza mit Aufnahmen von Studentenprotesten, die Parolen wie «Globalisiert die Intifada» oder «Brennt Tel Aviv nieder» skandieren und mit einer Wiederholung des Massakers vom 7. Oktober drohen.
Der neueste Song des Rappers Macklemore «F-ed up», verbindet den Gaza-Krieg mit den wirtschaftlichen Problemen der USA und vergleicht palästinensische Kriegs-Opfer mit den Opfern des organisierten Holocaust der Nationalsozialisten. Der Song wurde in den sozialen Medien über 14 Millionen Mal angeklickt. Das Simon Wiesenthal Zentrum schrieb Macklemore auf X: «Sie haben ein zutiefst antisemitisches Video gepostet, das Juden als Unterdrücker darstellt und Israel fälschlicherweise mit Nazi-Deutschland gleichsetzt».
@Macklemore, manipulate much?
— Simon Wiesenthal Center (@simonwiesenthal) February 14, 2025
You posted a deeply antisemitic video that portrays Jews as oppressors and falsely equates Israel with Nazi Germany. In one segment you juxtapose a famous photo of a Jewish boy during the Holocaust with a contemporary photo of a Palestinian boy.… pic.twitter.com/9402emG3oc
Bemerkenswert: Kein einziges Mal erwähnt Macklemore in seinen Songs die grausamen Morde der Hamas am 7. Oktober oder die ständige Raketenbedrohung israelischer Zivilisten. Stattdessen ignoriert er die Terrorrolle der Hamas und schiebt alle Schuld an der Gewalt einseitig Israel zu.
Gurtenfestival und Migros: Ausweichen statt Verantwortung
Auf die Frage von Audiatur-Online, wie man es mit einem Künstler wie Macklemore als Gesicht des Festivals halte, reagierte Migros-Sprecher Tobias Ochsenbein erstmal mit einer floskelhaften Stellungnahme:
«Die Migros unterstützt verschiedene Festivals in der ganzen Schweiz. Dabei umfasst ihre Rolle als Partnerin nicht die Künstlerinnen- und Künstlerauswahl. Bei Fragen zur Programmgestaltung wenden Sie sich bitte direkt an die Festivalveranstalter, die dafür verantwortlich sind”.
Auf Nachfrage hiess es dann etwas ausführlicher, aber nicht weniger ausweichend:
«Die Migros engagiert sich, um vielfältige und inklusive Plattformen für Kunst und Musik zu fördern. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, die mit unseren Sponsoring-Entscheidungen einhergehen und bemühen uns stets, im Einklang mit unseren ethischen Standards und Unternehmenswerten zu handeln. Und wie bereits erwähnt: Unsere Rolle konzentriert sich dabei auf die Unterstützung des Festivals als Ganzes, nicht auf die Auswahl einzelner Künstlerinnen und Künstler».
Die Migros spricht zwar von «ethischen Standards» – ohne aber zu sagen, ob die wiederholte Dämonisierung Israels und die Verharmlosung des Hamas-Terrors aus ihrer Sicht einen Bruch eben jener Standards darstellen. Es entsteht der Eindruck, als wolle man jegliche Verantwortung abgeben – nach dem Prinzip: Wir zahlen nur, wir laden nicht ein. Diese Haltung mag formal korrekt sein, aber sie ist inhaltlich unhaltbar. Denn Sponsoring ist nie neutral. Wer mit seinem Namen für ein Festival steht, trägt mit Verantwortung.

Auf eine Anfrage von Audiatur-Online antwortete Nadine Brönnimann vom Gurtenfestival in einer Stellungnahme etwas ausführlicher:
«Wir stützen uns auf die International Holocaust Remembrance Alliance, […] die klar festhält, dass Kritik an Israels Politik nicht mit Antisemitismus gleichzusetzen ist. Daran orientieren wir uns in unserer Einschätzung.»
