Sieg für BDS – letzte palästinensische Arbeiter bei SodaStream verlieren ihre Jobs

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Foto Nati Shoat/Flash90
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Das liberale Getränkeunternehmen beschäftigte hunderte einheimische Mitarbeiter, bis anti-israelische Boykotts die Firma dazu zwangen, ihre Fabrik im Westjordanland zu schliessen. Nun wurden die letzten 75 palästinensischen Mitarbeiter entlassen. Viva Palästina!

Von David Horovitz, Times of Israel

Vor zwei Jahren berichtete die Times of Israel über die Fabrik von SodaStream im Industriegebiet Mishor Adumim im Westjordanland. Der israelische Getränkehersteller beschäftigte dort 1300 Mitarbeiter. Davon waren 350 israelische Juden, 450 israelische Araber und 500 Palästinenser aus dem Westjordanland. Geschäftsleitung und Mitarbeiter bestätigten uns damals, dass Bezahlung und Zusatzleistungen für Arbeiter in ähnlichen Jobs gleich waren – unabhängig von Nationalität und ethnischer Herkunft.

Der Artikel hatte die Überschrift „Bei SodaStream hoffen Palästinenser, dass ihre Seifenblase nicht platzt„.  Am Montag ist sie nun geplatzt.

SodaStream hat nun widerstrebend bekannt gegeben, seine letzten 75 palästinensischen Arbeiter zu entlassen, da das Unternehmen versäumt hatte, bei der israelischen Regierung Arbeitsgenehmigungen für die Mitarbeiter in der neuen Fabrik in der südisraelischen Beduinenstadt Rahat zu beschaffen. Der Getränkehersteller hatte letzten Oktober seine Fabrik in Mishor Adumim geschlossen, nachdem anti-israelische Boykottgruppen eine erbitterte Kampagne gegen SodaStream und deren Sprecherin, Scarlett Johansson, geführt hatten.

Hunderte Palästinenser, die von einem fairen israelischen Unternehmen gleichberechtigt behandelt wurden, sind nun arbeitslos.

Obwohl sich SodaStream vehement für seine letzten palästinensischen Arbeiter eingesetzt hatte und immer wieder betonte, dass diese keine Gefahr für Israelis darstellten, blieb die Regierung hart – keine allzu grosse Überraschung im derzeitigen Klima von Terror und Gewalt. Am Samstagabend attackierte ein junger Palästinenser in einem Einkaufszentrum in der Siedlung Ma’ale Adumim, 10 Fahrminuten von der früheren SodaStream-Fabrik entfernt, grundlos und brutal einen unbewaffneten israelischen Wachmann. Der Israeli, Tzvika Cohen, kämpft nun im Krankenhaus um sein Leben. Der Palästinenser, Saadi Ali Abu Ahmad, war in dem Einkaufszentrum beschäftigt – mit Arbeitsgenehmigung. Einigen Berichten zufolge kannte er Cohen und hatte sogar schon einmal Kaffee mit ihm getrunken.

BDS-Befürworter behaupten, im Interesse der Palästinenser zu handeln und sie vor allen Dingen in ihrem Streben nach Unabhängigkeit zu unterstützen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die nun arbeitslosen palästinensischen Ex-Mitarbeiter von SodaStream das genauso sehen.

BDS "Aktivisten" in Berlin. Foto Screenshot Youtube
BDS “Aktivisten” in Berlin. Foto Screenshot Youtube

Viele Israelis – wahrscheinlich sogar die meisten von ihnen – unterstützen eine gewisse Unabhängigkeit der Palästinenser und möchten nicht über sie herrschen. Ein Grossteil der Israelis hält es jedoch für eine vordringliche Notwendigkeit, dass Israel sich von den Palästinensern trennt, um Israel sowohl als jüdischen Staat (mit einem momentanen Verhältnis von Juden zu Nichtjuden von 3:1) als auch als Demokratie (mit gleichen Rechten für die nicht-jüdische Minderheit) aufrecht zu erhalten.

Jeder Angriff, wie der vom Samstag, bestärkt uns jedoch in der Überzeugung, dass eine weitere Generation von Palästinensern dazu erzogen wurde, Israel und die Israelis zu hassen und zu bekämpfen, anstatt ein friedliches Zusammenleben anzustreben. Angesichts dieser Feindseligkeit hat sogar der Oppositionsführer des Mitte-Links-Bündnisses, Jitzchak Herzog, Nachfolger von Yitzhak Rabin in der einst führenden Arbeiterpartei, vor Kurzem öffentlich geäussert, dass der Verzicht auf Sicherheitsmassnahmen im Westjordanland zur leichteren Schaffung eines vollständig unabhängigen palästinensischen Staates derzeit keine Option ist. Wenn Israel tatsächlich die Sicherheitskontrolle über die palästinensischen Gebiete aufgegeben hätte, so wie es die internationale Gemeinschaft immer wieder verlangt, würden wir uns jetzt wieder inmitten einer neuen Welle von palästinensischen Selbstmordattentaten befinden. Stattdessen gibt es nun „lediglich“ eine blutige Alltagsroutine von Messerattacken, Schiessereien, Axtangriffe und gerammten Autos.

