«Es ist nicht das erste Mal, dass die Hamas Krankenwagen missbraucht»

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Krankenwagen in den Strassen von Gaza-Stadt. Foto IMAGO / ZUMA Press Wire
Krankenwagen in den Strassen von Gaza-Stadt. Foto IMAGO / ZUMA Press Wire
Lesezeit: 5 Minuten

IDF: Soldaten, die an dem Vorfall vom 23. März mit Beschuss auf Krankenwagen beteiligt waren, sahen sich mit Terroristen konfrontiert und informierten sofort die UN.

von Yaakov Lappin

Während die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) ihre Ermittlungen zu einem Vorfall vom 23. März im südlichen Gazastreifen fortsetzt, bei dem Truppen das Feuer auf einen Konvoi aus Krankenwagen und einem Feuerwehrauto eröffneten, legte ein israelischer Militärvertreter eine detaillierte Chronologie vor. Diese deutet darauf hin, dass die Soldaten davon ausgingen, auf Hamas-Terroristen getroffen zu sein – nach einem früheren Gefecht mit Terroristen an genau derselben Stelle.

Reservisten der 14. Panzerbrigade und Mitglieder der Golani-Brigade waren nach Angaben eines IDF-Sprechers im Tel Sultan-Gebiet im Einsatz – einem Gebiet, das als Schauplatz zahlreicher terroristischer Aktivitäten beschrieben wird.

Der Vertreter erklärte, IDF-Kräfte hätten sich gegen 4 Uhr morgens in Position begeben, um eine Strassensperre vorzubereiten. Ein Fahrzeug der Hamas sei daraufhin vorbeigefahren, es sei zum Feuergefecht gekommen, zwei Hamas-Mitglieder seien getötet und ein drittes zur Vernehmung festgenommen worden. „Bei der Vernehmung hat er zugegeben, Hamas-Mitglied zu sein“, sagte der Vertreter.

Die Truppen blieben noch zwei Stunden im Gebiet, währenddessen beobachteten sie „vorbeifahrende Fahrzeuge, darunter auch Krankenwagen“. Gegen 6 Uhr morgens habe die Einheit schliesslich durch IDF-Luftüberwachung einen Hinweis auf „einen sich im Dunkeln verdächtig bewegenden Konvoi“ erhalten, so der Vertreter.

Die IDF-Soldaten berichteten, dass Personen aus den Fahrzeugen ausgestiegen seien und sich in ihre Richtung bewegt hätten. Das Militärpersonal habe dies als „einen weiteren Vorfall wie jenen um 4 Uhr morgens“ wahrgenommen und das Feuer „aus der Entfernung“ eröffnet.

Behauptungen über Erschiessungen aus nächster Nähe, Nachschiessen oder gefesselte Opfer wies der IDF-Vertreter zurück und betonte, es sei aus der Distanz geschossen worden. Die Soldaten hätten, nachdem sie sich der Szene genähert hätten, „einen Teil der Getöteten als Terroristen identifiziert – in Übereinstimmung mit Geheimdienstinformationen und Beweisen am Boden“. Er fügte mit Nachdruck hinzu: „Aus ihrer Sicht waren sie in ein Gefecht mit Terroristen verwickelt“.

In einer vorhergehenden Erklärung vom 2. April sagte die IDF: „Nach einer ersten Analyse wurde festgestellt, dass die Streitkräfte einen Hamas-Kämpfer, Mohammad Amin Ibrahim Shubaki, und acht weitere Terroristen der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihad eliminiert haben“.

Der Militärvertreter wies auch Behauptungen über eine Vertuschung zurück: „Die Soldaten riefen sofort die UN an“, um den Ort der Leichen zu melden.

„Als die IDF-Kräfte begriffen, dass die UN nicht in absehbarer Zeit eintreffen würde, entschieden sie sich, die Leichen mit Tarnnetzen zu bedecken und mit Sand zu überdecken“, sagte die Quelle weiter. „Sie wollten nicht, dass wilde Tiere an die Körper herankommen.“

Neben der Weitergabe der Koordinaten an die UN habe die IDF der UN schliesslich auch bei der Ortung der Leichen geholfen. Als die Fahrzeuge des Konvois, die die Strasse blockierten, am nächsten Tag entfernt wurden, sei eine IDF-Einheit mit „ schwerem Gerät“ angerückt und habe die Fahrzeuge auf eine Weise wegbewegt, „die sie beschädigte“.

