SRG – Eine Ombudsfrau auf Abwegen?

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Esther Girsberger. Foto Screenshot SRF
Esther Girsberger. Foto Screenshot SRF
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Am 9. Oktober 2023 hörte ich um 7:00 Uhr in den SRF-Nachrichten Auslandchefin Susanne Brunner sagen, Israel habe «dutzende Geiseln genommen». Diese Aussage ist faktisch falsch und widerspricht dem Sachgerechtigkeitsgebot. Daher reichte ich unmittelbar eine Beschwerde bei der Ombudsstelle der SRG ein und forderte eine Klarstellung und Entschuldigung.

Ein Kommentar von Pedro Bilar

Bereits am 11. Oktober und entgegen der üblichen Praxis, sich bei Reklamationen sehr viel Zeit zu lassen (bis zu 40 Tage!), erhielt ich eine Antwort von Esther Girsberger, Co-Leiterin Ombudsstelle SRG D, die ausschliesslich im Namen ihrer Ombudsstelle sprach: «Susanne Brunner ist praktisch Tag und Nacht an der Arbeit, und der Fehler ärgert sie am meisten.» Und obendrein: «Es besteht weder ein Grund für eine Entschuldigung noch ist das Sachgerechtigkeitsgebot verletzt». Diese Reaktion, die wie eine Abwehrreaktion aus dem Bauch heraus wirkte, setzte den Ton für das, was folgen würde.

Ein Blick in die Vergangenheit

Seit 2011 beschäftige ich mich intensiv mit der Israel-Berichterstattung der SRG, die zu mehreren Beschwerden meinerseits an die Ombudsstelle sowie an die UBI (Unabhängige Beschwerdeinstanz) geführt hat. Meine Beschwerden wurden in der Vergangenheit von Ombudsleuten wie Achille Casanova und Roger Blum stets mit Objektivität behandelt. Auch wenn sie nicht immer meiner Meinung waren, zeichneten sich ihre Antworten durch Professionalität und eine Weiterleitung meiner Anliegen an die zuständigen Redaktionen aus. Beide Ombudsleute pflegten eine respektvolle und neutrale Kommunikation, die darauf abzielte, meine Beschwerden sachlich zu prüfen und transparent zu bearbeiten.

Diese Herangehensweise hat sich mit Frau Girsberger jedoch grundlegend geändert. Ihre Reaktionen sind geprägt von einem spürbaren Bias zugunsten der SRG und einer häufig scharf formulierten Zurückweisung jeglicher Kritik. Ihre Antworten erscheinen weniger daran interessiert, die Anliegen der Beschwerdeführer ernsthaft zu prüfen, sondern vielmehr darauf bedacht, die Redaktion in Schutz zu nehmen. Im Folgenden möchte ich Beispiele für ihre problematischen Reaktionen anbringen, die sich auf dokumentierte schriftliche Aussagen stützen und meine Kritik an ihrer Arbeitsweise verdeutlichen.

Falsche Behauptungen ohne Relativierung

Beispielhaft meine Beschwerde vom 31. Oktober 2024 «Die Darstellung, dass der 19-jährige Bruder von Aziz Abu Sarah, Tayseer, aufgrund von «Folterungen im israelischen Gefängnis nach seiner Freilassung an inneren Verletzungen gestorben» sei, ist eine unbewiesene Behauptung, die als solche von der Interviewerin Anna Trechsel oder vom Redakteur Markus Hofmann (da das Gespräch höchstwahrscheinlich nicht live stattfand) hätte kategorisiert und dem Publikum hätte mitgeteilt werden müssen – es fehlt zumindest das zumindest notwendige Wort «angeblich». Eine Autopsie, die ohne weiteres in einem der Krankenhäuser der PA (Palästinensischen Autonomiebehörde) hätte durchgeführt werden können, fand nicht statt, und selbst die Familie gab öffentlich zu, dass sie es nur «glaube». Eine punktuelle Falschdarstellung also. Nebst der an den Haaren herbeigezogenen abweisenden Antwort der Redaktion setzt Esther Girsberger noch eins drauf: «Zwar hätte man die Aussage von Abu Aziz Sarah durch Einschübe wie «nach eigenen Angaben», «nach Überzeugung der Familie» oder «aufgrund von Abklärungen der Familie» relativieren können – für den Kerngehalt des beanstandeten Berichts ist dies nicht entscheidend.» Was kümmert uns dann die Fehlinformation, oder? Beschwerde abgewiesen, wieder ohne Entschuldigung, Punkt!

