Ein SRF-Podcast zur Gaza-Berichterstattung: Fakten bleiben auf der Strecke

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Meret Oppenheim Hochhaus Gebäude mit dem Radiostudio SRF 2 Kultur und der SRF-Kulturredaktion in Basel, 2019. Foto SRF/Yohan Zerdoun
Meret Oppenheim Hochhaus Gebäude mit dem Radiostudio SRF 2 Kultur und der SRF-Kulturredaktion in Basel, 2019. Foto SRF/Yohan Zerdoun
Lesezeit: 4 Minuten

Am 7. Januar widmete der SRF-Podcast «Kontext» seine Sendung der Frage: «Gaza-Krieg – Berichterstattung in Schieflage?» Die zentrale Frage lautete, ob die Berichterstattung über den Gaza-Konflikt ausgewogen ist. Dabei wurde suggeriert, beide Parteien hätten Gelegenheit zur Stellungnahme.

von Hanspeter Büchi

Tatsächlich offenbarte die Sendung jedoch eine erhebliche Schieflage, da sie sich nicht mit dem Thema der Berichterstattung an sich auseinandersetzte, sondern vor allem israelkritische Positionen hervorhob – begleitet von einer unausgewogenen Gesprächsführung. Rätselhafterweise ging die Moderation – obwohl dies thematisch relevant gewesen wäre – nicht auf die von den Teilnehmern zuvor beanstandeten Artikel ein.

Eingeladen waren neben Shirine Dajani von «Palestine Solidarity Switzerland» und Shelley Berlowitz von der «Jüdischen Stimme für Demokratie und Gerechtigkeit Israel/Palästina» auch Walter Blum, Zentralsekretär der «Gesellschaft Schweiz-Israel», und Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes. Moderiert wurde die Sendung von Nicole Freudiger und Bernard Senn.

Dajani und Berlowitz wurde überproportional viel Zeit für Erklärungen und Kritik an Israel eingeräumt. Dabei erwiesen sich die Moderatoren fast wie ein Support-Team. So blieb der Gegenseite, vertreten durch Blum und Kreutner, kaum Zeit für einige wenige, oberflächliche Bemerkungen, wodurch sie zu Statisten mit Alibifunktion degradiert wurden. Nicole Freudiger hatte ihr Versprechen, später auf deren Punkte einzugehen, nicht gehalten.

Verzerrung durch Weglassen wichtiger Fakten

Bernard Senn erklärte den Begriff «Nakba» als die Vertreibung der Palästinenser nach der Staatsgründung Israels 1948. Dies ist jedoch falsch: Der Grossteil jener rund 650.000 Palästinenser, die im arabischen Angriffskrieg ihre Häuser verliessen, folgte Befehlen arabischer Stellen. Gleichzeitig wurden damals etwa 830.000 Juden aus arabischen Ländern vertrieben.

Zum Thema UNRWA erwähnte Senn lediglich die Beteiligung einiger UNRWA-Mitarbeiter am Massaker vom 7. Oktober 2023. Er liess jedoch das zentrale Problem der UNRWA-Schulen unerwähnt. Diese indoktrinieren Kinder seit 1949 gegen Israel und stellen damit ein erhebliches Hindernis für den Frieden dar.

Nicole Freudigers Aussage, die Palästinenser seien auf Hilfslieferungen der UNRWA angewiesen, ist insofern zu relativieren, als die UNRWA lediglich 13 % der benötigten Hilfsmittel bereitstellt.

Die Behauptung, in Talkshows würden häufiger jüdische und pro-israelische Stimmen gehört, entspricht nicht der Realität. Tatsächlich fehlen in den meisten Fällen kompetente pro-israelische Stimmen, die antiisraelischen Aktivisten (einschliesslich jüdischer) entgegentreten könnten.