«Wir respektieren bei allen unseren Artists die künstlerische Freiheit im Rahmen der in der Verfassung verbrieften Meinungsäusserungsfreiheit und Kunstfreiheit.»
«Macklemore bewegt sich innerhalb dieser Grenzen und spricht sich explizit und regelmässig für Respekt und ein sicheres Leben aller Menschen aus, egal welcher Ethnie, Nationalität oder Religion.»
Das Gurtenfestival verweist also auf die Meinungsfreiheit, ignoriert aber, dass diese nicht davon entbindet, künstlerische Verantwortung zu übernehmen. Die IHRA-Definition – auf die sich das Festival beruft – stellt sehr wohl klar, dass die Dämonisierung Israels, die Relativierung jüdischer Opfer und das Infragestellen jüdischer Selbstbestimmung antisemitisch sind. Auch gilt die Relativierung des Holocaust sowie der Vergleich israelischer Politik mit der NS-Terrorherrschaft als Antisemitismus. Genau das aller aber zieht sich durch Macklemores Aussagen und Lieder wie ein roter Faden.
Irritierend ist der Versuch, den Vorwurf durch einen Verweis auf eine israelische Künstlerin im Line-up zu entschärfen:
«So ist beispielsweise 2025 auch die israelische Künstlerin Noga Erez auf dem Güsche, auf die wir uns alle sehr freuen.»
Doch die Einladung einer israelischen Künstlerin macht den Auftritt eines gegen Israel hetzenden Künstlers nicht ungeschehen. Im Gegenteil: Es suggeriert eine falsche Ausgewogenheit. Ein Festival, das Toleranz und Inklusion proklamiert, darf nicht gleichzeitig jemanden auftreten lassen, der Terror relativiert und mit antisemitischen Narrativen spielt – egal, ob daneben jemand aus Israel auftritt oder nicht.
Die Doppelmoral: Gläubige Christin wird ausgeladen – Macklemore darf auftreten
Besonders bizarr wird die Situation, wenn man einen zweiten, aktuellen Fall betrachtet – ebenfalls im Umfeld der Migros.
Im März 2025 wurde der Auftritt der blinden Sängerin Bernarda Brunovic beim von Migros mitveranstalteten Festival M4Music in Zürich kurzfristig abgesagt, nachdem linksextreme Gruppen zu Störaktionen mobilisiert hatten. Bernarda hatte 2022 beim «Marsch fürs Läbe» gesungen – das genügte offenbar als «Vergehen». Die Migros erklärte die Absage mit Sicherheitsbedenken aufgrund von Social-Media-Drohungen. «Nach gründlichen Erwägungen» habe man den Auftritt gestrichen, «da die Sicherheit des Publikums und aller Beteiligten oberste Priorität» habe, hiess es in einer Stellungnahme der Migros gegenüber der Weltwoche.
Anders gesagt: Eine gläubige Christin wird ausgeladen, weil radikale «Aktivisten» mit massiver Gewalt und Ausschreitungen drohen – ein Rapper, der Terror relativiert und antisemitischen Stereotypen verbreitet, wird aber nicht ausgeladen.
Warnung in Deutschland
Ähnliches spielt sich derzeit in Norddeutschland ab: Beim Deichbrand-Festival in Cuxhaven ist Macklemore ebenfalls als Headliner angekündigt – und auch hier wächst der Protest. Der Zentralrat der Juden in Deutschland warnt offen vor dem Besuch des Festivals. Für jüdische Gäste sei eine solche Veranstaltung mit einem derart umstrittenen Künstler «kein sicherer Ort mehr», sagte ein Sprecher gegenüber der NORDSEE-ZEITUNG. Macklemores fortgesetzte Dämonisierung Israels, seine Holocaust-Vergleiche und das Schweigen zum Hamas-Massaker zeigten laut dem Zentralrat deutlich: Der Rapper arbeite mit «eindeutig antisemitischen Motiven».