Persönliche Angriffe und Polemik

In meiner Beschwerde vom 28. Februar 2024 kritisierte ich, dass Susanne Brunners Berichterstattung zu einer wachsenden antisemitischen Stimmung in der Schweiz beitrage. Unter anderem schrieb ich: «Vermutlich versteht sich Susanne Brunner als Speerspitze der Hetze gegen Israel, die seit vielen Jahren evident und aktenkundig ist». Die spitzfindige Antwort darauf: «Rufschädigend ist nur schon der Beginn Ihrer Beanstandung…» und «aktenkundig» weist auf gerichtliche Dokumente hin.» Bewusst falsch? «In der Schweiz kann durch eine Aktennotiz ein wichtiger Sachverhalt dokumentiert und als zusätzliche Information zu den Akten gelegt werden (Wikipedia Definition)». Jegliche Dokumente, wohlgemerkt, nicht nur «gerichtliche». Danach wird es sogar beleidigend «Im Wissen, dass Sie sich gar nicht von der Sachgerechtigkeit der Berichterstattung ins Bild setzen lassen wollen, sondern in Ihrer Überzeugung nicht bereit sind, Fakten als solche anzuerkennen, machen wir es kurz…» Im Wissen?

Ignoranz gegenüber belastbaren Beweisen

Zu einem weiteren Punkt einer Beschwerde, der die systematische Aneignung von Hilfsgütern durch die Hamas betrifft, schrieb ich: «…es liegen mehr als genug Beweise in Form von Videoaufnahmen vor, dass die „Kämpfer“ der Hamas systematisch Hilfslieferungen regelrecht stehlen und der Bevölkerung vorenthalten, indem sie ankommende Lastwagen mit Hilfsgütern vor aller Augen plündern…». Girsberger antwortete darauf wiederum äusserst unsachlich: «Wo sind die echten Videoaufnahmen, wonach die Hamas «systematisch Hilfslieferungen stiehlt»? Sind Sie ernsthaft der Meinung, die humanitäre katastrophale Lage in Gaza sei allein der Hamas zuzuschreiben? Stellen Sie die Berichte der Uno in Frage, die von der drohenden Hungersnot berichtet, die mittlerweile Tatsache ist?» Diese Antwort unterstellt indirekt, dass mir nur unwahre oder manipulierte Beweise vorliegen. Dabei gibt es zahlreiche Berichte und Aufnahmen, die solche Vorwürfe belegen. Indem sie dies in Zweifel zieht, wird der Eindruck vermittelt, dass kritische Stimmen gegen die Hamas pauschal diskreditiert werden sollen. Um die Tragweite dieser Antwort zu verstehen, muss man auch wissen, dass es bis heute keine «Hungersnot» in Gaza gegeben hat.

Die Antworten von Esther Girsberger lassen an Neutralität und Professionalität vermissen. Ihre persönlichen Angriffe, die mangelnde Bereitschaft, auf fundierte Kritik einzugehen, und ihre oft einseitigen Stellungnahmen zugunsten der Redaktion werfen ein schlechtes Licht auf ihre Eignung als Ombudsfrau.

Eine Ombudsperson sollte neutral, sachlich und professionell agieren. Diese Qualitäten vermisse ich bei Frau Girsberger zunehmend. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Ombudsstelle ihre Funktion als unabhängiges Kontrollorgan wieder ernster nimmt. Die SRG scheint mit Frau Girsberger jedoch genau die Ombudsfrau zu haben, die sie verdient.

