Globale Medienverzerrung der Terroranschläge von Tel Aviv

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Blick-Schlagzeile am Abend des Terroranschlages. Foto Screenshot Blick
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Nachdem am Mittwoch vier Israelis bei einem terroristisch motivierten, palästinensischen Anschlag auf dem Markt von Sarona in Tel Aviv getötet wurden, gerieten viele internationale Medienkanäle dafür unter Beschuss, anfänglich irreführende Informationen über den Anschlag veröffentlicht und in einigen Fällen die Schiesserei nicht als Terrorismus bezeichnet zu haben.

von Alina Dain Sharon/JNS.org

Während viele solcher Schlagzeilen und Artikeltexte später geändert wurden, machten die Originalartikel weiter in den sozialen Medien und auf den Websites von Medienüberwachungsorganisationen die Runde.

CNN Schlagzeile. Foto Screenshot JNS.orgIn einer Sondermeldung auf Twitter über den Anschlag setzte das amerikanische Nachrichtennetzwerk CNN das Wort „Terroristen” in Anführungszeichen und erzürnte damit Twitter-Follower, die sich wunderten, warum der Nachrichtenkanal seine Beschreibung eines eindeutig terroristischen Vorfalls relativierte. Der Tweet von CNN besagte: „Israelischer Polizeisprecher twittert, dass zwei `Terroristen´ nach Anschlag in Tel Aviv festgenommen wurden.” Ein Follower reagierte darauf mit einer Aufforderung an das Nachrichtennetzwerk: „Entfernt die Anführungszeichen bei dem Wort Terroristen, denn genau das sind sie! Es ist keine Frage der Grammatik, Zivilisten wurden getötet.” Ein weiterer Twitter-Nutzer sagte: „Sagt euren Autoren, dass die, die auf einem offenen Markt das Feuer eröffnen, Terroristen sind.”

Eine Schlagzeile der Washington Post kommentierte: „4 Tote bei Schiesserei auf Markt in Tel Aviv, die von Beamten als Terroranschlag bezeichnet wurde.” Hier wurde die terroristische Natur des Vorfalls nur auf die Aussagen israelischer Beamter zurückgeführt, anstatt diese als Tatsache anzuerkennen. Yahoo News beschrieb die Schiesserei in seiner Schlagzeile nicht als einen Terroranschlag, sondern als einen „offensichtlich militanten Anschlag” und übernahm – entsprechend einer Analyse, die vom Committee for Accuracy in Middle East Reporting in America (CAMERA) erstellt wurde – die Sprache aus einem anderen Bericht der AFP.

Was einige Kommentatoren als im höchsten Masse als krass empfanden, stammte von Russlands staatlich gefördertem, englischsprachigem Nachrichtennetzwerk Russia Today, das anfänglich über den Anschlag mit der Schlagzeile „Zwei ‘ultra-orthodoxe jüdische’ bewaffnete Männer töteten 3 Menschen in Tel Aviv“, berichtete.

Die Schlagzeile bezog sich darauf, dass sich die Schützen laut der israelischen Polizei als orthodoxe Juden verkleidet hatten. Obwohl die Berichterstatter Anführungszeichen vor und hinter „ultra-orthodoxe Juden“ setzten, hätte man die Schlagzeile immer noch dahingehend interpretieren können, dass die Täter möglicherweise Juden hätten sein können.

RT Schlagzeile. Foto Screenshot JNS.orgRussia Today gewinnt den Preis für die ungenaueste Schlagzeile“, sagt Andrea Levin, Vorstandsmitglied bei CAMERA„Die mangelnde Bereitschaft der Medien, deutliche Schlagzeilen und in einigen Fällen unverblümte Informationen zu veröffentlichen, ist eine Erinnerung an die Kraft der Voreingenommenheit, selbst wenn die Vorkommnisse eindeutig und unmissverständlich sind“, sagte sie.

Russia Today änderte seine Schlagzeile später in „`Brutaler Terroranschlag´: Zwei als orthodoxe Juden verkleidete Palästinenser töten drei Menschen in Tel Aviv.“

Im Vereinigten Königreich benutzten sowohl das britische Nachrichtennetzwerk BBC als auch Sky News eine Sprache in ihrer Berichterstattung, die die eindeutigen Fakten ignorierte und implizierte, dass es eine Unsicherheit darüber gebe, ob dieser Anschlag – oder andere der anti-israelischen palästinensischen Terrorwelle, die Israel seit dem vergangenen September überrollt – durch Palästinenser initiiert wurde.

BBC berichtete anfänglich, nachdem bereits die israelische Polizei und Zeugen zitiert wurden, folgendes: „Es ist noch nicht klar, wer den Anschlag verübt hat. Doch es gab seit dem vergangenen Jahr einen Anstieg palästinensischer Anschläge gegen Israelis.” Auch BBC verwendete nicht das Wort Terrorismus, um den Anschlag zu beschreiben – ausser in Zitaten des israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu, der Polizei und von Zeugen – womit impliziert wurde, dass die Definition des Anschlags als Terrorismus subjektiv ist und weniger eine Tatsache.