Der Weg zur palästinensischen Unabhängigkeit und die Umkehr von den grauenvollen und sinnlosen Messerstechereien führt nicht über die mehr oder weniger gut gemeinten internationalen Bemühungen, Friedensverhandlungen in die Wege zu leiten. Und ganz sicher nicht über böswillige, schlecht verhüllte Versuche Israel zu schwächen, so wie es die Unterstützer von BDS tun. Der richtige Weg führt über die Bildung. Und zwar nicht nur in Schulen sondern auch in Getränkefabriken.

Der derzeit relativ verhaltene palästinensische Terror ist, was die Anzahl der Toten angeht, keine strategische Bedrohung für Israel. Er ist jedoch eine strategische Gefahr, da er uns zeigt, dass eine weitere Generation von Palästinensern einer Gehirnwäsche unterzogen wurde. Ihnen wurde – fälschlicherweise – beigebracht, dass Juden hassenswerte, unrechtmässige Usurpatoren sind, die Quelle ihres Unglücks und das Ziel Ihrer Wut und Aggression.

Israel könnte die Palästinenser, die sich für Toleranz und ein friedliches Zusammenleben engagieren, besser unterstützen. Es ist viel über wirtschaftliche Hilfe geredet worden. Es gibt jedoch kaum Gespräche über den Baustopp von Siedlungen in Gebieten, die Israel im Fall einer Trennung von den Palästinensern nicht behalten wollen würde. (Das Industriegebiet Mishor Adumim befindet sich in der Siedlung Ma’ale Adumim, die Israel dauerhaft behalten möchte.) Der gemeinsame israelisch-palästinensische Mechanismus, von den USA überwacht und dazu ausgelegt, die Aufhetzung zu Hass und Gewalt zu bekämpfen, wird leider nicht genutzt.

Der strategische Fokus sollte auf Bildung liegen, auf dem Abbau von Vorurteilen und der Förderung von Toleranz – in Schulen, Gebetsstätten, den Medien, zwischen politischen Führern und am Arbeitsplatz.

Die wahrscheinlich ermutigendste Meldung im israelisch-arabischen Konflikt, die ich in den letzten Wochen gelesen habe ist diese: ein ägyptisches Schulbuch für Neuntklässler behandelt zum ersten Mal den Israelisch-ägyptischen Friedensvertrag von Anwar as-Sadat und Menachem Begin. So fördert man Toleranz und Verständnis.

Diejenigen, die sich für einen palästinensischen Staat einsetzen, sollten auf eine Revolution des palästinensischen Bildungssystems drängen. Die Schlüsselperioden der komplexen israelischen Geschichte sollten behandelt werden, um aufzuzeigen, dass zwei Völker ein Recht auf dieses kleine Land haben. (Israels Bildungsminister muss seinerseits ebenfalls sicherstellen, dass unser Lehrplan bewusst vielfältig und offen für Neues ist.) Momentan steuert die palästinensische Bildung allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Immer mehr Palästinenser erkennen nicht an, dass auch das Judentum eine Geschichte in diesem Land hat. Besonders deutlich wurde das in letzter Zeit, als Palästinenser die Heiligkeit des Tempelberges für Juden nicht mehr anerkennen wollten. Bislang wurde dies nie angezweifelt.

In der SodaStream-Fabrik in Mishor Adumim wurden Tag für Tag Stereotype aufgebrochen, ohne dass es jemand überhaupt bemerkt hätte. Juden und Araber arbeiteten zusammen, wurden gleich behandelt und konnten ihre Familien auf ehrbare Weise ernähren. Wirklich, wie in einer Seifenblase. Die Fabrik hatte beiden Seiten eine bessere Zukunft versprochen. Wer weiss, welche anderen, gleichgesinnten Projekte dies inspiriert hätte?

Nun ist die Seifenblase geplatzt. Ab Montag sind alle palästinensischen Mitarbeiter des Getränkeherstellers arbeitslos. Es wird eine Herausforderung für sie werden, ihre Familien zu ernähren, ihre Kinder zu beschützen und davon abzuhalten, sich dem vorherrschenden Hass anzuschliessen.

Gut gemacht, BDS. Ein grosser Sieg für Palästina. Ein grosser Schritt vorwärts auf dem Weg … ja wohin eigentlich?

In englisch zuerst erschienen bei The Times of Israel. David Horovitz ist der Gründer und Herausgeber von The Times of Israel.