5 Kommentare

  1. Auch ich musste negative Erfahrungen machen mit Fr. Girsberger. Ich schrieb immer mal wieder ans „SRF Desinformationsteam“ und bekam irgendwann die Antwort sie würden meine Mails nicht mehr beantworten weil man mittlerweile meine Ansicht zum Krieg in Gaza nun kenne. Das hintelies bei mir einen bitteren Nachgeschmack, denn auch wir kennen die Ansicht von SRF zum Krieg in Gaza und doch wird munter fast täglich völlig verzerrt darüber berichtet. Ich fragte wiederholt, weshalb man es bei SRF nicht fertig bringt nur eine Minute über gefallene israelische Soldaten und ihr Leid zu berichten dafür tagtäglich über palästinensische Familien die offenbar nur wegen den Israeli so furchtbar leiden. Einseitiger geht es kaum. Auch der Fakt, dass jeden Tag im „Newsticker“ von SRF Online die angeblichen Opferzahlen der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde 1 zu 1 wiedergegeben werden und diese nun wirklich nicht der Realiät entsprechen können, wurde von SRF nie korrigiert geschweige denn angezweifelt. Da kann doch etwas nicht stimmen. Gibt es tatsächlich keinen fairen und objektiven Journalismus mehr? SRF ist mit das schlimmste Medium in dieser Beziehung und mitverantwortlich für den wachsenden Antisemitismus in der Schweiz und Europa! Ich schäme mich dafür zutiefst für unser Land.

  2. SRF ist in Bezug auf die Berichterstattung zu Israel ein einziges Trauerspiel. Al-Jazeera-Journalisten gelten als Nahost-Experten, interviewt werden vorzugsweise als WissenschaftlerInnen getarnte AktivistInnen, wir hören von Reporterinnen, die an Beerdigungen der Hisbollah teilnehmen. Frau Brunner versuchte gar, uns eine Frau der Familie Barghouti als eine einfache, von Israel grundlos gequälte Palästinenserin unterzujubeln. Und wen interessiert schon die ganze Geschichte, wenn man mit toten Kindern Mitleid erzeugen kann? Von den Geiseln gibt es halt deutlich weniger spannende Bilder, nicht brauchbar fürs Infotainement…
    Immerhin, die SRG steht mit dem neuen Credo „Ideologie vor Fakten“ nicht allein, immer mehr Medien brauchen für die Klicks nur Gefühltes, keine Tatsachen. Was die Hamas an Aufschrei liefert, ist einfach „saftiger“ als eine nüchterne Pressemeldung der IDF.

  3. Liebe Jessica, ich bin ganz Ihrer Meinung. Ich habe mich mal bei der Redaktion Tagesschau SRG beschwert und eine Klagedrohung als Antwort erhalten. SRG ist wie Bundesbern leider antisemitisch und volksverhetzend. Es ist ein Drama, aber scheinbar kann man dagegen nichts tun. Selber stark bleiben und sich nicht einschüchtern lassen, ist mein Motto.

  4. Aus diesen Gründen ist SRF für mich gestorben und ich finde das ist eine subtile Form von Volksverhetzung. Die Frage bleibt;Was steckt dahinter? Wer sind die Drahtzieher?

  5. Natürlich haben Antisemitismus und asymmetrische Berichterstattung in der Schweiz System und Tradition. Im Jahr 2003 legte ich mich mit der Ombudsstelle an. Wegen einer der hinlänglich bekannten „Israel hat…“ – Desinformation (vom 19. Februar 2003).

    Den gesamten Ablauf habe ich publiziert unter dem Titel „Geburt einer Falschmeldung“ auf fritzpress.

    Ein Fazit daraus: Weitere Gründe sind nicht erwünscht – der Schuldige [Israel – wer sonst] ist gefunden. Merke: Kurze Nachrichtenmeldungen bzw. vage Andeutungen müssen nicht wahr sein – denn sie sollen nicht informieren, sondern lediglich ein Klima schüren. Daraus folgt: Wende kurze falsche Nachrichtenmeldungen gezielt und häufig an, denn sie schlüpfen durch die Maschen des RTVG.

    Die Schweizer Regierung zwingt uns, diesen und anderen Antisemitismus mitzufinanzieren.

    Und: Hungersnot in Gaza? Keine andere Bevölkerungsgruppe der Welt wird von der internationalen Gemeinschaft stärker alimentiert. Allein drei der Hamasführer haben der eigenen Bevölkerung elf Milliarden Hilfsgelder für privates Amüsement gestohlen. Hätte die Hamasführung das gestohlene Geld in 690-PS-Traktoren investiert, würde die Traktorenkolonne nahtlos aneinandergereiht von Genf nach St. Gallen – oder in Viererkolonne rund um den ganzen Gazastreifen – reichen. Mengenrabatt nicht berücksichtigt. Gibt es eine Hungersnot in Gaza: Sie wäre mehrfach selbstverschuldet. Das will man aber bei den zwangsalimentierten Schweizer Medien nicht wissen, weil ideologische Propaganda und Stimmungsmache wichtiger sind als Fakten.

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