Sky News berichtete anfangs in einem Artikel über den Anschlag, dass „seit Oktober 31 Israelis und zwei Amerikaner bei Anschlägen getötet wurden, die angeblich durch Palästinenser verübt wurden”. Man nutzte das Wort „angeblich”, um zu implizieren, dass laut HonestReporting bei allen diesen Anschlägen die palästinensische Identität der Terroristen noch zur Debatte stünde.

Auch das britische Nachrichtenblatt The Metro berichtete über den Anschlag, wobei es sich jedoch nicht auf die verletzten und getöteten Opfer konzentrierte, sondern darauf, wie Israel die palästinensischen Terroristen behandelt. „Verdächtiger Bewaffneter nach dem Tod von 4 Menschen festgenommen”, liest man in der Schlagzeile der Zeitung neben dem Bild eines blutenden Verdächtigen, der durch israelische Beamten zu Boden gerungen wurde, was den Eindruck erweckt, dass er Opfer statt Täter ist.

CAMERAs Vorstandsmitglied Levin sagte, The Independent „sollte eine besondere Auszeichnung für die brutalste Verschleierung der palästinensischen Beteiligung im Terrorismus erhalten. Deren Bericht über den Anschlag von Tel Aviv hat es geschafft, das Wort „palästinensisch“ oder „arabisch“ nicht einmal zu erwähnen, obwohl es von Anfang an bekannt war und ausführlich darüber berichtet wurde, dass es sich bei den Mördern um zwei Araber handelte.”

Für das Schweizer Fernsehen SRF war der Terroranschlag am 09. Juni ein Amoklauf. Foto Screehsot SRF.ch
Für das Schweizer Fernsehen SRF war der Terroranschlag am 09. Juni ein Amoklauf. Foto Screehsot SRF.ch

Eine Anzahl von Nachrichtenkanälen bediente sich an Schlagzeilen, die sich sehr stark auf die Tatsache konzentrierten, dass der Anschlag in der Nähe des israelischen Verteidigungsministeriums passierte. Das französische Netzwerk France 24 erwähnte die „Zentrale der Armee in Tel Aviv” in seiner Schlagzeile, um mit der Tatsache, dass die Zentrale der israelischen Verteidigung in der Nachbarschaft eines Anschlags auf unschuldige Zivilisten liegt, zu implizieren, dass die Handlungen der Terroristen dadurch irgendwie gerechtfertigt sind. Der in Grossbritannien ansässige The Telegraph schrieb in seiner Schlagzeile: „Vier Menschen bei Schiesserei in der Nähe des israelischen Verteidigungsministeriums in Israel getötet.”

Die Tatsache, dass die zwei palästinensischen Schützen, die den Anschlag verübten, verkleidet waren, verwirrte die Medien ebenfalls. Kurz nach der Schiesserei tauchte ein Foto von zwei verkleideten Männern in den Nachrichtenkanälen und sozialen Medien auf – daneben die Anschuldigungen, dass es sich um Terroristen handelte. Es wurde jedoch nahezu unverzüglich preisgegeben, dass die Männer auf dem Foto in Wirklichkeit Israelis waren und dass das Foto bereits vor einem Jahr am gleichen Ort aufgenommen wurde.

Einer der Männer auf dem Foto, der 21-jährige Tal Hadad aus der südisraelischen Stadt Ezer, sagte dazu, dass er „fassungslos“ war. „Ich weiss nicht, was ich tun soll“, so Hadad. „Dieses Bild wurde vor einem Jahr in Sarona aufgenommen. Ich habe keine Ahnung, wie die [Medien] davon Wind bekommen haben.“

Was könnte also die Nachlese aus der Berichterstattung und den Schlagzeilen über den Terroranschlag von Tel Aviv sein? Ein Twitter-Nutzer teilte CNN Folgendes mit, nachdem sie das Wort „Terroristen” in Anführungszeichen setzten: „Das ist der Grund dafür, dass niemand mehr den Nachrichten vertraut.”

In englisch zuerst erschienen bei JNS.org

1 Kommentar

  1. Was ich immer noch nicht verstehe, warum sind Europas Juden selbst im Unterschied zu Israels Juden so passiv?
    Nur ein Beispiel. Die Schlagzeilen in den deutschen ‘Leidmedien’© sind längst tendenziös und parteiisch. Warum gründen Juden in D keinen Verein, keine NGO* mit einem einzigen kleinen Anfangsziel: Sagen wir mal, ‘Die Zeit’ zur ausgewogenen Berichterstattung zu zwingen? Ein paar Kundgebungen vor dem Hauptquartier in Hamburg würden doch reichen, oder!?

    Oder ist ‘blühendes jüdisches Leben’™ in Europa eine Mär und es gibt kein Leben nach dem Tod/Holocaust?
    _______
    * Man stelle sich nur die Reaktion des deutschen Politikums vor, käme es zur außländischen Finanzierung, geschweige denn durch außländische Regierungen ;))

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