Der Marsch des Lebens für Israel: Aufstehen statt Schweigen

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Der «Marsch des Lebens für Israel» am 28. April 2025 in Schaffhausen an dem über 250 Personen teilgenommen haben. Zu sehen ist u.a. auch der Zeitzeuge und Holocaustüberlebende Uri Strauss. Foto zVg
Der «Marsch des Lebens für Israel» am 28. April 2025 in Schaffhausen an dem über 250 Personen teilgenommen haben. Zu sehen ist u.a. auch der Zeitzeuge und Holocaustüberlebende Uri Strauss. Foto zVg
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Es sind Bilder, die sich einprägen: Menschen gehen schweigend durch die Strassen, tragen Plakate gegen Antisemitismus, halten Fotos von Holocaust-Überlebenden hoch. Doch der Marsch des Lebens ist weit mehr als eine Gedenkveranstaltung. Er ist ein aktiver Aufruf an jeden Einzelnen, die Vergangenheit nicht zu verdrängen und sich heute mutig auf die Seite Israels und des jüdischen Volkes zu stellen.

Seit 2007 führt eine christliche Initiative aus Tübingen, gegründet von Jobst und Charlotte Bittner, diese Märsche durch. Mittlerweile haben sie mehr als 20 Nationen und über 400 Städte erreicht. Auch in der Schweiz ist die Bewegung gewachsen.

Michael Ruh, Gesamtleiter der Märsche des Lebens für Israel in der Schweiz, schildert eindrücklich, was ihn bewegt: «Ich war als Helfer beim ersten Marsch des Lebens 2007 im Süden Deutschlands (KZ Bisingen) dabei und hatte eigentlich nicht verstanden, worum es dabei ging. Ich dachte, dass ich als neutraler Schweizer mit der Aufarbeitung der Geschichte bezüglich des zweiten Weltkriegs nichts zu tun habe.»

Seither engagiert sich Michael Ruh leidenschaftlich für die Bewegung: «Heute stehe ich aktiv in Freundschaft an der Seite des jüdischen Volkes und schweige nicht zu Antisemitismus, sondern engagiere mich aktiv in der Bewegung Marsch des Lebens für Israel.»

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Märsche des Lebens für Israel in der Schweiz 2025.

Dabei richtet sich sein Blick auch auf die Rolle der Kirche: «Wir können die Geschehnisse nicht rückgängig machen. Aber wir sind bereit, in Demut als erstes unsere eigene Familiengeschichte aufzuarbeiten und die Wahrheit darüber auszusprechen. Dabei beschäftigen wir uns auch mit der Kirchengeschichte. Viele Christen (welcher Denomination auch immer sie angehören), haben noch kein Verständnis davon, dass die Kirche die treibende Kraft war, das Gift des Antisemitismus über Jahrhunderte zu verteilen, indem sie den Pamphleten der ersten Kirchenväter geglaubt haben.»

Auf die aktuellen Herausforderungen angesprochen, bleibt Ruh konsequent: «Wir wollen die Strassen nicht denen überlassen, die Israel delegitimieren. Wir möchten die schweigende Mehrheit herausfordern und ermutigen, für das Existenzrecht Israels Stellung zu beziehen – nicht nur bei einer Veranstaltung, sondern in ihrem Alltag. Der Holocaust konnte geschehen, weil die Mehrheit zugesehen und geschwiegen hat.»

Auch an die Schweizer Gesellschaft richtet er einen klaren Appell: «Ich wünsche mir, dass wir als Gesellschaft – als Schweizer – uns klar und unmissverständlich an die Seite Israels stellen, Antisemitismus und Judenhass beim Namen nennen und in unserer Gesellschaft nicht tolerieren. Ich wünsche mir, dass wir jüdisches Leben als eine Bereicherung unserer Gesellschaft wertschätzen, willkommen heissen und Freundschaft pflegen.»

Trotz gelegentlicher Bedrohungen und Gegenprotesten lassen sich die Veranstalter nicht beirren. «Wir führen durch die Behörden bewilligte Veranstaltungen durch und lassen uns von Gegenstimmen nicht abhalten. Wir sind dankbar für die gute und von uns sehr geschätzte Zusammenarbeit mit den Behörden und der Polizei.» so Michael Ruh.

Der Marsch des Lebens lädt jeden ein, nicht länger Zuschauer zu sein. Wer einmal mitgeht, weiss: Es geht um mehr als einen Tag im Jahr. Es geht um Haltung, um Verantwortung – und um die Zukunft. Weitere Informationen unter https://www.marschdeslebens.ch/

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