Der Vorfall wurde international verurteilt. Die IDF untersucht derzeit Widersprüche zwischen ihrer ersten Einschätzung – die Fahrzeuge hätten kein Blaulicht eingeschaltet – und späteren Videoaufnahmen, die zeigen, dass das Blaulicht eingeschaltet war.

Auf die Zahl der Opfer angesprochen, bestätigte der IDF-Soprecher: „Es waren 15 Personen am Vorfall beteiligt. Vierzehn wurden getötet; eine Person überlebte.“ Die ursprüngliche Einschätzung der IDF war, dass sich unter den Personen mindestens sechs Terroristen befanden.

„Wir werden die Namen, Bilder und Beweise zu veröffentlichen – sobald wir sie freigeben können“, sagte die Quelle. „Es ist nicht das erste Mal, dass die Hamas Krankenwagen missbraucht. Und ich glaube nicht, dass es das letzte Mal gewesen ist.“

Am 6. April erklärte Brigadegeneral a.D. Yossi Kuperwasser, ehemaliger Leiter der Forschungsabteilung des militärischen Nachrichtendienstes der IDF sowie Generaldirektor des Ministeriums für strategische Angelegenheiten und heute Leiter des Jerusalem Institute for Strategy and Security, dass die Kriegsziele unverändert blieben: „Wir müssen die Geiseln befreien und sicherstellen, dass die Hamas entmachtet wird.“

Er fügte hinzu, dass die IDF wahrscheinlich Pläne vorbereitet habe, um den gesamten Gazastreifen zu übernehmen, falls dies notwendig werden sollte. „Ich glaube, dass wir versuchen, dies zu vermeiden, indem wir den Druck auf die Hamas weiter erhöhen“, sagte er. Die Strategie umfasse unter anderem die Unterbrechung der humanitären Hilfe, der Stromlieferungen und die schrittweise Übernahme von Teilen des Gazastreifens, „einschliesslich der Moag-Achse und Operationen im Norden, Süden und in Rafah – wie wir alle gesehen haben“.

Kuperwasser betonte, dass eine vollständige Besetzung von Gaza nicht das bevorzugte Ziel Israels sei, aber unvermeidlich werden könne.

Sollten die laufenden IDF-Operationen ausreichen, um die Hamas zu überzeugen, dem Vorschlag zur Freilassung der Geiseln und von 16 Leichen zuzustimmen – wobei über die restlichen Geiseln in einer späteren Phase gesprochen würde – „wäre das ausreichend, um den Druck zu mildern, dem Hamas derzeit ausgesetzt ist.“ Falls nicht, und Hamas weiterhin ablehnt, werde der Druck weiter steigen – bis hin zu einer fast vollständigen Kontrolle des Gazastreifens durch Israel, zumindest was die Hilfsgüterverteilung betrifft.

Er kritisierte zudem vergangene israelische Sicherheitsanalysen, die die Kosten und Gefahren einer Rückeroberung Gazas übertrieben hätten. „Was die damalige Führung des Sicherheitsapparats getan hat… war, die Einnahme Gazas als etwas Furchtbares, völlig Untragbares und extrem Kostenintensives darzustellen – mit dem Ziel, die politische Führung davon abzuhalten, einen entsprechenden Befehl zu erteilen.“

Kuperwasser sagte abschliessend, dass eine entschlossene israelische Kampagne „die Bevölkerung in Gaza davon überzeugen wird, dass die Hamas weg ist und nicht wiederkommen wird“. Er schätzte, dass es „mindestens ein Jahr dauern wird“, um diesen Mentalitätswandel in der Zivilbevölkerung zu erreichen.

Yaakov Lappin ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Miryam-Institut, am Alma-Zentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien. Auf Englisch zuerst erschienen bei Jewish News Syndicate (JNS). Übersetzung Audiatur-Online.

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