Eine aktuelle Analyse des International Centre for Counter-Terrorism (ICCT) beleuchtet die wachsende Bedrohung durch iranische Auslandsoperationen in Europa. Wie Dr. Matthew Levitt und Sarah Boches darlegen, nutzt das iranische Regime zunehmend Kriminelle, um Anschläge auf Dissidenten, jüdische Einrichtungen und israelische Diplomaten durchzuführen. Diese Entwicklung stellt eine ernsthafte Herausforderung für die Sicherheitsbehörden dar, die vor einer immer undurchsichtigeren Verflechtung von staatlich gefördertem Terrorismus und organisierter Kriminalität stehen.
Laut dem ICCT haben iranische staatliche Akteure, insbesondere das IRGC (Iranische islamische Revolutionsgarden) und der MOIS (Ministerium für Nachrichtenwesen und Sicherheit), verstärkt auf kriminelle Netzwerke zurückgegriffen, um Operationen im Ausland durchzuführen und damit eine direkte Verbindung zu Teheran zu verschleiern.
Seit Januar 2022 gab es mindestens 20 vom Iran unterstützte Anschläge auf britische Staatsbürger und Einwohner, so der Generaldirektor des MI5, Ken McCallum. Diese Operationen, so der ICCT-Bericht, nutzen verstärkt Kriminelle aus verschiedenen Schichten, darunter internationale Drogenhändler und lokale Kleinkriminelle. Weiter heisst es im ICCT-Bericht, dass iranische Agenten in Europa operierende Kriminelle angeheuert haben, um Spionage und Überwachungen von Juden und jüdischen Einrichtungen in Städten wie Paris, München und Berlin durchzuführen. Diese Vorgehensweise stellt einen klaren Versuch dar, mögliche Gegenmassnahmen westlicher Staaten zu umgehen, indem sie Distanz zwischen dem iranischen Regime und den Anschlägen schaffen.
Dr. Matthew Levitt und Sarah Boches, die Autoren der Analyse, unterstreichen, dass diese kriminellen Verbindungen kein neues Phänomen darstellen. Seit der islamischen Revolution 1979 haben iranische Agenten weltweit Dissidenten und Regimekritiker verfolgt. Besonders seit 2021 sei jedoch eine deutliche Zunahme dieser Aktivitäten zu beobachten. So fanden laut ihren Daten zwischen 2021 und 2024 mehr als 54 Operationen statt, die sich überwiegend gegen iranische Dissidenten, israelische Diplomaten und jüdische Einrichtungen richteten. Weiter schreiben Levitt und Boches, dass in über sechzehn dieser Fälle Kriminelle zur Durchführung der Anschläge eingesetzt wurden.
Ein bezeichnendes Beispiel dafür ist der sogenannte „Hochzeitsplan“, bei dem die Revolutionsgarden einen Menschenschmuggler anheuerten, um zwei Nachrichtensprecher von Iran International in London zu ermorden. Dieser Fall zeigt die komplexen und systematischen Bemühungen Teherans, Dissidenten und kritische Stimmen im Ausland zu eliminieren.
Laut Dr. Levitt und Sarah Boches haben die iranischen Sicherheitskräfte nicht nur lokale Kriminelle, sondern auch internationale Netzwerke wie die Hell’s Angels, Foxtrot und Rumba für Anschläge auf israelische und jüdische Ziele in Europa eingesetzt. Ein Beispiel ist der Anschlag auf die israelische Botschaft in Stockholm im Januar 2024, der von der Foxtrot-Gang im Auftrag des Iran geplant wurde. Solche Ereignisse unterstreichen die globale Reichweite und die Zunahme iranischer Operationen, die eine wachsende Bedrohung für die nationale Sicherheit in verschiedenen europäischen Ländern darstellen.
Der ICCT-Bericht weist auch darauf hin, dass iranische Regierungsstellen zunehmend Drogenhändler als Mittelsmänner einsetzen, um Kriminelle für ihre Operationen im Ausland zu rekrutieren. Als eines von vielen Beispielen wird der Fall von Umit B. angeführt, einem in Frankreich ansässigen Drogenhändler, der nun vom Iran aus operieren soll. Nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste soll er Anschläge auf jüdische und israelische Ziele in Europa geplant haben.
Die Autoren Dr. Matthew Levitt und Sarah Boches fordern daher in ihrer Analyse, dass die internationalen Anstrengungen zur Bekämpfung iranischer Auslandsoperationen intensiviert werden müssen. Sie plädieren dafür, das Korps der Islamischen Revolutionsgarde in Europa als terroristische Organisation einzustufen, um der wachsenden Bedrohung durch staatlich geförderten Terrorismus krimineller Akteure besser begegnen zu können.
Der Bericht schliesst mit einem klaren Appell: Westliche Regierungen, insbesondere die EU und ihre Mitgliedstaaten, müssen ihre Systeme zur Aufdeckung solcher Anschläge verbessern und eine klarere Haltung gegenüber iranischen Auslandseinsätzen einnehmen.