Dass ein solcher Künstler problemlos auf einer Schweizer Festivalbühne auftreten darf, flankiert von einer Sponsorenmarke wie Migros, ist ein Zeichen. Ein schlechtes. Eines, das jüdische Menschen und auch Christen in der Schweiz genau registrieren – und das in Erinnerung bleibt, wenn das nächste Mal von «ethischen Standards» die Rede ist.
Ein Festival, das das nicht sehen will, wird seiner gesellschaftlichen Rolle nicht gerecht. Und ein Sponsor, der dazu schweigt, macht sich mitschuldig.
Ich weiss jetzt nicht was in Sie gefahren ist Hr. Grüninger, aber Ihr Kommentar entbehrt jeglicher geschichtlicher und faktischer Grundlage. Ein Genozid der vor Jahrzehnten in Gaza begann kann ich beim besten Willen nicht erkennen noch historisch nachvollziehen. Überhaupt verwenden Sie einen Begriff im Zusammenhang mit Gaza der wohl kaum je gerechtfertigt sein wird, denn Israel hatte bis zum heutigen Tag nie die Absicht die Palästinenser in Gaza einem Genozid zuzuführen, das Gegenteil ist der Fall, man will die Hamas ausschalten die sich unter und hinter Zivilisten feige versteckt. Sie blenden bei Ihrer Darstellung völlig aus, dass sich Israel 2005 – und damit alle Juden in Gaza – einseitig und vollständig aus dem Gazastreifen zurückgezogen hat. Die Antwort darauf war ein jahrzehntelanger Raketenbeschuss aus eben diesem Küstenstreifen richtung Israel. Ich weiss, mein Kommentar hat wenig mit dem Artikel hier zu tun, aber solche historische Unwahrheiten kann man nicht unbeantwortet stehen lassen.
Zum Artikel und zur Rolle der Migros vielleicht noch dies: Aus der Geschichte nichts, aber auch gar nichts gelernt und ja, man sollte meiner Meinung nach den orangen Riesen, der etwas geschrumpft ist in den letzten Monaten, boykottieren wo es nur geht. Eine moralische Bankroterklärung und Schande für unsere Nation !!!
Solchen „Künstlern“ ist das Feld nicht kampflos zu überlassen. Man sollte diese Leute mit ihren eigenen Waffen schlagen, ein tolles Potenzial für eine satirische Auseinandersetzung mit diesem Müll. Ein „Künstler“, der gezielt nur gegen eine Personengruppe, Partei oder Land hetzt und auftritt, ist ohnehin ein Politiker und kein „Künstler“.
Kritik am Genozid in Gaza, welcher bereits vor Jahrzehnten begann ist absolut gerechtfertigt. Absolution durch Geschichte ist keine Antwort noch Rechtfertigung, auf die Gewaltorgie, welche die Hass besessenen Politiker Israels im Moment verantworten. Der Dokfilm „no other land“ ist als Horizonterweiterung ebenso zu empfehlen wie das einfache googlen des Begriffs Nakba.
In der Tat, mit zweierlei Mass gemessen!
Es ist jedoch nichts Neues.
Antisemiten haben immer Argumente gefunden oder sogar erfunden, um Juden zu kritisieren oder sogar zu dämonisieren, wo immer sie sich befinden.
Heute tun sie dies durch Israel (den jüdischen Staat par excellence).
Könnten wir den Vatikan kritisieren, ohne die Christen zu kritisieren?
es ist Unsinn.
Sie können die Juden und ihren Staat Israel nicht akzeptieren.
Hass gegen Juden kann auch durch ein M-Besser gesponsert werden. No problem. Ein Problem in der Berner Kulturszene ist es nur, wenn sich anonyme Konzertbesucher „Unwohl“ fühlen, weil Musiker Rastalocken tragen. Da muss ein Konzert sofort abgebrochen werden. Nur den Doppelstandards sind in einer wohlstandsverwahrlosten Gesellschaft keine Grenzen gesetzt.