Die NZZ – Immer zu Korrekturen bereit

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Wenn die NZZ-Online fest in antiisraelischen Händen ist, dann auch wegen hoh.,  Andrea Hohendahl. Im Februar 2010 schrieb er über Mosab Hassan Yousef, der Sohn eines Hamas-Gründers ist, aber Agent des israelische Geheimdienstes wurde und heute als zum Christentum Bekehrter in den USA lebt. Hohendahl machte in seinem damaligen Artikel Mosab Hassan auch dafür verantwortlich, die Israelis gegen „seinen eigenen Vater aufzuhetzen und diesen ans Messer zu liefern“. Das hatte er aus einem Artikel der englischen Online-Ausgabe von Ha’aretz, den er insgesamt abgekupfert hatte, herausgelesen. Aber nicht sein mangelhaftes Englisch, sondern wohl eher seine abgrundtiefe Voreingenommenheit hatte ihm einen Streich gespielt. In Ha’aretz stand nämlich das genaue Gegenteil: Yousef  war dafür verantwortlich, dass die Israelis von einem Attentat auf seinen Vater absahen. Die Bloggerin von „Blick auf die Welt – Von Beer Sheva aus“ hat das dokumentiert (http://beer7.wordpress.com/2010/02/24/kleine-randbemerkungen/). Kurz danach wurde der NZZ-Artikel geändert. Nun findet sich bis heute dieser Satz dort: „Ferner soll der Sohn des Hamas-Mitbegründers auch die Vereitelung der Auslöschung seines eigenen Vaters durch die israelische Armee erwirkt haben.“ (http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/sohn_eines_hamas-gruenders_als_spion_fuer_israel_taetig_1.5069305.html). Die Israelis zur Tötung seines Vaters „aufgehetzt“ zu haben, wird nicht mehr behauptet. Dass die NZZ hier um 180 Grad zurückgekrochen ist, hat sie freilich, wie es eigentlich die übliche journalistische Praxis bei Online-Zeitungen ist, nicht notiert. Vergessen haben sie dabei auch, einen Leserbriefkommentar zu löschen, der das noch gelesen und darauf reagiert hat. So viel zu transparentem Journalismus in der NZZ!

Heute, am  Tag der Freilassung des Soldaten Shalit, setzt Andrea Hohendahl mal wieder zur Erklärung der Welt in Nahost an. Er bedauert sichtlich, dass die Hamas nun ihren „grössten Trumpf ausgespielt“ habe. Jedenfalls spielt Shalit wohl in seinem Kopf diese Rolle. En passant schreibt er nämlich: „Das Drama um Shalit dauerte derweil knapp fünf Jahre und führte zu einer weiteren kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hamas im Winter 2008“. Offenkundig meint Hohendahl, dass Israel seine Militäroperation „Gegossenes Blei“ in Gaza Ende 2008/Anfang 2009 nicht zur Verteidigung seiner Zivilbevölkerung durch unaufhörlichen Raketenbeschuss aus Gaza auf Sderot, Aschkalon usw. geführte hätte, sondern wegen Shalit. Vielleicht wird das aber demnächst auch wieder stillschweigend korrigiert werden. Wir schlagen die Formulierung vor: „Das Drama um Shalit dauerte derweil mehr als fünf Jahre. Aber die Ursache für den sogenannten Gaza-Krieg waren tausende, von Gaza aus auf die jüdische Zivilbevölkerung Israels abgeschossene Raketen“.

Ekkehard W. Stegemann

2 Kommentare

  1. Sehr guter Artikel, für den ich sehr danke! Ich habe das Gefühl, dass die NZZ krampfhaft möglichst alle Leser einfangen will. Hierzu werden linksradikale, rechts-radikale, Hamasfreundliche, Israeli-freundliche aber auch antisemitische Artikel gleichermassen publiziert. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Ich glaube, dass die NZZ dabei eine gewisse USP in Bezug auf Geradlienigkeit verliert. Sie ist heute ein liberal geprägtes Opportunitätsblatt, welches allen Ansprüchen gerecht werden möchte..

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