Moovit macht Blinde selbstständiger im öffentlichen Nahverkehr

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Verwendung eines WeWALK-Stocks auf der Strasse. Foto WeWALK / Moovit
Verwendung eines WeWALK-Stocks auf der Strasse. Foto WeWALK / Moovit
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Moovit, die weltweite Nummer 1 unter den Mobilitäts-Apps, hat eine Partnerschaft mit WeWALK begonnen, die es blinden und sehbehinderten Nutzern ermöglicht, selbstständig in öffentlichen Verkehrsmitteln zu navigieren.

Die 2012 eingeführte und 2021 von Intel übernommene israelische App Moovit wird von mehr als einer Milliarde Nutzern in 3.400 Städten in 112 Ländern und 45 Sprachen verwendet. WeWALK ist ein britisches Start-up-Unternehmen, das einen preisgekrönten intelligenten Stock für sehbehinderte Menschen entwickelt hat.

Die Technologie von Moovit ermöglicht es den WeWALK-Nutzern, die richtigen Bushaltestellen und Bahnhöfe zu identifizieren und dorthin zu gelangen, Echtzeit-Ankunftsinformationen abzurufen, Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die gesamte Fahrt zu erhalten, Audio- und Text-Warnungen zum Aussteigen zu bekommen und Service-Warnungen zu Änderungen und Störungen auf ihrer Route zu erhalten.

“Dies ist eine wirklich wichtige Partnerschaft für uns, da sie perfekt zu unserer Mission passt, die urbane Mobilität für alle zu vereinfachen und effizienter und nachhaltiger zu machen”, sagte Luke Redfern, Moovit’s UK and Ireland Partnership Manager, gegenüber der Nachrichtenagentur ISRAEL21c.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation gibt es weltweit etwa 253 Millionen sehbehinderte Menschen, von denen viele einen Blindenstock benutzen.

Der weisse Standardstock hilft zwar beim Umgehen von Hindernissen in Bodennähe, nicht aber bei der Überwindung höherer Hindernisse und schon gar nicht beim Auffinden der richtigen Bus- oder U-Bahn-Station oder bei der Planung der Reise.

Das bedeutet, dass viele Menschen mit Sehbehinderungen einfach keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen und somit auf andere angewiesen sind, um ihre Ziele zu erreichen.

Moovit hat vor einigen Jahren eine Fallstudie in Toronto durchgeführt, bei der sich herausstellte, dass viele Menschen mit Behinderungen aufgrund einer Systemänderung die öffentlichen Verkehrsmittel nicht mehr nutzten, so Redfern. In Zusammenarbeit mit einer gemeinnützigen Organisation entwickelte Moovit eine White-Label-Anwendung, um dieses Problem zu lösen.

“WeWALK hat eine intelligente Box entwickelt, die am weissen Stock befestigt wird und über Ultraschallsensoren und einen vibrierenden Griff sensorische Informationen ab Hüfthöhe weitergibt”, sagt Redfern. Die Box verfügt auch über einen Sprachassistenten.

“Wir haben kostenlos eine Verkehrs-API hinzugefügt, die es den Nutzern der WeWALK-App ermöglicht, zu Bushaltestellen zu navigieren und in Echtzeit Informationen darüber zu erhalten, wann der Zug oder die Strassenbahn eintrifft, sowie eine schrittweise Anleitung zum Aussteigen an der richtigen Haltestelle.

Eine Bluetooth-Verbindung zum Gehstock liefert extrem detaillierte Informationen. Der Sprachassistent kann den WeWALK-Nutzer zum Beispiel anweisen, “100 Meter in Richtung 3 Uhr zu gehen”.

Redfern merkt an, dass Moovit seine eigene Anwendung ständig verbessert und bereits Funktionen für Menschen mit Sehbehinderung, Farbenblindheit, Beeinträchtigung der Handmotorik und Mobilitätseinschränkungen anbietet. So kann ein Rollstuhlfahrer zum Beispiel herausfinden, ob ein bestimmter Bus ausreichend Platz für seinen Rollstuhl bietet.

Im kommenden Sommer werden Moovit und Mobileye – beides israelische Unternehmen, die von Intel übernommen wurden – in Tel Aviv und München MoovitAV, ein strassentaugliches autonomes Elektrofahrzeug für sechs Passagiere, für kommerzielle fahrerlose Fahrdienste auf den Markt bringen.