Auf Walter Blums wenige kritische Bemerkungen gab es keine Antworten. Als Nicole Freudiger andeutete, auch Blum übte viel Druck auf die Medien aus, konnte er nicht darauf reagieren. Stattdessen wurde das Lob der Ombudsstelle für SRF hervorgehoben, das erneut deren fragwürdige Schutzfunktion betonte.

Das Problem einseitiger Berichterstattung gegen Israel

Ein zentrales Problem der Berichterstattung ist die selektive Präsentation von Fakten. Beispielsweise wurde zu Beginn eine Meldung von SRF zitiert, wonach die israelische Armee ein Krankenhaus im Gazastreifen beschossen habe. Eine Stellungnahme der israelischen Streitkräfte (IDF) oder eine Überprüfung der Quelle fehlten jedoch. Stattdessen stützte man sich einseitig auf palästinensische, häufig von der Hamas kontrollierte Angaben, deren Glaubwürdigkeit fragwürdig ist.

Ähnlich verhält es sich mit den in den Medien genannten Opferzahlen, die oft nicht überprüfbar sind. Viele dieser Zahlen sind manipuliert und dienen der psychologischen Kriegsführung der Hamas. Dennoch setzen sie sich in den Köpfen der Menschen fest, die nicht wissen, dass darunter über 17.000 getötete Hamas-Terroristen fallen. Gleichzeitig werden die erheblichen Opfer und das Leid auf israelischer Seite kaum erwähnt – darunter die unter unmenschlichen Verhältnissen eingekerkerten jüdischen Geiseln, die über 800 gefallenen IDF-Angehörigen und ihre Familien sowie die über 60.000 Vertriebenen im Norden Israels.

Das zentrale Thema, nämlich die einseitige Berichterstattung, wurde nahezu vollständig ausgeblendet. Stattdessen wurde über das Einreiseverbot für Journalisten in den Gazastreifen diskutiert. Die Behauptung, die Berichterstattung leide darunter, greift zu kurz: Sie war bereits vor dem 7. Oktober nicht besser. Entscheidend ist die Haltung der Journalisten, von denen viele bewusst einseitig berichten. Zugang zum Gazastreifen hin oder her – es werden immer wieder Interviewpartner gefunden, die die gewünschte Sichtweise vertreten. Manipulative Bilder und notfalls auch Fake-Aufnahmen aus «Pallywood» unterstreichen dieses Problem. Susanne Brunners Behauptung, Israel wolle mit dem Einreiseverbot objektive Berichterstattung verhindern, ist ebenso nicht nachvollziehbar. Shirine Dajanis Argument, die Beweislast liege bei Israel, verkennt die Tatsachen: Israel muss gegen Vorverurteilungen und hartnäckige Vorurteile kämpfen, die auf einseitiger Berichterstattung beruhen.

Das Problem des fehlenden Basiswissens

Die breite Öffentlichkeit verfügt über zu wenig Wissen über den 100-jährigen Nahostkonflikt. Diese Unkenntnis öffnet Desinformation Tür und Tor. Susanne Brunners Aussage, die Hamas sei keine existenzielle Bedrohung für Israel, blendet die von Vernichtungswillen, Terror und Raketenangriffen geprägte Realität aus.

Verfehlte Diskussion über Medienverantwortung

Der Podcast «Gaza-Krieg – Berichterstattung in Schieflage?» sollte die Berichterstattung kritisch reflektieren, verfehlte dieses Ziel jedoch völlig. Statt einer differenzierten Auseinandersetzung wurde manipulierend eine weitere israelkritische bis israelfeindliche Perspektive, gepaart mit Desinformation, präsentiert, was bestehende Vorurteile verstärkte.

Möchte SRF zum Thema Israel eine glaubwürdige und ausgewogene Berichterstattung gewährleisten, bedarf es der Einhaltung journalistischer Standards. Dies wäre jedoch kaum ohne Konsequenzen für Medienschaffende mit einer grundlegend antiisraelischen Haltung möglich.